Was ist ein. ,,monodischer Stil"?

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Monodie (monōdia: Einzel- bzw. Sologesang), musikhistorischer Begriff, der in 3 verschiedenen Bedeutungen verwendet wird.

  1. Sologesang mit Instrumentalbegleitung in der griech. Antike wie z.B. bestimmte Passagen aus den Tragödien des Euripides oder des Sophokles. Wahrscheinlich wurden diese Passagen von einem oder mehreren Instrumenten begleitet, doch ist über die tatsächliche Aufführungspraxis und den Klang dieser Musik und ihrer Vortragsweise kaum etwas bekannt. Euripides selbst unterschied nach Versmaß und Rhythmus drei Formen der Monodie.

  2. Monodie bezeichnet den seit dem Ende des 16. Jahrhunderts aufkommenden Sologesang mit Generalbassbegleitung. Ursprünglich sollte dieser von der Florentiner Camerata ausgehende instrumental begleitete Sologesang ein Versuch sein, die alte monodische Tradition der Antike wieder mit Leben zu füllen – statt dessen wurden die Grundlagen für eine neue musikalische Gattung gelegt, für die Oper. Man erhoffte sich durch diese neue musikalische Form eine bessere und klarere Darstellung bzw. Nachahmung der Affekte. Durch formelmäßg festgelegte Sprünge, Dissonanzen, schnellen Wechsel von kurzen und langen Tönen suchte man in diesem einstimmigen homophonen Satz musikalische Äquivalente zu den menschlichen Affekten. Es bildeten sich drei verschiedene Formen heraus: stile narrativo (erzählender Stil), stile recitativo (gehobener Sprechgesang) und stile rappresentativo (darstellend für die Affekte).

  3. Manche Autoren rechnen zur Monodie auch jede Form einstimmiger Musik wie zum Beispiel die Gregorianik, die Musik der Minnesänger und Troubadours oder auch die mehrstimmigen Sätze der Ars nova, wenn alle bis auf eine mit Instrumenten besetzt sind. In der Forschung ist dieser erweiterte Monodiebegriff jedoch umstritten.

Quelle: Brockhaus

Bloodyrainbow  13.05.2013, 02:03

Vielen Dank für die Auszeichnung!

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Der monodische Stil findet seine Ursache in in dem Bestreben, die griechische Tragödie zu erneuern, und damit eine neue Text-Musik-Beziehung den erstarrten Formen der franko-flämischen Musik entgegenzustellen. Das Rezitativ entsteht, ein von Stützakkorden begleiteter Sprechgesang (Generalbass), wirklich noch ein fast richtiger "Sprech"gesang. Neben eingestreuten Liedern, die der gängigen Musikpraxis entnommen sind (volksnah) und die bald ihre Bedeutung verlieren, steht die Arie (aus dem Rezitativ entwickelt), der als Gefühlsträger die primäre Rolle zufallen wird. Musiker der Florentiner Camerata sind es, die nach mancherlei monodischen Versuchen, Vorformen (Intermedien, geistliche Spiele) die erste Oper veröffentlichen (Jacopo Peri (1561-1633), "Daphe", 1594). Die neue Form, der gefällige Stil begeisterte. Einen ersten Höhepunkt erreichte der neue Stil in Venedig. Hier waren die Gabrielis ansässig, Andrea Gabrieli, Begründer der Venezianischen Schule (siehe Italienische Renaissance), und Giovanni Gabrieli (1557-1612), gleich ihm Organist an San Marco. Dieser wurde zum Wegbereiter monodischer Instrumentalkunst, auf ihn geht sowohl die Orchester- wie Kammermusik zurück. Claudio Monteverdi (1567-1643), gleich bedeutend als Opern- wie als Kirchenkomponist, steht während seines Wirkens in Venedig am Beginn der Reihe großer Musikreformatoren der Neuzeit. Die Oper befreite er aus ihrem renaissancegebundenen Frühstadien, dem Orchester wies er, bei reicher Klangentwicklung, in Oper und Kirche interpretatorische-tonmalererische Aufgabe zu.

http://www.jadu.de/musikgeschichte/text/venezianer.html