Liebe Community,
Ich verzweifle langsam, aber sicher an meiner Kollegin und bräuchte euren Rat zum Umgang mit ihr – sorry, wird wohl etwas länger.
Kontext: Ich arbeite als Data Analystin in einem großen Unternehmen und war lange alleinverantwortlich bzw. einzige Ansprechpartnerin weltweit für alle Belange rund um das Thema Datenanalyse/ Machine Learning. Permanente Überbelastung, theoretisch 35h-Woche, praktisch mindestens 70h – allein einen Job für min. 7 MA zu stemmen, funktioniert halt nicht.
Das Problem:
Vor 5 Monaten kam dann endlich eine Kollegin zur Unterstützung. Nur: sie ist alles, aber keine Unterstützung/ Entlastung.
Von Beginn an hat sich für mich die Zusammenarbeit mit ihr sehr schwierig gestaltet:
- Sie bringt trotz angeblich jahrelanger Berufserfahrung offenbar leider nur wenige fachliche Voraussetzungen mit, was bedeutet, dass ich ihr auch nach fast einem halben Jahr jeden Arbeitsschritt vorkauen muss und sie dennoch erschreckend viele Fehler macht. Die Stakeholder beschweren sich auch, allerdings nicht bei ihr oder unserer Vorgesetzten, sondern bei mir mit der Bitte, wieder selbst die Betreuung zu übernehmen.
- Sie ist sehr langsam und kann schlecht parallel mehrere Themen bearbeiten. Während ich also 30+ Projekte gleichzeitig jonglieren muss, kümmert sie sich wochenlang um genau eine Aufgabe, die maximal einen halben Tag Zeit in Anspruch nehmen sollte.
- Sie kann nicht priorisieren: Es mag zwar die Hütte brennen, aber der Kennenlernkaffee mit Abteilung XY hat dann bei ihr Vorrang, während ich eine weitere Nachtschicht einlege. Wenn sie eine zeitkritische Aufgabe vergisst, muss ich einspringen, sie entschuldigt sich nicht einmal.
- Zur Erinnerung: Die Wochenarbeitszeit beträgt 35h. Während ich weiterhin nicht von meinen min. 70h weg komme, ist sie spätestens um 14 Uhr weg, oft noch früher. So weit so gut, wenn sie einfach früh genug anfinge und ihre Aufgaben erledigte... Während sie der Vorgesetzten ggü. kommuniziert, entsprechend früh zu beginnen, sieht man sie frühestens ab 7:30 Uhr, wobei sie dann auch erst einmal Frühstückspause macht, zwischendurch die Kinder "bespaßt", Kaffeepause hier, Socializing da, etc. Sprich: Effektiv arbeitet sie maximal 20-25h/ Woche, dokumentiert aber offenbar andere Zeiten.
Von alledem bekommt die Chefin nichts mit, sie ist zufrieden, während ich echt am Ende meiner Kräfte bin und alle außer meiner Chefin mit der "Neuen" offensichtlich nicht zufrieden sind.
Und auch, wenn Frustrations- und Ich-fühle-mich-echt-verarscht-Level bei mir am Anschlag sind – ich möchte meine Kollegin auch nicht völlig ins Elend stürzen. Gleichzeitig hätte ich aber auch gern mal wieder mehr als 3h Schlaf und so etwas wie ein Leben außerhalb der Arbeit und empfinde die Situation als sehr ungerecht.
Wie kann ich damit umgehen? Wie kann ich der Chefin gegenüber darüber sprechen, ohne Nestbeschmutzerin zu sein? Geht das überhaupt?
Danke für eure Hilfe!