Hallo an alle Leser*innen, Lesende oder doch "nur" Leser?

Die Diskussion um die korrekte Ansprache und das Gendern sorgt nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch bei Politikern für Zwiespalt und Verstimmung. Ein Politiker hat sich jetzt für einen drastischen Schritt entschieden...

gutefrage-Redaktion
14.12.2023
Geschlechterzeichen Mann und Frau

Ein herzliches Willkommen an alle Nutzer*innen...

Überschriften wie diese bringen die gutefrage-Community zum Diskutieren. Doch nicht nur unsere Nutzer machen sich Gedanken darüber, das Gendern ist schon lange kein Internet-Phänomen mehr.

Beispielsweise

Der Rat für deutsche Rechtschreibung beschäftigte sich erst vor einiger Zeit damit, kleine sowie große Parteien nehmen eindeutige Haltungen zur geschlechtergerechten Sprache ein und es gibt Vereinigungen wie beispielsweise das Bündnis für geschlechtergerechte Sprache, welche aufführen wollen, wie sinnvoll sprachliche Vielfalt ist.

In unserer Meinung des Tages haben wir Euch gefragt, was ihr im Allgemeinen vom Gendern haltet - denn ein bayerischer Politiker sorgte erst kürzlich für großes Aufsehen, da er an Schulen und Verwaltungen das Gendern untersagen möchte.

Um wen es dabei genau ging und wie unsere Nutzer reagiert haben, lest ihr im folgenden Artikel. Viel Spaß dabei!

Söder kündigt Gender-Verbot für Schulen und Behörden an

Deutsch ist eine sehr komplexe Sprache. Um das Niveau C2 zu erreichen, welches annähernd einem muttersprachlichen Niveau entspricht, benötigt es im Schnitt bis zu 1050 Lernstunden.

Eine massive Herausforderung, sogar für Muttersprachler. Ganz zu schweigen von Menschen mit Lernschwäche oder Zugewanderten.

Genau diese Gründe werden auch häufig in der Gender-Debatte aufgeführt.

Der bayerische Ministerpräsident, Markus Söder, möchte die Diskussion nun final beenden und kündigt ein Gender-Verbot an Schulen und Behörden an.

Stoppschild

Kritik an Söders Plänen

Umfragen zufolge unterstützt eine Mehrheit Söders Pläne zwar, jedoch üben besonders Eltern- und Lehrerverbände Kritik.

Der Vorsitzende des Philologie-Verbandes, Michael Schwäger, sieht in einem Verbot die Gefahr, dass es künftig zu noch mehr Spaltung und Polarisierung innerhalb der Schulgemeinschaft kommen könnte.

Ulrich Babel, der Vorsitzende des Realschullehrerverbandes sieht im Gendern schlichtweg keine sonderlich große Relevanz im Schulalltag und empfindet ein solches Verbot entsprechend nicht als notwendig, unterstützt es auch nicht.

Auch findet sich zuweilen der Vorwurf wieder, dass Söder lediglich die herrschenden Vorschriften - nämlich die der deutschen Amtssprache, umstellt und auf polarisierende Weise betont.

Doch trotz dieser Kritikpunkte steht der bayerische Ministerpräsident hinter seiner Ankündigung. Für ihn sei beispielsweise die Gefahr der Spaltung eben durch die Verwendung des Genderns wesentlich größer, als es gesamt zu verbieten.

Argumente für das Gendern

Die Spannbreite in der Diskussion ums Gendern ist groß, man möchte gar sagen, sie ist riesig.

So sieht es auch aus, wenn man die Argumente der beiden Seiten betrachtet.

Für das Thema Gendern spricht insbesondere, dass geschlechtergerechte Sprache ein wichtiger Aspekt ist, um die Gleichbehandlung der Geschlechter zu fördern, so wie es auch in unserem Grundgesetz steht. Die sprachliche Inklusion wird dadurch also offener.
Außerdem schafft Sprache Wirklichkeit - das bedeutet, diejenigen, die sprachlich keine oder wenig Repräsentation erfahren, werden unbedeutender. So ist beispielsweise vielen Menschen nicht bewusst, dass es neben Mann und Frau auch intersexuelle Personen gibt.
Ebenso verändert sich Sprache schon seit Beginn an. Sie wird durch die Nutzenden an die Welt angepasst, in der gelebt wird. Es ist also kein Novum, wenn gefordert wird, dass Sprache mit der Zeit geht.
Auch sind Sonderzeichen nicht die einzige Lösung. Es gibt viele Optionen, die Sprache anzupassen, ohne beispielsweise beide Formen zu verwenden - möglich ist das beispielsweise mit Passivkonstruktionen.

Argumente gegen das Gendern

Einer der wohl größten Kritikpunkte am Gendern ist die bereits zuvor thematisierte Barrierefreiheit. Sonderzeichen und komplizierte Satzkonstruktionen sind für viele Gruppen ein enormes Hindernis. Das Gendersternchen bereitet vielen Screenreadern Probleme und auch eine Übersetzung in Leichte Sprache ist zuweilen schwer möglich, es wird sogar diskutiert, ob das überhaupt korrekt umsetzbar ist.
Außerdem wird häufig argumentiert, dass die Thematik schlichtweg ein Eliteprojekt ist, das wenig mit dem tatsächlichen Alltag der Gesamtbevölkerung zu tun hat.
Das Argument für das Gendern - nämlich eine politische Positionierung - kann gleichzeitig auch als eines dagegen genutzt werden. Durch das entstehende politische Statement, kann es zu Polarisierung kommen.
Viele Menschen fühlen sich zudem bevormundet, als gäbe es eine Art "Sprachkorsett". Dadurch kann es zu Widerstand kommen, welcher dazu führt, dass veraltete Wertvorstellungen wieder präsenter werden.
In Umfragen geben außerdem schlicht zwei Drittel der Befragten an, dass sie gegen das Gendern sind.

Obwohl hier bei weitem nicht alle Pro- und Contraargumente aufgeführt wurden, lässt sich erkennen: Die Thematik ist tiefgehender, als man denken mag und durchaus auch ein wichtiger Faktor in der politischen Welt - wir haben unsere Community gefragt, wie sie zu Söders Ankündigung, aber auch zur geschlechtergerechten Gesprache im Allgemeinen stehen.

Das denkt die gutefrage-Community über Söders Pläne und das Gendern

Grafik von Figuren mit Sprechblasen

Eine deutliche Mehrheit denkt wie LizzyC und unterstützt Söders Vorhaben:

Ich bin dafür, denn wenn es kein Verbot gibt, werden alle beim Trend mitmachen. Man wird vom Gendern sowieso regelrecht überflutet (schon bei Social Media, Websiten, sogar Klappentexten von Büchern), das brauche ich wirklich nicht noch von offizieller Seite aus.

Zum Beispiel in Schulen ist es durchaus sinnvoll, damit nicht einige Lehrer zum Gendern auffordern und andere es verbieten. Es schafft Klarheit und bietet somit allen Schülern die gleiche Chance (z.B. keine bevorzugte Behandlung, weil man gendert bzw. nicht gendert). In Schulen sollte man die deutsche Sprache lernen und nicht eine "moderne" Variante davon.

Zur Antwort

Adomox gehört zu denjenigen, die in der Ankündigung reinen Populismus sehen:

Reiner Populismus. Es geht nicht um die Sprache und es geht nicht um Lernerfolge, es geht um Stimmenfang. Anderen stets Verbote unterstellen und dann einen nicht existierenden Zwang mit einem echten Verbot kontern - dass das den Wähler*innen nicht auffällt, zeigt die waren Baustellen unseres Bildungssystems auf. Gendern ist keine solche Baustelle.

Zur Antwort

Dommie 1306 ist hier ein wenig im Zwiespalt: Privat kann der Nutzer sich zwar mit dem Gendern nicht unbedingt anfreunden, sieht aber auch potentielle Vorteile:

Hui... schwierig.

Ich bin kein Freund des Genderns - ich kann es einfach nicht.

Gerade die Studien, dass gendergerechte Sprache jedoch eine positive Auswirkung auf Gleichberechtigung etc. hat, überzeugten mich jedoch, es regelmäßig zu versuchen.

(Find gerade keine Quelle dazu, aber in der Studie, die mich "überzeugt" hat, ging es darum, dass sich auf eine Lehrstelle die für "Ingenieure" ausgeschrieben war, um ein vielfaches weniger Frauen/Mädchen beworben haben, als auf die gleiche Stelle, die Für "Ingenieure:innen" ausgeschrieben war...)

Schlussendlich kann ich dennoch mit Gendern nichts anfange, aber ich breche mir auch nichts ab, wenn ich es zumindest versuche, wenn mein Gegenüber damit einen Vorteil hat.

Sprache/Sprachgebrauch zu VERBIETEN finde ich... "schwierig". Klar, nur in der Verwaltung und an Schulen, privat kann ich Gendern wie ich mag. Aber ich denke Gendern ist für fast alle von uns neu. Wo, wenn nicht im "alltäglichen Leben" - also eben auch bei Behörden und in der Schule sollen wir es denn lernen? (Zumindest wenn wir es lernen wollen...)

Also aus Sicht der Rechtsicherheit und Standardisieren ist eine Regelung sicher sinnvoll... eine Regelung im Bezug auf Sprache halte ich aber wirklich für schwierig.

Meine Meinung daher: Ich weiß es nicht :D

Zur Antwort

Dass das Gendern ein Thema ist, dass uns noch lange begleiten wird, ist vermutlich so ziemlich jedem bewusst. Ob sich Verbote dieser Art tatsächlich durchsetzen lassen und wie sich die Meinung in der Gesellschaft entwickeln wird, bleibt natürlich noch eine offene Frage.

Generell lässt sich aber feststellen, dass unsere Community von der Gender-Debatte überwiegend wenig hält.

Hast Du auch eine Meinung zu diesem spannenden Thema? Dann diskutier doch gern mit bei unserer Meinung des Tages! Hier findest Du übrigens jeden Werktag eine aktuelle Frage von uns - in der Weihnachtszeit sogar mit Special: Zusätzlich stellen wir Dir auch immer eine weihnachtliche Frage. Schau vorbei, wir freuen uns auf Dich!

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