Was ist eigentlich die allerschnellste Methode einen Zauberwürfel zu lösen?

1 Antwort

Von Experte bicmac02 bestätigt

Hallo Porzeltreemon12,

hmm... die schnellste Methode, den Zauberwürfel zu lösen... Haja, da streiten sich selbst die weltbesten Speedcuber. ^^

Ich kann dir sagen, die weitaus beliebteste ist CFOP, aber das heißt nicht, dass sie die beste ist. Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile. Darauf gehe ich jetzt ein. In meinen Augen gibt es 5 Methoden, die großes Potential haben.

CFOP, Roux, ZZ, Petrus und Mehta.

CFOP ist hierbei, wie gesagt, die meistgenutzte Methode und beinahe alle Weltrekorde wurden mit dieser aufgestellt. Sie ist etwa wie eine zusammengefasste LbL-Methode. Man beginnt also auch mit einem Cross, löst dann die ersten beiden Ebenen gleichzeitig (F2L), indem man die vier Paare einsetzt, orientiert dann die letzte Ebene mit einem Alg (OLL - 57 Fälle) und dann permutiert die letzte Ebene ebenfalls mit einem Alg (PLL - 21 Fälle).

Vorteile von CFOP:
- einfacher Umstieg von der Anfängermethode
- sehr schnell dank guter Algorithmen und Bewegungsmuster, die oft wieder auftauchen
- sehr ergonomisch (bis auf die Rotationen)
- sehr gut erforscht und somit viele Beiträge im Internet
- sehr gut erforschte Varianten und Erweiterungen wie z.B. X-Crosses, 1LLL, Multislotting, OLLCP, LSLL usw.

Nachteile von CFOP:
- Movecount. Die Vanilla-Variante der Methode braucht im Durchschnitt knapp unter 60 Bewegungen, wenn man gut ist, was im Vergleich zu den anderen Methoden recht ineffizient ist.
- Rotationen. Man muss den Würfel immer wieder rotieren, um die F2L-Paare von verschiedenen Positionen aus zu lösen.

Das beste Tutorial im Internet ist mMn auf cubeskills.com

Roux ist eine hoch angesehene Methode. Bekannt ist sie für ihre Effizienz, das Intuitive und die M-Moves.
Hierbei löst man einen Sechserblock links (First Block), einen Sechserblock rechts (Second Block), dann die Ecken mit einem Alg (CMLL - 42 Fälle) und zum Schluss die letzten sechs Kanten (Last Six Edges).

Vorteile von Roux:
- sehr effizient mit einem Durchschnitt von gut unter 50 Bewegungen
- sehr intuitiv und weniger Algorithmen als bei anderen Methoden
- sehr ergonomisch mit hauptsächlich R-, r-, U und M-Moves nach dem ersten Block
- CMLL ist eines der besten Algsets überhaupt
- hohes Potential an Effizient, da das Intuitive keine Grenzen setzt
- gute Inspection erlaubt schnelles und effizientes Drehen ohne Pausen
- keine Rotationen

Nachteile von Roux:
- Blockbuilding ist etwas komplizierter und erfordert mehr Denken
- erfordert gute Fingertricks, um schnell zu sein

Hier ein Anfängertutorial:
https://www.youtube.com/playlist?list=PLBHocHmPzgIjnAbNLHDycgaCP5IqiwnU9
Um mit der Methode besser zu werden, kannst du dich dann auf Kian Mansours Kanal umschauen.

ZZ ist auch eine recht bekannte Methode, die auch von recht schnellen Leuten genutzt wird. Hier löst man zuerst die EOline. Was dieser Schritt macht, ist, dass nun der Cube mit nur R-, U- und L-Moves lösbar ist. Alle Kanten sind nun orientiert und der Cube lässt sich ohne Rotationen lösen. Danach kann man RUL-Style die ersten beiden Ebenen lösen und erhält die letzte Ebene mit einem bereits gelöstem Kreuz dank dem ersten Schritt, der EOline. Ab hier gibt es viele Möglichkeiten. Zum Beispiel OCLL+PLL, COLL+EPLL, Phasing+ZZLL oder sogar ZBLL. ZBLL hat 493 Fälle, was eine Menge ist. Dafür ist es das effizienteste, was du mit dieser ZZ-Variante machen kannst. Es gibt nämlich noch sehr viele andere ZZ-Varianten. Wenn es dich interessiert, kannst du dich hier umschauen: https://www.speedsolving.com/wiki/index.php/ZZ_method

Vorteile von ZZ:
- Dank der orientierten Kanten hat man sehr guten Überblick über den gesamten Cube. Lookahead ist dementsprechend einfacher und man kann deutlich schneller drehen.
- Effizienz. ZZ mit ZBLL hat niedrigen Movecount (gut unter 50 Moves).
- ohne Rotationen

Nachteile von ZZ:
- Konzept von EO kann zu Beginn schwierig sein. Sollte aber mit etwas Übung recht schnell gehen.
- Blockbuilding (wenn man nicht EOcross nutzt) erfordert mehr Denken.
- Wechsel von R und L ist weniger ergonomisch.

Hier ein Texttutorial:
http://cube.rider.biz/zz.php
Und hier zwei Videotutorials. Das zweite ist etwas ausführlicher:
https://www.youtube.com/watch?v=4Wrm2MGrRS8
https://www.youtube.com/playlist?list=PLD9771CF83F13B110

Petrus gehört ebenfalls zu den "Big four", wie man es früher gesagt hat. Mittlerweile wird die Methode aber im Gegensatz zu den anderen Methoden als unterlegen angesehen. Zuerst baut man auf dem Cube einen 2x2x3-Block. Dann werden mit einem Trigger alle Kanten orientiert, sodass nun die ersten zwei Ebenen 2-gen mit RU gelöst werden können. Nachdem das fertig ist, verbleibt man wie bei ZZ mit einem orientierten Kreuz auf der letzten Ebene. Hier, wie bei ZZ, hat man zahlreiche Optionen. Die Variationen von ZZ können hier auch angewendet werden.

Vorteile von Petrus:
- sehr effizient, wenn ZBLL angewendet wird (auch gut unter 50 Moves)
- sehr viele Optionen
- sehr intuitiv und deswegen großes Potential an Effizienz
- wenn der 2x2x3 gut geplant ist, ist der Rest der Lösung sehr ergonomisch und schnell auszuführen

Nachteile von Petrus:
- Blockbuilding kann zu Beginn kompliziert sein
- Blockbuilding erfordert viel Denken und verlangsamt somit den Solve
- Blockbuilding von Petrus kann weniger ergonomisch sein
- Rotationen sind nicht auszuschließen

Hier ein Tutorial von Lars Petrus selbst: https://lar5.com/cube/

Und zu guter Letzt Mehta. Mehta ist eine sehr neue Methode, die 2020 veröffentlicht wurde, bekommt aber viel Aufmerksamkeit von Speedcubern zurzeit. Nicht viele haben sich bisher herangewagt, die Methode zu nutzen. Da ich denke, dass diese Methode ihren Stellenwert in der Community hat, gehe ich kurz auch auf diese Methode ein.
Zuerst baut man unten links einen Sechserblock (ähnlich wie der Roux-FB, nur anders orientiert). Danach baut man einen Gürtel minus eine Kante auf der Äquatorebene (3QB). Dann löst man die letzte Kante, während man die restlichen Kanten orientiert (EOLE). Ab hier gibt es viele Möglichkeiten. Ich gehe mal auf zwei davon ein. Bei der ersten Variante orientiert man alle Ecken (6CO - 71 Fälle) und permutiert (6CP - 47 Fälle) diese danach ebenfalls. Zum Schluss löst man die restlichen fünf Kanten auf dem Cube (L5EP - 16 Fälle). Bei der zweiten Variante braucht man deutlich mehr gelernte Algorithmen. Dafür ist die Methode langfristig gesehen deutlich effizienter und schneller als die anderen Varianten. Hier löst man den Block unten rechts mit einem Algorithmus (TDR - 350 Fälle) und dann hat man nur noch die letzte Ebene mit einem orientierten Cross, welchen man mit ZBLL löst (493 Fälle). Diese Methode heißt Mehta-TDR. Es gibt auch noch Mehta-OS (OS = option select). Hier entscheidet man während der Lösung, welche Mehta-Variante die beste in dieser Situation ist, und geht diesen Weg.

Vorteile von Mehta:
- sehr effizient (gut unter 50 Moves)
- drei algorithmische Schritte, die den Großteil des Cubes lösen erlauben schnelles Drehen
- sehr ergonomisch mit RUD- und RU-gen Algorithmen
- keine Rotationen

Nachteile von Mehta:
- "zu viele" Algorithmen
- Übergänge zwischen den Schritten erzeugen Pausen und diese zu vermeiden, ist etwas schwieriger

Hier ein Anfänger-Tutorial für Mehta:
https://www.youtube.com/watch?v=bCT16fOX_hI

Wie du siehst, gibt es echt eine Menge zu lernen. Ich empfehle dir, dich direkt mit CFOP, Roux und ZZ auseinanderzusetzen. Die Kenntnisse dieser drei Methoden wirst du früher oder später brauchen und diese Kenntnisse machen deine Lösungen auch effizienter und schneller. CFOP ist wahrscheinlich die beste Methode für Bigcubes. Roux ist währenddessen die beste Methode für One-handed. Egal, für welche Methode du dich entscheidest, es ist immer sehr gut, die anderen auch zu kennen. Mit wenig Übung kommst du damit auf unter 30 Sekunden und mit diesen Methoden sind konstante Zeiten von unter 7 Sekunden zu erreichen.

Und ja, bei weiteren Fragen stehe ich dir hier gerne zur Verfügung. ^^

Grüße