Schiller: Wo sieht man denn in Maria Stuart die erhabene Seele und was ist das überhaupt?

1 Antwort

Eine "erhabene Seele" erreicht Maria, indem sie sich schlussendlich ihrem Schicksal fügt. Dadurch kann sie sich über Elisabeth sowie das Weltliche und die Natur (ihre Natur) erheben und absolute (Geistes-)Freiheit erlangen. Allerdings ist darunter nicht exakt das gleiche wie unter der, von den Aufklärern geforderte Geistesfreiheit im Sinne der Meinungsfreiheit zu verstehen. Vielmehr erreicht sie durch Vernunft (und Moral) die faktische Freiheit. Elisabeth kann also nur noch Marias nichtige Hülle gefangen halten. Ihr Geist ist frei.

Was die "schöne Seele" anbelangt: Diese erreicht die Stuart dadurch, dass sich am Ende Pflicht (Leugnung ihrer Schuld) und Neigung (fälschliche Leugnung der tatsächlich von ihr begangenen Verbrechen) in ihr im Einklang befinden - der Idealzustand, wie ihn der Dichter der Klassik fordert. Dies ist möglich, indem sie ihrem Priester Melvil gegenüber ihre Taten gesteht, aber auch ihre Unschuld an einigen anderen Beweisen kann. Fortan wehrt sie sich also nicht mehr gegen die Wahrheit, akzeptiert die Schuld, welche sich wirklich auf sich geladen hat und rebelliert nicht mehr gegen die gegen sie vorgebrachten Falschaussagen, da sie dieses Kapitel für sich abgeschlossen hat, quasi mit sich selbst im Reinen ist.

Insgesamt sind Schillers Theorien kein leichter Stoff und gerade die Frage der Schönheit/Würde und Erhabenheit einer Seele ist ein harter Brocken, zumal mit dem heutigen Wertesystem kaum noch nachvollziehbar. Ich hoffe, dass ich trotzdem weiterhelfen konne. ;)

Grüße Faust