Ich hätte noch einen Punkt hinzuzufügen, den Du vollkommen ausser Acht gelassen hast. Nämlich die Vorteile auf der medizinischen Seite:
Eine Diagnostik bestimmter Erkrankungen noch vor der Geburt kann zu einer besseren medizinischen Versorgung des Neugeborenen führen, da es ggf. direkt in einem entsprechenden Zentrum zur Welt kommen kann, einer sofortigen Operation zugeführt werden kann usw.
Und selbst wenn eine Erkrankung festgestellt wird, bei der das Kind nicht überlebensfähig ist, so haben die Familien die Möglichkeit, sich darauf vorbereiten zu können. Viele Frauen entschließen sich, dass Kind bis zum Ende auszutragen und zu gebären und dann in angenehmer Atmosphäre in ihren Armen sterben zu lassen. Sie haben sogar die Möglichkeit, einen Fotografen hinzuzuziehen. Google mal nach 'Sternenkindern'.
Bei den vielen kritischen Stimmen hier möchte ich auch nochmal betonen, dass es bei der Fruchtwasseruntersuchung um eine invasive Methode mit Risiken geht. Zu dieser werden die Frauen eher nicht gedrängt, ein guter Frauenarzt betreibt hier vor allem Aufklärung. Anders sieht es bei Methoden aus, die kein Risiko für Mutter und Kind bergen. Wie zum Beispiel die erwähnte Nackenfaltenmessung. Auch diese wird keinesfalls einfach ohne das Wissen der Mutter durchgeführt, denn sie kann zu schwerwiegenden Folgen führen und bringt keinesfalls eine große Sicherheit. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass hier der Druck auf die Frauen größer ist (ich persönlich habe allerdings auch hier nie Druck verspürt eine solche Untersuchung machen zu lassen).
Zum Risiko einer Fruchtwasseruntersuchung habe ich folgendes gefunden:
"Das rein statistische Risiko einer 35-jährigen, ein Kind mit Trisomie 21 zu bekommen, liegt in der 16. SSW (in etwa zum Zeitpunkt der Punktion) bei 1:280 (ca. 0,36%). Dieser Risiko-Wert gilt definitionsgemäß als erhöht und übersteigt geringfügigdas eingriffbedingte Fehlgeburtsrisiko von 1:300 (ca. 0,33% (s. unten: Mögliche Komplikationen der Amniozentese). Bei einer 37-jährigen beträgt das statistische Erkrankungsrisiko des Ungeborenen für Trisomie 21 in der 16. SSW 1:171 (ca. 0,58%) und überwiegt gegenüber dem Eingriffsrisiko um ca. das Doppelte. Aus diesem Grund wird die Fruchtwasserpunktion dieser Risikogruppe angeboten."
Ich empfehle Dir, diese Seite durchzulesen, die ich eben bei meiner Recherche gefunden habe. Es ist die Internetseite eines Gynäkologen und ich finde er gibt hier einen sehr schönen objektiven Überblick über Nutzen und Risiken und Entscheidungshilfen für Frauen. Vielleicht findest Du dort noch mehr Aspekte herausziehen:
https://www.frauenarztpraxis-khamlane-yinnavong.de/leistungen/schwangerschaftsbetreuung/amniocentese/
Ich finde das ein sehr interessantes Thema für eine Ethik-Hausaufgabe!