Viele Ängste, wenig Hoffnung: Die Jugend in Deutschland denkt zunehmend pessimistischer

Die letzten Jahre sind an den meisten nicht spurlos vorbeigezogen. Eine weltweite Pandemie, die viele in Angst und Schrecken versetzt hat, Kriege, von denen einer sogar vergleichsweise "nah" an Deutschland stattfindet, eine Energiekrise und eine Inflation wie es sie schon lange nicht mehr gab. Dass das besonders die junge Generation (u30) beeinflusst, ist kein Wunder - die Studie "Jugend in Deutschland" zeigt, was die größten Sorgen der jungen Menschen sind.

gutefrage-Redaktion
26.4.2024
Frau vor See, traurig

Psychische Probleme und Unsicherheiten als großer Faktor

Die Umfrage beschäftigt sich vor allem damit, wie Menschen zwischen 14 und 29 Jahren den aktuellen Alltag erleben und was sie belastet, wovor sie in der Zukunft Angst haben.

Unter anderem wird dabei abgefragt, ob sich die Befragten betroffen fühlen von einer Reihe psychischer Faktoren. Aufgrund der in den Jahren zuvor erhobenen Daten, lässt sich auch dieses Jahr eine deutliche Veränderung erkennen.

Kopf und Gedanken

Gestellt wurde die Frage, ob aktuell psychische Belastungen erlebt würden. Angeführt werden im Folgenden einige Beispiele mit offensichtlichen Veränderungen - weitere Statistiken findet Ihr hier.

Mehr als 51% gaben an, derzeit unter Stress zu leiden (2023: 46%, 2022: 45%).

Doch auch die
Erschöpfung hat augenscheinlich zugenommen. 36% der Befragten fühlen sich erschöpft (vs. Vorjahr 35%, Vorvorjahr 32%).

Genau wie im Vorjahr gab ein Drittel an, dass sie unter Selbstzweifeln leiden würden. Im Vergleich: 2022 gaben dies nur ein Viertel der Befragten an.

Auch das Gefühl der Hilflosigkeit scheint seit 2022 (13%) zuzunehmen. 2024 fühlen sich 17% hilflos.

Doch auch 22% der Befragten gaben an, sich in Summe von keiner der abgefragten psychischen Belastungen betroffen zu fühlen. Das ist immerhin ein Prozent weniger als im Jahr 2022.

Weltgeschehen als massive Belastung

Gefragt wurde auch, inwiefern Sorgen durch das Weltgeschehen entstehen und wie viele der Befragten diese Sorgen teilen. Folgend ein Ausschnitt der Statistik.

65% von ihnen verspüren eine große Unsicherheit aufgrund der Inflation (2022: 46%).

Ebenfalls Sorge bereitet der Krieg in Europa und Nahost: 2022 gaben 68% der Befragten an, sich darüber Gedanken zu machen, 2024 sank die Anzahl auf 60%.

Auch die Spaltung der Gesellschaft, der Klimawandel (jeweils 2024 mit 49%), aber auch die Altersarmut und die Wirtschaftskrise (je 48%) tragen viel zu der ungewissen Perspektive bei.

Wachsender Unmut verursacht Veränderung in den politischen Ansichten der jungen Generation

Dass sich die junge Generation häufig überhört und nicht beachtet fühlt, wird aus den Statistiken deutlich.

Studienautor und Bildungsforscher Klaus Hurrelmann von der Hertie School Berlin erklärt, dass sich dadurch von "einem deutlichen Rechtsruck" innerhalb der jungen Generation sprechen lässt. Die Parteien der Ampelregierung sinken in der Gunst der 14- bis 29-Jährigen immer weiter - die AfD hingegen nimmt zu.

War die AfD einst als eine Art Protestpartei begannt, so lässt sich doch immer mehr sehen, wie die Zustimmung innerhalb der Gesellschaft wächst. Als Vergleich: In der besagten Altersgruppe stand 2022 die AfD für neun Prozent der Befragten an der Spitze der Wählergunst. Dieses Jahr gaben das in dieser Gruppe ganze 22% an. Ein Plus von 13% innerhalb von zwei Jahren - ein deutlich nachvollziehbarer Wandel.

Auch die CDU hat an Zuspruch in dieser Altersgruppe gewonnen. Laut Studie würden sich derzeit 20% der Befragten für die CDU entscheiden. 2022 waren es 16%.

Alle anderen Großparteien allerdings verlieren teils sogar deutlich an Zuspruch. Die Grünen verlieren innerhalb von zwei Jahren neun Prozent und erfahren somit nur noch von 18% der Befragten Zuspruch. Die SPD schließt sich mit minus zwei Prozent an und landet bei 12%.
Wie die Grünen verliert auch die FDP deutlich potentielle Stimmen: Waren 2022 noch 19% der Befragten von den Liberalen überzeugt, so sind es jetzt nur noch acht Prozent.

Bundestag

Wir wollten wissen, was unsere Community über die Ergebnisse der Studie denkt und wie sie diese bewertet.

Unsere Meinung des Tages greift jeden Wochentag Themen auf, die gerade viele beschäftigen - wir stellen Euch unter einem gewissen Thema immer einige Fragen und freuen uns auf Euren regen Diskussionsaustausch.

Dieses Mal wollten wir genau wissen, wie Ihr diese Studie bewertet, ob Ihr die Ängste und Sorgen verstehen könnt und insbesondere auch, welche möglichen Konsequenzen damit einhergehen könnten.

Nutzer HeinrikH gibt an, selbst unter 30 zu sein und stimmt der Studie voll und ganz zu:

Kann ich absolut nachvollziehen. Bin selbst noch unter 30 und zweifle regelmäßig daran, dass ich in Deutschland eine Zukunft habe.

Die Steuern und Abgaben sind zusammen mit den hohen Mieten erdrückend und ich sehe keine Möglichkeit mir hier finanziell wirklich etwas aufzubauen. Mit der neuen Rentenreform die auch noch zu unseren Lasten geht verstärkt sich das noch.

Da empfinde ich es als Hohn, dass in Deutschland teilweise auch noch die 35-Stunden-Woche diskutiert wird. Ich brauche keine 35-Stunden-Woche sondern finanzielle Sicherheit und die Möglichkeit einen Zweitjob auszuüben ohne horrende Steuern auf das zweite Einkommen zahlen zu müssen.

Zur Antwort

Etwas anders sieht es MonkeyKing: Seit Beginn der Studie sei schlicht nicht genug Zeit vergangen, um relevante Aussagen herausziehen zu können:

Ich sehe so eine Studie sehr kritisch, die Aussagekraft ist sehr gering. Zumal sie erst seit 4 Jahren erhoben wird, die Formulierung "wie noch nie" ist also absolut irreführend.

Jungend war schon immer irgendwo auch orientierungslos, das ging mir nicht anders in den 80ern, wo in den Medien von der Generation "Null Bock" schwadroniert wurde.

Und mal ehrlich: die Krisen der letzten Jahre waren zwar unangenehm aber nicht wirklich hart. Wir Menschen in den westlichen Industrienationen jammern gerne auf hohem Niveau.

Zur Antwort

EinAlexander findet, dass es eigentlich sogar jeder neuen Generation besser geht:

Jugend in Deutschland so pessimistisch wie nie - könnt Ihr die Sorgen nachvollziehen?

Die Jugend war immer schon "so pessimistisch wie nie". Daraus entstand zum Beispiel in de 70er Jahren die Punk Bewegung ("No Future").

Nachvollziehen lässt sich das nicht, da es schon immer jeder Generation besser geht als der Generation vor ihr.

Alex

Zur Antwort

Man sieht: Die Meinungen gehen auseinander, allerdings können viele der Nutzer die Sorgen nachvollziehen und wünschen sich eine (politische) Veränderung in Deutschland.

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