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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Weil die Erkrankung leider immer noch mit Stigma und Scham behaftet ist.
Als ich vor 12 Jahren mit schwerer Depression in der Klinik war, galt Burn-out als tolle Krankheit, weil die zeigte, dass man wie verrückt gearbeitet hatte. Als ein richtiger Mann war (ich schreibe bewusst "Mann", weil ich ein solcher bin). Menschen mit Depression sind die "Weicheier", "Faulpelze" etc. Was für ein Quatsch!

Depression ist nichts, wofür man sich schämen muss. Sie kann jeden treffen. Viele aber haben Angst davor, sich zu ihrer Erkrankung zu bekennen bzw. überhaupt darüber nachzudenken, sich Hilfe zu suchen, weil Symptome einer Depression über einen längeren Zeitraum auftreten. Angst, weil sie fürchten, vom Umfeld ausgelacht zu werden. Angst, weil sie um ihren Arbeitsplatz fürchten. Angst, weil sie nicht verstehen, warum es ausgerechnet sie getroffen hat.

Außenstehende ignorieren die Depression vermutlich insbesondere deshalb, weil sie nicht greifbar ist. Sie wollen sich nicht mit psychischen Erkrankungen beschäftigen, weil "Psychos" ja "alles Verrückte" sind (polemisch ausgedrückt). Ebenfalls ein Quatsch.

Pro Jahr erkranken in Deutschland rund 5,3 Millionen Menschen an einer Depression. Allein diese Zahl kann man gar nicht ignorieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Weil man diese Krankheit nicht sieht, einen gebrochenen Arm schon! Zudem können Menschen nur vor den Kopf schauen, jedoch nicht in den Kopf.

Weiterhin ist es leider oft so, dass diese Krankheit mit „die sind alle bekloppt“ bezeichnet wird, psychisch Kranke sollen gefährlich sein und nicht mehr Herr ihrer Sinne, was völliger Quatsch ist, wenn es sich um rezidivierende Depressionen mit Episoden handelt.

Natürlich gibt es auch aggressive, psychisch kranke Menschen, diese sind aber nicht an einer Depression erkrankt.