Hey dibO01,
ich muss sagen das kümmert mich jetzt relativ wenig was ich hier vor 1-2 Jahren geschrieben habe. Ich habe meinen BA jetzt sogar im 16. Semester fertig gemacht. Ich kenne zwar sogar noch Leute die auch erst im 16. fertig wurden, aber will mich garnicht vergleichen. Gibt auch Leute die abgebrochen haben und das ist ja kein Beispiel für mich.
Ich mache jetzt meinen Master und bin so glücklich über die Entscheidung und den dazu gehörigen Stadtwechsel. Am meisten freut mich aber die Spezifikation der Fächer. Ich merke endlich das zu studieren was mich wirklich interessiert und wo ich mich als Tätigkeitsfeld sehe. Ich hab auch großen Wunsch den Master gut und flott zu beenden eventuell sogar sehr gut. Also Motivation pur!!! Um den Jobeinstieg mach ich mir jetzt sehr wenig sorgen weil das auch zur Zeit gar nicht mein Zuständigkeitsbereich ist.
Immer Schritt für Schritt denken und handeln!
Ich bin nun auch in einer Region wo es von Automobilherstellern nur so wimmelt und bin zuversichtlich eine Arbeitsstelle auf Teilzeit und am Ende des Studiums ein Pflichtpraktikum zu finden.
All diese Leute die mir geantwortet haben, waren entweder überbesorgt oder viel zu pessimistisch. Ich kann mich an die Zeit erinnern als ich diese Frage gestellt hatte und weiß, dass ich da so viel mehr Optimismus gebraucht hätte. Ich kann verstehen wie du dich fühlst.
Ich sehe aus heutiger sich kein Grund dazu da sonderlich den Teufel an die Wand zu malen. Ich kann mir sogar vorstellen meine "Schwächen" im Lebenslauf bezüglich der hohen Semesteranzahl im Bachelor in Stärken umzumünzen, wenn es z.B. um ein Bewerbungsgespräch geht, denn:
Ich hab es durchgezogen, trotz aller Schwierigkeiten.
Ich habe nicht aufgegeben.
Und nach meinem Master werde ich auf den Vergleich aufweisen können, sodass die Interessenten die Veränderung und den immensen Fortschritt sehen.
Ich denke so ein Vergleich Bachelor/Master, sofern der Master gut und zügig abgeschlossen wurde, wirkt fundiert und überzeugend.
Dazu kommt noch, dass man sich eh mit dem höchsten Abschluss bewirbt.
Deine Situation ist nichts außergewöhnliches. Sowas kommt vor. Klar ist diese Situation nicht optimal. Aber sobald du den Bachelor hast, kümmert dich das auch kaum noch, das musst du wissen. So viel zur Gefühlslage.
Auch Karrieretechnisch wird es in 5-10 Jahren keinen interessieren ob du 6 oder 16 Semester gebraucht hast für deinen Bachelor. Klingt heftig, ich bin aber davon überzeugt, da haben deine Kollegen deutlich wichtigere Sorgen als ständig dein Werdegang zu thematisieren. Den ersten Einstieg bei Google, Tesla oder Apple (und das liegt weniger an der Dauer deines Studiums als an der Note) hast du dir natürlich etwas verbaut, aber du kannst natürlich immer noch drauf hin arbeiten.
Ganz konkret gibt es für dich, meiner Meinung nach, folgende Optionen und Sachen die du beachten solltest:
1. Direkt den Master antreten.
Das ist das was ich gemacht habe.
Vorteile:
- Hast eine "neue Chance" dich zu beweisen. (Wie schon gesagt, ich bin nun top motiviert und dadurch auch sehr glücklich mit dieser Entscheidung)
- Sollte dein Master wie am Schnürchen laufen musst du bedenken, dass du dich stets mit der Masterzeugnis bewirbst. Darauf richtet sich das Augenmerk des Arbeitgebers.
- Master ist meist "einfacher" weil man bereits weiß wie der Hase läuft und alte Fehler vermeiden kann. Außerdem ist er viel spezifischer. Man kann sich also viel besser das aussuchen was einen wirklich interessiert. Tatsächlich kenne ich aber auch viele die sagen, dass der Master auch von den Fächern her etwas einfacher ist als der Ingenieur-Bachelor (Maschinenbau, Elektrotechnik).
- Du investierst noch mehr in deine Kompetenz als Informatiker. Besonders für ideologisch denkende relativ wichtiger Punkt.
Nachteile:
- Du verdienst kein Geld und sammelst nicht so viel Arbeitserfahrung, diese wird gleichzeitig positiv vom Arbeitgeber bewertet sofern du welche vorweisen kannst. Außerdem bist du nicht in der Arbeitswelt sondern wärst weiterhin ein Student - kann mir vorstellen, dass es manchen so garnicht gefällt und sie so schnell wie möglich durchstarten wollen.
2. Fang direkt an zu arbeiten:
Wenn du eine Gute stelle hast an die du durch Beziehungen, dein hübsches Äußeres oder einen zufälligen Smalltalk mit einem Professor rankommst, kannst du die Möglichkeit überdenken nach dem Bachelor den Arbeitsmarkt zu erobern. Ich denke Informatiker werden aktuell stark gesucht. IT hat bei VW die ganzen Maschinenbausektor beiseite geschoben wenns um Praktika geht. Das weiß ich aus Erfahrung. Für Praktika werden hauptsächlich ITler gesucht, wir Maschinenbauer oder Elektrotechniker spielen nur die Begleitung. Also falls du mit deinem mittelmäßigem Bachelor ein warmes Plätzchen in der Sonne Findest, kannst du die Möglichkeit auf jeden fall nutzen und dort anfangen.
Vorteile:
- Praxiserfahrung
- "Endlich in der Arbeitswelt Angekommen!"
- Money
Nachteile:
- Du hast dein Studium eventuell nicht bis zu deinen wirklichen Interessen spezialisieren können
- Wirst dein Bachelor-Fauxpas nicht mit einem Besseren Master ausbügeln
Kompromiss:
Sofern der Master etwas besser läuft kannst du dir, nachdem du sichergestellt hast, dass die Arbeit sich nicht negativ auf deine studentischen Leistungen auswirkt, einen Teilzeitjob suchen. Kenne einige die schon im Bachelor als Maschbauer bei VW oder jemanden der als IT-Master-Student in einer Bankfiliale für die IT zuständig war. Natürlich als Teilzeit - aber Arbeitserfahrung ist Arbeitserfahrung. Außerdem besteht die Möglichkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit übernommen zu werden, sobald man mit dem Master abschließt.
Was mich betrifft, ich werde mir im zweiten Semester eine Arbeit im Ingenieurbereich auf Teilzeit suchen, das steht fest.
Was aktuell zutun ist:
Nicht viel denken und grübeln. Das verstärkt nur das Unwohlsein. Einfach machen machen machen!
Mach das was aktuell von dir verlangt wird. Bachelorarbeit, Praktikum, letzte Klausuren. Zieh das noch schnell und ordentlich durch und du wirst dich nach dem Abschluss von der Gefühlslage her nicht Wiedererkennen.
Danach kannst du dich immer noch für paar Tage hinsetzen und überlegen welchen Schritt du als nächstes gehst.
Eins ist jedenfalls so sicher wie der Tod und die Steuer: Deine Situation ist von einem persönlichen Untergang so weit entfernt wie Gottschalk vom Modebewusstsein. Also Kopf hoch und fleißig sein!
Hoffe das hilft dir weiter!
Viele Grüße und viel Erfolg