Ich kann das so gut nachvollziehen.
Es ist nicht mal Wut, die ich spüre – es ist diese bleierne Müdigkeit, die sich immer weiter ausbreitet. Eine Erschöpfung, die nicht vom Arbeiten kommt, sondern vom Menschsein unter Menschen.
Ich bin es leid, ständig über Erwartungen zu stolpern, die unausgesprochen, aber gnadenlos eingefordert werden.
Es ist ermüdend, wenn jede Interaktion ein Balanceakt wird zwischen zu viel und nicht genug. Zwischen du passt dich zu sehr an und du bist nicht anschlussfähig.
Es ist zermürbend, wenn Empathie verlangt wird, aber nie zurückkommt. Wenn Menschen reden, ohne zu hören. Fordern, ohne zu geben. Bewerten, ohne zu verstehen.
Und wenn du nicht mitspielst – wirst du aussortiert. Abgestempelt. Unerwünscht.
Ich bin müde von Oberflächen. Von Gesprächen, die nichts sagen. Von Lächeln, die lügen. Von Nähe, die Kontrolle meint.
Ich sehne mich nach Stille. Nach Wahrhaftigkeit – nicht als Pose, sondern als Zustand. Nach einem Ort, an dem ich nicht ständig damit beschäftigt bin, mich selbst zu verteidigen.
Und ja – ich merke, wie gut ich funktioniere, wenn ich allein bin. Wie klar mein Denken wird, wie ruhig mein Inneres.
Es ist paradox: Ich bin nicht asozial – ich bin nur müde von dem, was viele „soziales Miteinander“ nennen.
Vielleicht ist es keine Menschenfeindlichkeit. Vielleicht ist es einfach eine gesunde Reaktion auf ein krankes System zwischenmenschlicher Beziehungen.
Ich habe nicht das Bedürfnis, zu „hassen“ – aber ich kann nicht mehr so tun, als wäre es leicht, in dieser Welt ein Mensch unter Menschen zu sein.