Ich weiß, diese Frage ist nicht mehr aktuell, aber nach wie vor auffindbar. Daher antworte ich trotzdem.
Schimpft mich truskum, oder wie man das heute nennt, aber ich bin hier gegen überhaupt niemanden. Wenn man keine Dysphorie (in einer oder mehreren ihrer unzähligen Formen wie Körper- oder soziale Dysphorie) hat, ist man nicht trans, außer man hat die Dysphorie mit einer Transition (oder anderer Therapie, falls sie anders bedingt war) behandelt (davon habe ich offengestanden noch nicht gehört. Ein Wenig Dysphorie bleibt, glaube ich, immer.).
Verzeiht mir den Endlos-Satz. Für wen der zu lang war, noch mal die Kurzfassung:
Hast du keine Dysphorie, bist du nicht trans.
Viele Menschen fühlen sich unwohl in ihrem Körper. Gerade unter übergewichtigen jungen Frauen besteht schon mal der Wunsch, trainierter zu sein, schmalere Hüften zu haben, kleinere Brüste usw.
Das kann fälschlicherweise für Körper-Dysphorie gehalten werden und bei dem Gedanken, dass verunsicherte Mädchen sich Testo besorgen und hinterher schlimmer dran sind, als vorher, weil sie eben Mädchen sind und keine Männer, dreht sich mir der Magen rum. Trans sein sollte niemals eine Entscheidung sein.
Wirklich trans zu sein, ist die Hölle - zumindest vor der Hormonbehandlung. Von einigen Transfrauen weiß ich, dass sie vor dem Coming Out zwanghaft immer öfter in eine von der Männerrolle separate Frauenrolle schlüpfen mussten, um tagsüber auch nur klar denken zu können, um nachts überhaupt schlafen zu können.
Ein guter Anlaufpunkt ist auch oft, die Welt der Träume. Wenn du träumst, bist du dann im Traum ein Mann? Eine Frau? Kannst du es gar nicht so genau sagen?
Eine Psychotherapie kann nicht schaden. Wenn man eine Transition anstrebt, muss die ohnehin sein und wenn nicht, kann man den wahren Kern des Problems ausfindig machen und behandeln.
Der Gedanke "Als Transmann wäre das Leben leichter." ist schlicht und ergreifend unzutreffend. Wenn ich jemals die Wahl gehabt hätte, wäre ich cis. An einen Mann sind die Erwartungen einfach anders, nicht leichter. Man muss sein Geschlecht nicht ändern, nur weil man nicht begeistert von den traditionellen und/oder modernen Geschlechternormen ist.
Für beide Geschlechter und alles dazwischen ist das Leben schwer.
Beratung ist das A und O. Im besten Falle nicht auf einer Plattform wie dieser. Es gibt Foren für Transgender Personen, Selbsthilfegruppen und, wie gesagt, eine Psychotherapie kann ich nur anraten. Wer sich nicht traut, kann Blogs oder YouTube-Kanäle verfolgen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. In Deutscher Sprache kenne ich da leider keine - gibt es aber.
Auf Englisch kann ich Sam Collins und Jamie Raines empfehlen, Kalvin Garrah auch, wenn man den vertragen kann. Für junge Leute eher verwirrend sind YouTuber wie Ash Hardell und Chase Ross (ich respektiere die zwei natürlich; ist nur meine Erfahrung). Ich bin nun wirklich kein Medien-Experte. Die allermeisten kenne ich also wahrscheinlich nicht. Diese Leute kennen natürlich die Lage in Deutschland nicht. Sam und Kalvin sind Amerikaner, wenn ich mich nicht arg täusche, Jamie ist Brite. Nicht alles, was die Jungs übers Transsein erzählen ist also eins zu eins ins Transsein in Deutschland zu übernehmen.
Allen, die das hier lesen, wünsche ich das Beste. Trans, cis oder noch auf der Suche, ihr seid geltend.
Elias