Hi,
ich antworte mal, auch wenn ich dzt. "nur" vorwiegend Vegetarier bin (mit Hang zum Veganismus):
1.) Ja, es ist vermutlich schmerzhafter, sofern die Schlachtung a) eine Euthanasie mit einem geeigneten Tötungsmittel ist (was zB nicht auf T61 oder Erstickungen mit CO2 zutrifft) oder wenn das Tier zB auf der Weide mit einem einzigen Schuss auf der Stelle getötet werden kann. Die Frage ist nur: Warum sollte ein Raubtier domestizierte "Nutztiere" töten? Gerade bei "Nutztieren" wird eine solche Tötung doch vermeidet. Was halt an Leid bei den regulären Schlachtungen hinzukommt, ist: die Tiertransporte samt Stressfaktoren, unausgebildete Arbeiter, die die Tiere mit Elektroschocks in den Tötungsraum oder zur CO2-Gondel treiben, teilweise müssen die Tiere auf Förderbändern die letzten Meter gehen oder werden mit mechanischen Platten in die CO2-Erstickung geschoben - wie Biligware. Also wenn das kein Leid ist ... Ich weiß nicht, ob das Reißen eines Tieres auf seiner gewohnten Weide dann wirklich so viel schlimmer ist. Zumal etliche Tiere in deutschen Schlachthöfen ja auch lebendig ausbluten, lebendig geschreddert werden oder lebendig gekocht werden, weil im Akkord-Schlachttempo gerne mal die (ebenfalls qualvollen) Betäubungen versagen.
2.) Vermutlich würden die sog. "Tierschutzgesetze" dann auch tatsächlich mal in schützende Gesetze verändert werden. Die Frage ist hier, wie weit der Veganismus geht. Tierrechtler werden eventuell generell gegen Tierhaltung sein (mit Ausnahmen geretteter Tiere vermutlich), andere Veganer "nur" für eine Lockerung der Tierhaltungsgesetze ... Ich denke, das wäre dann schrittweise einfach ein Prozess in Richtung bessere Tierhaltung und weniger Ausbeutung. Man könnte die Tiere ja zB noch als Therapietiere halten (auch sog. Nutztiere sind dafür sehr geeignet), oder als "Landschaftspfleger". Ist für manche Veganer ok, für andere nicht. Vielleicht wäre da eine Mitte die Lösung.
3.) Das ist sicher Ansichtssache. In meinen Augen haben Menschen hinsichtlich Wildtieren weder Rechte, noch Verpflichtungen, da es halt nun mal fleischfressende Tiere gibt. Als Dilemma sehe ich zB Wildtierstationen, welche kranke Wildtiere aufpäppeln, dafür aber wiederum tausende Futtertiere oft schlecht halten und jagen lassen/töten. Da ist dann die Frage: Zählt ein Wildtierleben mehr als das eines gezüchteten Tiers? Wenn ja, warum? Fressen und gefressen werden zählt - leider - zur Natur. Ich persönlich würde wahrscheinlich jedes Tier vor einem anderen Tier retten, ob Wildtier oder nicht. Der Unterschied jedenfalls von uns Menschen zu Wildtieren ist, dass wir erstens keine Carnivore sind, und zweitens mehr Entscheidungsfreiheiten hinsichtlich Essen haben. Daher haben wir mMn auch eine größere moralische Verantwortung als zB Wölfe.
4.) Ich töte, wenn möglich, auch keine Insekten. Im Zweifelsfall gebe ich aber Wirbeltieren den Vorzug, da sie nach allem, was ich in Biologie bislang gelernt habe, ein noch größeres Schmerzempfinden besitzen (Gehirn, zentrales Nervensystem, usw.). Ich bin wie gesagt auch gegen unnötiges Insekten-Töten. Auch Insekten fühlen laut neueren Studien.
5.) Gegenüber der domestizierten Tiere definitiv! Wir hätten diese Verpflichtung zB auch gegenüber Tauben, die einst unsere Haustiere gewesen waren, bis wir uns nicht mehr um sie scherten.
6.) Nein, weil wir dann in die Natur zu sehr eingreifen. Ich glaube aber, dass auch Raubtiere so etwas wie Empathie entwickeln können, soweit es ihr Instinkt zulässt.
7.) Diese Frage finde ich ziemlich absurd, daher ist es mir unmöglich, sie zu beantworten. Tiere leiden nun mal, daran gibt es nichts zu rütteln. Es hat auch was mit dem generellen Respekt vor dem Leben eines anderen Lebewesens zu tun. So wie man auch vor anderen Menschen Respekt hat (auch der Mensch ist ein Tier).
8.) Mir geht es schlicht um den Respekt vor dem Leben. Jedes Lebewesen hat normalerweise einen gesunden Lebenswillen. Und wenn es den verliert, weil es krank ist oder aufgrund widerlicher Haltung resigniert, dann wiederum leidet es ja - und dann handelt es sich um ein Leid, das man als Mensch lindern und nicht verstärken sollte. Das funktioniert durch gute Haltung, durch Tierschutz und durch Respekt vor dem Leben. Ich nehme Euthanasie, die möglichst leidfrei durchgeführt wird, da jetzt aus, wenn es darum geht, ein Tier von unwiderruflichem Leid zu erlösen.
9.) Gerade dann, wenn man davon ausgeht, dass auch Pflanzen leiden können, wäre der Veganismus der ideale Weg des Konsums. Warum? Weil Tiere ebenfalls Pflanzen fressen, und zwar viel mehr als wir Menschen. Isst man Fleisch, ist man also zusätzlich für das "Töten" von Tonnen an Pflanzen verantwortlich. Isst man nur Pflanzen, dann fällt wenigstens das Töten der Tiere weg - und man konsumiert auch weniger Pflanzen.