Was ist mit "Periodenstruktur des Gesangs" und mit "musikalische Prosa" gemeint?

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Beide Begriffe bezeichnen Themengestaltungstypen, also Begriffe für die Struktur von Melodien bzw. musikalischen Themen.

Die "Periode" ist eines der gängigsten Formschema für Melodien und beruht im Regelfall auf einer formalen Zweiteilung eines (häufig acht- oder sechzehntaktigen) Themas. In der Mitte gibt es eine Art Zwischenzäsur, am Ende schließt das Thema mit einem Ganzschluss ab. Die Melodie von "Freude schöner Götterfunken" ist zum Beispiel als eine typische Periode gebaut ("Freude..." bis "... Elysium" ist der erste Teil, der zweite geht von "Wir betreten..." bis "... Heiligtum" und schließt dort ab.)

Prosamelodik ist ein Begriff für eine möglichst ohne Zäsur (z.B: Kadenz) durchgehend fließende Melodik, die meist auch unvorhersehbare Wendungen nehmen kann und frei von jeder symmetrischen Formgestalt ist. Der (von Arnold Schönberg geprägte) Begriff wurde im Zusammenhang mit der typischen Melodiegestaltung von Brahms entwickelt. Später hat man ihn adaptiert und unter anderem auch auf Vokalmusik der Renaissance angewandt. Musikalische Prosa ist nicht so sehr ein Formtyp (wie z.B. die Periode), sondern mehr ein stilistisches Charakteristikum. Die "unendliche Melodie" bei Richard Wagner gilt ebenso als typisches Beispiel für Prosamelodik.