Ein guter Anfangspunkt, um die Gedanken dahinter zu verstehen, sind die S.K.I.P.-Argumente. Das sind die wohl vier am häufigsten verwendeten Argumente, denen man in dieser Diskussion begegnet: Zum Einen die Würde und Unantastbarkeit, die dem Embryo als Mitglied der "Spezies Mensch" besitzt und eine Abtreibung zum Mord machen (Speziesargument); Der Wert des Menschen entwickelt sich nicht, er ist schon immer da und auf jeder Stufe des Lebens gleich (Kontinuumsargument); Folglich müssen wir dem Embryo, dem wir auch als geborenem Menschen Respekt und Lebensrecht zusprechen würden, ebenfalls Respekt und Lebensrecht zusprechen, denn die Identität ist dieselbe (Identitätsargument); Außerdem liegt das Potential, ein geborener Mensch zu werden, geliebt und geschätzt, in diesem Embryo. Treibt man es ab, zerstört man das Potential, ein (Ich-)Bewusstsein zu entwickeln, zu lieben, zu hassen, geliebt und gehasst zu werden, zu merken, dass man lebt (Potentialitätsargument).
https://www.sapereaudepls.de/2016/09/21/skip-argumente/
Aber nicht nur die Ängste sind da, ein (menschliches) Leben zu töten. Auch die Angst, dass man anfängt, den Menschen durch Menschenhand zu selektieren, ist da. Ein ziemlich präsenter Fall ist Vietnam, wo Frauen unter dem Mann stehen. Eine Frau kann dort nichts, sie führt weder den Familiennamen fort, noch darf sie (ohne Erlaubnis des Mannes, was aber selten passiert) nicht arbeiten gehen. Für eine Familie wird sie schnell zum Ballast - das Essen nicht wert, ein schwarzes Loch, das man nicht für die eigene Familie, sondern für eine fremde durchfüttern muss. In Vietnam werden regelmäßig Mädchen abgetrieben, um schnell einen "wertvolleren" Jungen gebären zu können. Die Folge: das Mann-Frau-Verhältnis kippt.
Den Ärzten wurde dort deshalb verboten, das Geschlecht zu sagen, bis die Grenze der Abtreibung überschritten wurde. Aber die Ärzte spielen nicht mit und nutzen stattdessen Metaphern. "Schmetterling" für Mädchen, "Vögelchen" für Junge. Das Verhältnis kippt weiter.
In China gibt es das gleiche Problem, durch die ein Kind-Politik verstärkt. Ein Kind darf man haben. Wenn man ein "wertloses" Mädchen bekommt, ist kein Platz mehr für einen Jungen.
https://www.n-tv.de/panorama/Vietnam-will-nur-Soehne-article709291.html
Auch dass Behinderungen aussortiert werden, steht in der Kritik. Denn der Wert eines behinderten Menschen ist nicht geringer als der eines gesunden. Es steht keinem Menschen zu, zu entscheiden, ob ein solches Leben lebenswert ist oder nicht. Abgesehen davon ist kein Leben mit dem Gedanken abzuwerten, dass dadurch das Pflegesystem belastet wird.
Hierzu habe ich leider keine Seite gefunden, habe ich aber schon oft genug gehört und bin auch dieser Meinung, deshalb füge ich ihn trotzdem hinzu.
Natürlich gibt es dann noch den religiösen Grund, dass nur Gott Leben geben und nehmen darf.
(Achtung, Meinung)
Ich möchte hinzufügen, dass ich kein Gegner, sondern ein Befürworter der Abtreibung bin, aber der Wert des Lebens (jedes Lebens, nicht nur des gesunden, nicht nur des menschlichen) dadurch nicht aus der Sicht gelassen werden darf und erst Recht nicht aufgrund von "Entlastung des Pflegesystems". Wir können nicht den Menschen, die nicht unbedingt in unser System passen, das Leben verweigern, denn das sortiert den Wert des Lebens unter den Wert des Systems ein, was nicht nur unmenschlich und kalt ist, sondern auch verdammt gefährlich.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Menschen frei sind und frei und individuell, aber bewusst und mit allem nötigen Wissen entscheiden können sollten. Niemand sollte wegen einer Entscheidung zur Abtreibung gebasht werden, denn es werden Gründe dahinter stehen, die man selbst vielleicht gar nicht so unbedingt nachvollziehen kann, aber die trotzdem ihre Wertigkeit haben.
LG, Franzi