Eine Frage, deren Beantwortung für die Beantwortung dieser Frage relevant wäre, wäre: Hat der „schwächere“ Zwilling ein ausgebildetes Bewusstsein, kann Schmerz empfinden, Angst, Freude? Ist dies zu verneinen, ließe sich argumentieren (wenn man das Ganze konsequentialistisch/utilitaristisch, also mit Blick auf die Folgen/den „Nutzen“ betrachtet), dass die Leiden des „Stärkeren“ wenn die beiden verbunden bleiben die Leiden des „Schwächeren“ wenn die beiden getrennt werden überwiegen. Dieser Argumentation zufolge wäre eine solche Trennung in diesem Fall also moralisch vertretbar.
Möchte man eher mit Werten wie der Menschenwürde argumentieren wäre die Frage: Was macht einen Menschen zu einem Menschen, d.h. zu einem Träger der Menschenwürde? Ab wann gilt eine Zellansammlung als Person?
Natürlich gibt es viele Parallelen zu Debatten über Schwangerschaftsabbrüche, allerdings auch Unterschiede: Bei Pro Choice-/Pro Life-Debatten wird zum Teil auch damit argumentiert, dass ein Fötus das Potential hat ein Mensch mit ausgebildetem Bewusstsein zu werden - dieses Potential fällt bei dem Fall der Zwillinge vermutlich weg, der „schwächere“ Zwilling hat in dem Sinne kein Potential, das aktualisiert werden, sondern ist was er ist. Das bedeutet allerdings auch, dass er vielleicht Empfindungen oder sogar ein Bewusstsein hat, die bzw. das ein Fötus noch nicht hat. Es ist also gleichermaßen denkbar gegen Schwangerschaftsabbrüche und für die Erfüllung des Wunsches des „stärkeren“ Zwillings zu argumentieren wie umgekehrt, je nach konkretem Fall.