Hallo!
Eigentlich bin ich (28) ein Gemütsmensch, kann auch mit Stress umgehen, helfe anderen Leuten wo es kann, habe keine Probleme mit mir und bin zufrieden.
Andererseits merke ich immer wieder, dass ich etwas nachtragend sein kann und das stört mich.
Als "Ausländerkind" habe ich in der Realschule viel einstecken müssen und stand wie auch mein Cousin immer irgendwie unter Beobachtung anderer, wurde immer wieder auch von einer Chemie-Lehrerin mit plumpen Osteuropäerklischees aufgezogen und es war mehr als einmal wirklich diffamierend.
Ich habe mir Jahre später mal den "Luxus" geleistet, eine Mutter eines Mitschülers, die immer gegen uns gehetzt hat, zu fragen was das sollte & warum das sein musste.. sie antwortete verschämt, Angst gehabt zu haben vor Kosovo-Albanern und sonstigen Osteuropäern, die ihrer Ansicht nach in Häuser einbrechen und Autos klauen, Leute verprügeln und sogar in ihrer Familie kriminelle Gangs bilden ... die typischen Klischees eben.
Es gibt nach wie vor Leute die mich per se als "diesen Ausländer" einstufen - obwohl die Gesellschaft so gern auf tolerant macht - und mich entsprechend nicht ernst nehmen. Es hat zwar über die letzten 10 Jahre doch sehr stark nachgelassen und da ich beruflich relativ schnell aufstieg und die Leute oft einen gewissen Respekt vor mir haben, passiert relativ selten aber doch immer mal wieder. Damit kann ich umgehen und denke mir meinen Teil dazu, hake es dann ab ... aber die alten Wunden werden eben immer wieder aufgekratzt und ich neige dann dazu, Dinge sehr persönlich zu nehmen und als Kränkung der Ehre anzusehen (was ich sonst nicht mache) und auch deswegen schlimm nachtragend zu sein ------> ich kann Dinge, die 15-20 Jahre her sind nicht vergessen und habe das den Leuten, die damals so gehässig und gemein zu meiner Familie und mir waren nicht verzeihen können, weiß auch nicht ob ich das je kann.
Zwar weiß ich, dass man den manchmal in seiner Ehre gekränkten Osteuropäer, der manches zu persönlich nimmt nicht aus mir rauskriegt. Es ist manchmal aber schon nicht einfach und ich weiß genau dass es eigentlich falsch ist so nachtragend bei den damaligen Geschichten zu sein ... manchmal belastet mich das, weil ich so eigentlich vom Naturell her nicht bin, nur wenn es um so etwas geht kann ich echt übel sein und auch ziemlich beleidigt sein, merke mir das auch immer.. Ich weiß man kann die Zeit nur akzeptieren so wie sie ist, doch es stört mich dass ich Dinge oft persönlich nehme, wenn sie in eine gewisse Richtung gehen.
Wie kann ich versuchen besser damit umzugehen?
Ich möchte nicht hören, in Therapie zu gehen, das mache ich definitiv nicht und halte ich deswegen nicht für nötig. Ich bin nicht krank und fühle mich nicht krank oder minderwertig usw., es geht mir gut aber das stört mich einfach und es wäre vielleicht schön, wenn mir jemand ehrlich helfen könnte - danke!