Sorry, wird ein etwas längerer Text, weil ich das fair wiedergeben will.
Auf dem Nachlasskonto ist nicht viel Geld. Reicht vermutlich nicht mal komplett für die Beerdigung.
Mein Bruder und ich (einzigen Erbberechtigten) hatten alle Zugangsdaten zum Konto und haben uns einfach gedacht, wir überweisen das selber, so weit es reicht alle Beerdigungskosten von diesem Konto und schließen das dann einfach. Darum haben wir der Bank auch nicht mitgeteilt, dass der Kontoinhaber verstorben ist.
Die Beerdigungskosten darf man auch völlig legal davon bezahlen und wir hatten halt keinen Bock auf unnötige Formalitäten und den Mist, nicht wegen den paar Euro da drauf.
Jetzt hat das mit den Rechnungen der Unternehmen echt lange gedauert und die Bank hatte zwischenzeitlich - ohne, dass ich das mitbekommen habe - das Konto gesperrt.
Mein Bruder hatte die Rechnung durch einen Auslandsaufenthalt schon sehr spät gefunden 3 Tage vor 10-Tage-Zahlfrist. Erst dann hatte ich festgestellt: Zugang geht nicht mehr.
Wir könnten es zwar so bezahlen, aber dann wird das Konto vielleicht doch nicht leer und das stellen wir uns als riesigen bürokratischen Mist vor, der vielleicht deutlich mehr kostet, als auf dem Konto ist...
Also habe ich da letzte Woche angerufen (habe keine direkte Bankvollmacht bei der Bank, aber eine Generalvollmacht für alle Geldgeschäfte auch nach dem Tod). Die Dame konnte mir nicht weiterhelfen und verwies mich auf die Email. Also habe ich denen eine Email geschrieben.
Da ich bis heute nichts gehört habe und die Rechnung halt vor 5 Tagen schon bezahlt sein sollte, rief ich da heute noch mal an. Die Dame stellte schnell fest, dass sie mir nicht helfen könnte, verwies mich aber nicht an die Email, sondern wollte mich weiterleiten an die Nachlassabteilung - gut, dass ich so erfahren habe, dass es die gibt... Ich wartete ... und wartete ... und wartete... nach exakt einer Stunde hatte ich genug, und war mir sicher in einem Dead-End zu sein und habe aufgelegt, um direkt noch mal anzurufen.
Der KI sagte ich dieses Mal direkt, dass ich in die Nachlassabteilung wollte - was tatsächlich funktioniert hat. 20 Sekunden später WAR ich in der Nachlassabteilung. Durch die Vorgeschichte und den generellen Stress war ich echt sauer, muss ich sagen. Eine Stunde warten, wenn 20 Sekunden auch gereicht hätte ... Fand ich gar nicht geil.
Ich habe mich also am Telefon tatsächlich auch nicht gut gebärdet und war ätzend - war daneben. Mein Tonfall war sicherlich mit "motzend" zu beschreiben, so ziemlich die ganze Zeit. Daran, dass sie unkooperativ und genervt war - das war meine eigene Schuld.
Sie redete sich mit dem üblichen "Ihre Sachbearbeiterin ist nicht da und unsere Abteilung übernimmt alle ihre Fälle, die Kollegin wird das wahrscheinlich morgen bearbeiten." heraus. Ich wies darauf hin, dass ich eine Woche schon warte, dass ich eine Generalvollmacht auch schon per Email als Scan vor einer Woche geschickt habe und dass die Rechnung am 26. fällig gewesen wäre und fragte, ob das denn dann morgen problemlos überwiesen werden könnte. Ihre Antwort war erst mal ein Palaver darüber, dass die die Vollmacht im Original und per Post bräuchten, oder notariell beglaubigt. Ich fragte sie, weil eben zeitkritisch, wohin die das haben wollen, also welche Adresse, ihre Antwort war: "Das steht morgen dann in der Email." Ich fragte sie das drei mal, die Antwort blieb die gleiche.
Genau diesen Scheiß hatten mein Bruder und ich eigentlich vermeiden wollen. Ich war also auch darüber sauer, dass die das Konto einfach gesperrt haben...
Ich fragte sie erneut, ob dass dann morgen einfach überwiesen werden könnte. Ihre Antwort war "nein", da würden noch Formulare kommen und ich müsste mich dann legitimieren. Daraufhin fragte ich welche Formulare, damit ich das wenigstens vorbereiten könne und welcher Art Legitimation (um, falls es da zum Beispiel diese scheiß Vollmacht geht, die direkt in den Briefkasten werfen zu können... Sie sagte, das sähe ich dann ja morgen. Ich fragte sie, ob sie die Formulare nicht kenne. Sie sagte: Doch, kenne sie. Ich fragte sie also erneut, mit dem Hinweis auf die kritische zeitliche Situation und als Vorbereitung, ob sie mir nicht einfach sagen könne, was genau gebraucht wird.
Hat ja jetzt schon eine Woche gedauert und mit Briefpost und so ...
Ihre Antwort war wieder: "Das sehen Sie dann ja morgen".
Daraufhin bin ich erst recht ausgetickt. Sie hat dann (das war dann auch zurecht) aufgelegt.
So, irgendwann dazwischen, und das ist mir im Nachhinein erst richtig in der Bedeutung klar geworden, ich glaube das war als ich auf die zeitliche Problematik hinwies, nachdem sie was davon faselte, dass man die Generalvollmacht im Original bräuchte, kam von ihr der Satz: "Auch andere Leute haben Todesfälle." So im Sinne von: andere Leute warten auch...
Je mehr ich über diesen Satz nachdenke, desto mehr regt der mich auf. Überreagiere ich, wenn ich diesen Satz wirklich, wirklich daneben finde in einer Abteilung, die auf Nachlassbearbeitung spezialisiert ist?