Mal eine Geschichte aus meinem Leben.
Das erste Mal, dass mir ein eine "Vorerinnerung", wie ich sie nenne, denn Deja-vu trifft es bei mir nicht, begegnet ist, war in der Grundschule (bin 25). Damals konnte ich mich nicht erinnern, wann ich das geträumt habe: Ein Mädchen rennt in der Ferne durch ein Kornfeld und fällt hin. War auf dem Geburtstag eines Freundes... Unspecktakulär, nur ein seltsam schwindeliges und dumpfes Gefühl, als wäre ich zu schnell aufgestanden. Dann mit 15 hatte ich ein intensiveres, beinahe verstörendes Erlebnis: Ich saß mit Freunden im Freibad und eine Freundin erzählte von ihrem Urlaub. Als sie so redete, hatte ich einen kurzen schwindelanfall und reagierte instiktiv, um den Ball abzufangen, der sie sonst am Kopf getroffen hätte. Ich erinnerte mich kurz an einen Traum den ich hatte und stellte fest, dass ich die Abläufe, die ich gesehen hatte, verändert hatte. Natürlich dachten alle, dass das nur eine schnelle Reaktion war.
Was mir später auch noch auffiel war, dass ich das nicht mit Ton, sondern nur mit Bildern geträumt hatte. Ich wusste außerdem immer noch nicht, WANN ich das geträumt hatte.
Zwei Jahre, und ein paar dieser "Anfälle" später, habe ich beschlossen, ein Tagebuch über die Ereignisse zu schreiben und außerdem ein extra Tagebuch über Träume, an die ich mich erinnern kann.
Es sind ein paar, ein gutes dutzend, einige seltsam und wie eine Filmszene aus dem Kontext gerissen. Manchmal kenne ich Menschen darin nicht, erkenne sie aber, wenn sie mir neu über den Weg laufen.
Ich habe dann irgendwann meinen Mut zusammengenommen und mit meinen Eltern darüber gesprochen: Wie erwartet "Das ist ein Deja-vu, hat jeder mal!" "Das ist normal!"
Also bin ich zum Arzt gegangen. Meine Ärztin hat mir ganz klar nicht geglaubt, mich aber nach mehrfachem drängen an einen Neurologen überwiesen. Dieser hat ein paar Tests, die die Krankenkasse nicht abdeckt, (fucking teuer, und musste ich mir damals zusammenjobben) gemacht. Kein Ergebniss.
Also anderer Ansatz: Ich habe mir eine Meditationsgruppe gesucht (in der Tat ein paar Spinner, "innere Mitte finden" und so, war beinahe millitant.)
Da habe ich einen Lehrer getroffen, der meinen Geist in privaten Sitzungen geschärft hat. Er hat meine Tagebücher gelesen und die Stirn gerunzelt. Er hat mir gezeigt, wie ich zwischen den Rem-Phasen aufwache und Träume niederschreiben kann, außerdem wie ich in Träumen aufwache (quasi luzid Träume).
Ich meditiere seitdem sehr viel und verliere häufig dabei mein Zeitgefühl.
Manchmal schlafe ich dabei ein und so kommen wir zu der letzten und neusten Geschichte:
Ich sehe meinen besten Freund (vermutlich anfang Dreißig zu der Zeit/ heute ist er 24), auf den Stufen einer Empore stehen. Es wirkt wie eine Kirche: Steinboden, Säulen. Weiße Deko, Blumen, ein roter Teppich. Ich stehe rechts auf den Stufen, er oben, zwei Stufen über mir auf der Empore. Er sieht mich unsicher an. Er trägt einen schwarzen Anzug und wirkt etwas nervös. Ich dachte mir schon, dass das seine Hochzeit ist...
Jetzt kommt das Gruselige: Ich war mit ihm und seiner Freundin, die schon seit Urzeiten meine BESTE Freundin ist (schon bevor sie sich kannten), auf einem Konzert und dann was essen, dann was trinken. Und wie wir da so im Extrablatt um 3 Uhr Nachts sitzen, angetrunken, meint sie:
"Ähm, wir wollten dich übrigends was fragen: Kurz gesagt, wie wollten in den nächsten 4-5 Jahren heiraten (die beiden sind seit 7 Jahren zusammen). Und wir wollten dich fragen, ob du unsere Traurede halten willst, also uns trauen willst. Wir wollen nicht krichlich heiraten, aber eine Traufeier wollen wir trotzdem."
Mich beschlich ein seltsames Deja-vu -Anbahnungsgefühl.
"Und wo wollt ihr dann, dass ich euch zu Mann und Frau erkläre?"
"Oh, da haben wir schon eine Lokation!"
Sie holt ihr Handy aus der Tasche und zeigt mir Bilder: Einer ökomenischen Kirche.
Exakt die Räume aus meinem Traum. Als hätte mir jemand Eiswasser in den Kragen geleert, bin ich beinahe ohnmächtig geworden. Beiden habe ich dann von meinen "Vorerinnerungen" erzählt. Mein bester Freund wusste es schon so halb, hatte es ihm mal erklärt, aber ich denke nicht, dass er mir vollständig geglaubt, geschweigedenn es verstanden hat.
Dann hat mir meine beste Freundin erzählt, dass sie bei mir, selten zwar, "Aussetzer" bemerkt hat. Nichts gefährliches, mehr so ein "Nichts-wahrnehmen".
Wir haben das mit den Deja-vu's abgeglichen, die ich in meinem Tagebuch aufgeschrieben habe. (Wir machen viel zusammen, und daher möglich)
3 Überschneidungen. Jedes Mal, wenn ich in ihrem Beisein ein Deja-vu hatte, war ich für Minuten wie abgeschaltet, keine Reaktion war bei mir festzustellen, nichtmal blinzeln.
Ich habe mich also nochmal bei meinem Meditationslehrer gemeldet, und der gab mir die Nummer eines Arztes für nervöse Nerfenkrankheiten, der einem Schüler von ihm geholfen hatte, seine Paranoiden Angstzustände in den Griff zu bekommen.
Zwei Termine später weiß ich, dass ich nicht der Einzige bin, aber nur eine verschwindend kleine Anzahl an Leuten so starke Visionen haben, oder glauben zu haben. Ich vermute er glaubt mir zwar, dass ICH das GLAUBE, aber trotz meiner Tagebücher (die Echtheit kann ich ja nicht beweisen, die ist Subjektiv), wollte er mich auf Medikamente setzen. Für etwas, das nicht mal diagnostiziert werden kann! Man stelle sich vor.