Okay, also: erstmal ist das halt Teil der Bedigungen, dass das möglich ist, gilt ja genauso für Deutsche in der Türkei. Zwei andere Dinge: erstens, wenn du wüsstest, dass die wahlberechtigten Deutsch-Türken garantiert gegen einen autokratischen/diktatorischen Präsidenten sind und wählen, dann würdest du vermutlich nichts sagen, oder? Und zweitens hat es auch meiner Meinung nach viel mit dem Wort "Emigrations-Sentimentalität" zu tun: Viele Auswanderer haben noch die alten Traditionen/Bräuche/Sitten aus dem ursprünglichen Heimatland im Kopf. Und egal, wie man dort behandelt wurde, bleibt etwas davon oder die Sentimentalität erhalten. Abgesehen davon sind viele aus der Generation unserer Eltern, aber gerade unserer Großeltern mit unserer Form von Demokratie überfordert, nur nochmal als Erinnerung: Bis in die 70er war Spanien eine Diktatur, Portugal genauso, ebenso wie Griechenland, Jugoslawien, die Sowjetunion, Weißrussland ist es bis heute. Und selbst in Deutschland sind bis in die 70er und 80er Demonstranten von Polizisten niedergeknüppelt worden. Viele sind einen "starken Mann an der Spitze des Staates gewohnt" und wollen sich nicht so sehr mit der Politik beschäftigen, weil das ja "die da oben" sind, schau mal nach, wie viele aus der Generation unserer eltern und Großeltern bei den Türkischen Wahlen mitwählen dürfen. Und je nachdem, wo du in der Türkei bist, sind die Ansichten ja auch ganz verschieden: In Istanbul ist normalerweise immer eine. Mehrheit gegen Erdogan, aber in Anatolien sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Du siehst, wir hier in Deutschland schauen mit unserem Wissen manchmal aus unserem Elfenbeinturm herab und verstehen die Welt nicht, aber es gibt soooo viele individuelle Sachen, die erst verstanden werden müssen, bis man sich ein klares Urteil bilden kann.
Hoffe, ich habe dir ein wenig geholfen :) LG