Um diese Frage beantworten zu können, ist es wichtig zu verstehen, dass es DIE Urbevölkerung nicht gibt. Es handelt sich um mehrere einzelnen Völker, die alle ihre eigenen Sprachen, Kultur und Landansprüche haben. Eine Forderung aller Völker Nordamerikas zur Rückgabe des ganzen Gebietes der USA und Kanada wird es also nicht geben. Aber es gibt einzelne Völker, die das Gebiet, worauf sie und ihre Vorfahren immer gelebt haben, zurückfordern. In einzelnen Fällen haben Völker tatsächlich Land in Eigentum zurückbekommen, z.B. die Yolngu im Norden Australiens. Sie konnten ihr Land zurückfordern auf Grund eines Gesetzes von 1976 (Northern Territory Land Rights Act 1976).

Wichtig ist auch zu schauen, was Rechtens wäre und was die Realität ist. Im Fall Australien gibt es keine schriftlichen Beweise, dass die dort lebenden Völker ihr Land verkauft oder verschenkt haben. Auch gibt es keine schriftlichen Beweise, dass Großbritannien das Kontinent mit einem Gesetzesakt in Besitz genommen hat. James Cook hat nur die britische Fahne im Boden gesteckt und danach haben britische Kolonisten (zuerst Gefangene in Strafkolonien) einfach angefangen sich dort niederzulassen und dann gewaltsam die einzelnen Völker getötet und vertrieben. Die Aboriginal Völker Australiens haben diese Invasion und Inbezitznahme später im Gericht angefochten (der sgn. Mabo Fall). Die Richter urteilten, dass die Völker tatsächlich die ursprünglichen Eigentümer des Kontinents waren. Das Gericht hat sich aber eines juristischen "Tricks" bedient, um den australischen Staat aufrechtzuerhalten und eine Rückgabe des Kontinents (konkret würde es eher um die Rückgabe einzelner Gebiete gehen) für ein und alle Mal zu verhindern. Man nennt diesen "Trick" das Prinzip des Settled Colony. Der australische Staat ist im Grunde also ein illegaler Staat. Die Aboriginal Völker könnten ihr Anliegen dem internationalen Gericht vorlegen. Es wäre gar nicht unmöglich, dass sie dort Recht bekommen würden, weil das Prinzip des Settled Colony im internationalen Recht nicht anerkannt wird. In der Realität würde ein solches Urteil aber nie in der Praxis umgesetzt werden. Es könnte aber dazu beitragen, dass einzelne Landrückgabeprozesse in Australien beschleunigt würden und dass ein anderes Verhältnis zwischen der weißen Bevölkerung und die Aboriginal Völker entstehen würde. Die weiße Bevölkerung müsste die Aboriginal Völker dann endlich als souveräne Völker anerkennen und ihnen mehr Autonomie und Selbstbestimmung gewähren. Das ist bitter nötig, um den Rassismus, die Diskriminierung und die schlechten Lebensumstände von Aboriginal People zu beenden.

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Die Holländer waren die erste Europäer die die Küste Australiens erreichten und zwar in 1606. Die ersten Europäer die Australien besiedelten, waren englische Sträflinge und deren "Aufpasser" die 1788 mit der "Erste Flotte" unter Kommando von Gouvernör Arthur Phillip nach Australien deportiert wurden. Es muss betont werden, dass Australien NICHT von den Europäern ENTDECKT wurde. Es lebten bereits Menschen auf dem Kontinent (die Aboriginal People) und diese wurden schon vor den Europäern besucht von Fischern aus der Region Indonesien. Das Wort "entdecken" sollte vermieden werden, weil es nur die europäische Perspektive beleuchtet und missachtet, dass das Kontinent schon längst besiedelt war. Australien hatte bereits eine lange Geschichte bevor die Europäer kamen.

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Hallo Lillydiekleine,

In Australien gibt es grob gesehen drei Gruppen:

1. Die Ureinwohner, auf Englisch Aboriginal People genannt

2. Englisch- und irischstämmige Australier (sie sind Nachkommen von Sträflingen die im 18. und 19. Jahrhundert von England nach Australien deportiert wurden)

3. Migranten aus anderen Ländern, die hauptsächlich nach den Engländern und Iren gekommen sind (z.B. Italiener, Griechen, Chinesen, Inder und auch Afrikaner)

Ich gehe mal davon aus, dass es dir bei deiner Frage um die Ureinwohner geht. Auf die Frage woher sie kommen, gibt es zwei Antworten:

1. Die Antwort der Aboriginal People selbst lautet: "Wir sind immer schon hier gewesen". Sie glauben, dass sie dort aus dem Land hervorgekommen sind. Am besten liest du Mal den Wikipedia-Artikel "Traumzeit".

2. Die Antwort der westlichen Wissenschaft ist noch umstritten. Die Wissenschaft konnte bis heute nicht nachweisen, wie die Aboriginal Völker nach Australien gekommen sind. Man hat in Australien menschliche Überreste gefunden die mehr als 40.000 Jahre alt sind, aber bis jetzt konnte man diese Überreste nicht in Verbindung bringen mit anderen Völkern außerhalb des australischen Kontinents. Am besten liest du mal die Wikipedia-Artikel "Mungo Man" und "Mungo Lady".

Weitere Informationen findest du in diesem Artikel:

http://www.wissenschaft.de/kultur-gesellschaft/anthropologie/-/journal_content/56/12054/10301156/Geheimnissen-der-ersten-Australier-auf-der-Spur/

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Es wäre vielleicht interessant, die Geschichte von der Band Yothu Yindi als Ausgangspunkt für dein Referat zu nehmen. Sie benutzte traditionelle Instrumente wie Didgeridoos und Clapsticks in Kombination mit modernen Instrumenten und wurde zum Popgenre gerechnet. Interessant ist vor allem, wie sie die Musik genutzt hat, um weltweit Aufmerksamkeit zu fragen für die politische und soziale Lage der Yolngu People* im besonderen und die Aboriginal people im Allgemeinen. Der Welt-Hit "Treaty" hat nichts an Aktualität verloren.

Gerne gebe ich dir ein paar Stichworte womit du bestimmt mehr Informationen findest (zum Beispiel auf Wikipedia - ein guter Einstieg). Die Liste ist chronologisch geordnet. Die geschichtlichen Ereignisse die ich nenne, bauten auf einander auf:

- Yirrkala Bark Petition

- Milirrpum v Nabalco Pty Ltd (Gerichtsverfahren, auch bekannt als Gove Land Rights Case)

- Aboriginal Land Rights Act 1976

- Barunga Statement

- Yolngu Nations Assembly

Auf der Website der Band findest du vieles, sowohl zur Musik als zu der politischen Vision dahinter. Und vielleicht hilft dieser Beitrag:

http://ir.lib.uwo.ca/cgi/viewcontent.cgi?article=1069&context=notabene

Eine allgemeine "Musik der Aborigines" gibt es nicht. In Australien lebten vor der Kolonialzeit etwa 600 Völker, die alle so verschieden waren, wie die Völker hier in Europa. Es macht also Sinn, sich auf ein Volk oder ein Ereignis zu richten.

*Die Yolngu sind ein Volk von etwa 5000 Menschen im Norden Australiens (Ost-Arnhemland). Sie waren politisch schon immer sehr stark engagiert und haben vor allem in den 1960-1990'er Jahren viel beigetragen an der nationalen Debatte über Landrechte und Selbstbestimmung.

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Ich würde auch das Thema Uluru nehmen. Da gibt es eine Menge interessante Sachen, z.B. die Bedeutung dieses heiligen Ortes für die indigene Völker, die Rückgabe des Felsens an die ursprüngliche Eigentümer, die Anangu, die Diskussionen über die Besteigungen des heiligen Berges und die Felsmahlereien. Siehe z.B.

http://www.nzz.ch/panorama/alltagsgeschichten/als-der-ayers-rock-zum-uluru-wurde-1.18636564

Viele kennen den Felsen von Bildern, aber nur wenige kennen die Geschichte dahinter.

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Mit den Stolen Generations sind alle Aborigines gemeint, die zwischen etwa 1920 und 1972 auf Grund der in dieser Zeitspanne geführten Assimilationspolitik, bei ihren Familien weggeholt wurden und in Heime und auf Missionen untergebracht wurden. Dort sollten sie wie Weißen großgezogen werden, hauptsächlich um als billige Arbeitskräfte für die weiße Bevölkerung zu arbeiten. Bis 1972 waren in Australien hauptsächlich konservative politische Parteien an der Macht. 1972 wurden die Konservativen abgelöst von der Labor Partei, die damals von dem sehr weltoffenen und geschichtsbewussten Politiker Gough Whitlam geleitet wurde. Whitlam beendete die Assimilationspolitik nicht offiziell. Die Stolen Generations wurden nicht beendet, es fand einen Wandel in der Politik statt, weil man einsah, dass die gezwunge Assimilation ein Verstoß gegen den Menschenrechte war. Whitlam öffnete den Weg für eine Selbstbestimmungspolitik, die mehr in Einklang war mit den internationalen Menschenrechtsverträgen. Diese wurde leider 2007 wieder von den Konservativen beendet und erneut durch eine Assimilationspolitik ersetzt. Heute werden erneut Kinder bei ihren Eltern weggeholt. Australien hat sich 2008 zwar entschuldigt für das was es die Stolen Generations angetan hat, aber führt gleichzeitig eine Politik weiter, wobei es keinen Platz gibt für die andere Kultur und die andere Lebensfilosophie der Aborigines.

Einen guten Hintergrundartikel auf Deutsch finden Sie hier:

http://www.nzz.ch/international/asien-und-pazifik/australiens-verlorene-kinder-1.18583513

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Hallo LAURAundANNE,

Das Buch Traumfänger kann ich nicht empfehlen. Es handelt sich um eine erfundene Geschichte, die das Leben der Aborigines romantisiert und in der sich die Schriftstellerin zentral stellt. Sie hat öffentlich zugegeben, dass die Geschichte nicht wahr ist.

Die Familienstrukturen der vielen Aboriginal Völker Australiens sind recht kompliziert und kaum vergleichbar mit den westlichen Familienstrukturen. Ich kann folgende seriöse englischsprachige Links empfehlen:

https://aifs.gov.au/publications/families-and-cultural-diversity-australia/3-aboriginal-families-australia

Falls Sie weitere Informationen brauchen, können Sie mich gerne kontaktieren. Ich kann leider keine weitere Links aufnehmen, weil die Antwort dann als Spam gesehen wird.

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Hallo Lhofrath,

Das hängt natürlich davon ab, was Sie im Leben wichtig finden. Auf jedem Fall ist das Leben dort sehr teuer. Perth gehört z.B. zu den teuersten Städten der Welt (!). Australien hat eine schöne Natur, aber auch eine sehr aggressive Rohstoffpolitik für die Natur- und Kulturgesetzgebung oft geopfert wird. Die Menschen sind freundlich, aber Rassismus ist tief verankert in der Gesellschaft. Australien ist das einzige westliche Land, das immer noch eine rassistische Klausel (races power) in seinem Grundgesetz hat und das die Grundrechte seiner Einwohner nicht im Grundgesetzt schützt, wie z.B. Deutschland mit Artikel 1 im GG. Das Land hat sich nur beschränkt mit seiner eigenen Kolonialpolitik auseinandergesetzt und verletzt immer wieder die Menschenrechte der indigenen Völker (und wurde mehrfach dafür gerügt von den Vereinten Nationen). Die Medien sind nur wenig divers in Vergleich zu Europa, weil viele Zeitungen und Magazine in Händen von dem Medienmogul Rupert Murdoch sind. Viele Australier die ich kenne, empfinden das individuelle Leben dort als gleichgeschaltet und gleichförmig. Materieller Fortschritt gilt für einen wichtigen Teil der Bevölkerung als das höchste Gut. Australien wird häufig als Paradies gesehen. Das mag für den Urlaub so sein, aber hinter den schönen Landschaften geht auch einiges verborgen, dass man von diesem Land nicht erwarten würde. Man muss sich überlegen ob man damit auf Dauer klar kommt. Viele jungen Australier die ich kenne, haben die gesättigte Gesellschaft dort als lähmend und frustrierend empfunden und das Zweiparteiensystem bietet da nicht wirklich eine Perspektive. Sie finden es schwierig zurück nach Hause zu gehen, wenn sie einmal die Diversität und Offenheit Europas kennengelernt haben.

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