Guten Tag,
TL;DR: Es gibt die bestimmten Artikel "Der", "Die" und "Das". Welchen Vorteil bringt uns deren Existenz? Warum einigen wir uns nicht darauf, nur noch einen Artikel zu verwenden?
Es folgt die lange Version:
Die deutsche Sprache verwendet den maskulinen Artikel "der", den femininen Artikel "die" und den neutralen Artikel "das". Es folgen ein paar Beobachtungen:
Bei den meisten Nomen ist eine Unterscheidung nach maskulin/feminin/neutrum inhaltlich einfach, wird aber durch die Artikel nicht korrekt abgebildet.
Während Begriffe wie "Der Mann", "Die Frau" und "Das Boot" einleuchtend sind, erscheinen die Artikel bei "Das Mädchen" oder "Der Eimer" recht willkürlich. Was ist der Unterschied zwischen "Der Behälter" und "Das Behältnis", der eine Unterscheidung der Artikel rechtfertigt? Und bevor jemand antwortet "die Endung 'er' ist maskulin" möge er/sie mir "die Mutter" und "das Futter" erklären.
Artikel stören Genderneutralität.
Wir haben viele Begriffe, denen wir eigentlich gar kein Geschlecht zuweisen wollen, weil deren Bedeutungen geschlechtsunabhängig sind. Zum Beispiel in dem Satz "Jeder volljährige Bürger darf wählen" möchte man i.d.R. nicht die Bürgerinnen ausschließen. Ich sehe derzeit hauptsächlich zwei Ansätze, die momentan verfolgt werden, um das Problem zu lösen: Implizit, durch Annahme des "generischen Maskulin" (i.e. wir lassen den Satz wie er ist und sagen einfach "es ist doch klar, dass wir auch Frauen einschließen"), oder neuerdings explizit durch Gendersternchen o.ä. (z.B. "Jede*r volljährige Bürger*in darf wählen").
Das Gendersternchen stört mich hauptsächlich, weil es das Schriftbild verschlechtert. Als jemand, der (oder die?) momentan eine Fremdsprache lernt, kann ich mir auch vorstellen, dass es für jemanden, der Deutsch lernt, frustrierend wäre, dass das Sternchen mal die männliche und mal die weibliche Bezeichnung abgrenzt, wie schon aus dem obigen Satz hervorgeht.
Der generische Maskulin wird, wie ich in einer anderen Frage gelesen habe, kritisiert, weil er wohl unbewusst dafür sorgt, dass Frauen sich weniger angesprochen fühlen. Das klingt erstmal nach "Mimimi", hat aber wohl ganz konkrete Auswirkungen auf z.B. deren Berufswahl.
Hauptproblem ist doch nicht, dass wir "Bürger" generisch verwenden, sondern dass "Bürger" überhaupt eine maskuline Bedeutung hat. In wie vielen Fällen interessiert uns wirklich, dass es sich um einen männlichen Bürger handelt? Und was hindert uns dran, in diesen Fällen das Adjektiv "männlich" dranzupacken? Wieso ist "Bürger" nicht komplett neutral?
Es geht auch anders.
Die englische Sprache hat nur einen bestimmten Artikel, und dort stolpern wir auch nicht über geschlechtsspezifische Worte wie "the boy" oder "the girl". Was hält uns davon ab, auch nur noch einen Artikel zu verwenden? Es würde sicher für ein paar Generationen blöd klingen, "Da Mann" und "Da Frau" zu sagen, aber ist das der ganze Grund?
Ich würde gerne mehr schreiben, aber mir gehen die Zeichen aus ;)