Hallo werter (Leidens-?)Genosse!
Deine Situation erinnert mich so sehr an mich selbst vor einigen Jahren, dass ich UNS mal einfach in eine Schublade stecke. Warum? Ich hol mal eben ein bisschen aus…
Ich war 18, als mein Vater durch einen Unfall gestorben ist und irgendwie verurteilte ich mich selbst, „nicht ausreichend zu trauern.“ Ja, einer der wichtigsten Menschen im Leben ist tot, das ist Sch****, aber ich hab nicht mal geheult! Was muss ich nur für ein gefühlskalter Vollhorst sein. (?) Durch‘s darüber nachdenken, fielen mir ebenfalls Dinge ein, wie zB. diese „verhaltene“ Anteilnahme beim letzten Beziehungsaus, der Tod meines Opas, bzw. Dinge, die bei einem „normalen“ Menschen doch stärkere Gefühle auslösen sollten.
Ich hab mich schließlich durchgerungen mit einem Kumpel darüber zu quatschen und das hat mir immens geholfen. Ich habe eine Menge daraus über mich selbst gelernt und womöglich trifft das ja auch auf dich zu:
WIR sind nicht „abnormal“, WIR sind eher diejenigen auf jene die Phrase „dickes Fell“ zutrifft. WIR kommen mit dem Tod besser zurecht als die Meisten, da wir den Lauf der Dinge „akzeptieren“, WIR sind uns einfach im Klaren darüber, dass das Leben vergänglich ist und das jeder –früher, oder später – stirbt. Dabei macht es für UNS keinen großen Unterschied, ob die Tante stirbt, oder wir in der Zeitung über ein Geiseldrama lesen. Es lässt uns gewiss nicht „kalt“, es kann auf Andere nur verstörend wirken, dass der Verlust einer Person die uns näher steht, nicht zwangsweise „schlimmer“ ist, als wenn irgendwo ein Amokläufer in einer Schule herum ballert. WIR sind Realisten. Dasselbe Prinzip sollte ebenfalls die Fragen um die Beziehung klären.
(Ist jetzt alles etwas überspitzt, aber ich denke du weißt worauf ich hinaus will?)
WIR können uns außerdem sehr gut in Andere hinein versetzten. WIR würden uns selbst die Phrase „Stille Wasser sind tief“ zuschreiben. WIR finden Smalltalk langweilig. WIR werden im Normalfall selbst mit unseren Problemen fertig, ohne uns Anderen anzuvertrauen. (Auch wenn uns das, dass ein, oder andere Mal durchaus helfen könnte^^) WIR können gut Lügen. WIR sind nicht verklemmt, wenn es um heikle Themen geht. WIR gehen sachlich und unvoreingenommen an Dinge heran, handeln überlegt und können auch bei Gefahr einen kühlen Kopf bewahren. Außerdem ist es nicht ganz einfach unser Vertrauen zu gewinnen.
– Was mich gleich zu einer möglichen Ursache führt: Irgendjemand, der dir nahe steht/stand hat sich bei dir einen schweren Vertrauensbruch geleistet, von dem du jetzt schon weißt, dass du ihn nie vergessen wirst.
What ever… Worauf ich hinaus will: Du bist in Ordnung – eine Krankheit sieht definitiv anders aus.
Und was vielleicht noch wichtiger ist: Du bist auf alle Fälle nicht allein!
Wär interessant, wie viele Volltreffer ich gelandet hab, oder ich aus deiner Sicht nur Mist schwafle. ;)
mfg