Preisstabilität?

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Preisstabilität soll sicherstellen, dass das Geld immer gleich viel wert ist. 100 Euro, die Du vor einem Jahr aufs Sparbuch gelegt hast und jetzt abhebst, um Dir was zu kaufen, soll ja noch genauso viel wert sein wie vor einem Jahr. "Genausoviel" definiert die europäische Zentralbank EZB mit grundsätzlich 2% Verlust, der akzeptabel ist - also, dass Du heute für 100 Euro ein Produkt bekommst, dass vor einem Jahr 98 Euro gekostet hat.

Im Moment haben wir genau die andere Situation, dass die Sachen, die man kaufen kann (sowohl Greifbares wie ein Elektrogerät oder Butter und Milch wie auch nicht Greisbares wie Strom) viel teurer sind als noch vor einem Jahr. Die Leute verdienen in der Regel dasselbe Geld, bekommen aber viel weniger dafür. Gespartes Geld, für das man vor einem Jahr soundsoviel Butter kaufen konnte oder Strom oder alles andere ist nun viel weniger Wert, man bekommt einfach weniger Ware dafür. Aktuell offiziell ca 7% weniger - also für die 100 Euro aus dem Beispiel nur noch Waren für 93 Euro Wert. In der Realität ist noch schlimmer, dass die allerwichtigsten Güter wie Lebensmittel oder eben Energie (Strom/Gas/Öl, Benzin), die man kaufen muss, ob man will oder nicht, teilweise 10, 20, 30 oder 100% teurer wurden. Hat nun jemand vor einem Jahr gerade genug Geld gehabt, um sich Essen, Trinken, Miete, Strom usw. leisten zu können hat er jetzt zu wenig, um sich überhaupt die grundsätzlichsten Dinge leisten zu können.

Vielleicht noch klarer wird es, wenn man das an einem Beispiel bis ins Extreme immer weiter denkt... Ein bestimmtes Brot kostete vor einem Jahr z.B. 1 Euro. Für 100 Euro bekam ich 100 Brote. Jetzt kostet das Brot 2 Euro, ich bekomme nur noch 50 Brot. Wenn man die Inflation/Preissteigerung nicht stoppt, kostet irgendwann das Brot 10 Euro, dann 100, dann 200 - da kann ich nur noch ein halbes brot kaufen - und irgendwann kriegt man für 100 Euro nicht mal mehr ein paar Krümel... ein Brot kostet vielleicht 10.000 oder 100.000 Euro oder gar 1 Million.

Ich müßte mit dicken Bündeln Geld zum Bäcker gehen und bekäme kaum was dafür. Sowas hat es vor ziemlich genau 100 Jahren in Deutschland (Hochinflation Anfang der 1920er Jahr mit Höhepunkt 1923) wirklich mal gegeben. Zwar sind auch die Löhne der Menschen gestiegen, aber das hatte zur Folge, dass die Leute morgens ihren Tageslohn bekommen hatten, Taschen voller Geldscheine, und wenn sie diese nicht bis spätestens mittags in Lebensmittel umgewandelt, also ausgegeben hatten, konnten sie mit dem Geld abends nichts mehr kaufen, weil die Preise an einem Tag so arg gestiegen sind, dass der Lohn von morgens am Abend nur einen Bruchteil eines Brotes wert war und man soviele Scheine, wie man zum Bezahlen eines Brotes brauchte, gar nicht tragen konnte. Die Geldscheine wurden im wahrsten Sinne des Wortes binnen Stunden zu wertlosem, bedrucktem Altpapier.

Damit das nie wieder passiert sollen Zentralbanken die Preisstabilität garantieren, also, dass es im besten Falle nur eine normale, moderate Erhöhung von Preisen und Gehältern gibt, eben ca. 2% . Steigt das ganze darüber, sollten die Banken entsprechend eingreifen (Zinsen erhöhen, Geldausgabe beschränken usw.). Genau hier sind wir aktuell, da wir deutlich über den 2% sind und im Augenblick die europäische Zentralbank trotzdem nicht handelt, wofür sie stark kritisiert wird, zudem aber auch unabhängig davon Güter und Waren durch andere nicht beeinflussbare besondere Umstände (Krieg Ukraine/Corona-Folgen, dass Waren aus anderen Teilen der Welt wegen Lockdowns nicht geliefert werden) sehr knapp sind. Und was knapp und selten ist teurer wird. Ende offen...


Gruselpudel  29.05.2022, 13:47

Kleiner Nachtrag, ich bin eine Mathematik-Nulpe in Prozentrechnung :D : im ersten Abschnitt müßte es korrekt heißen: "dass Du heute für 102 Euro ein Produkt bekommst, dass vor einem Jahr 100 Euro gekostet hat." :)

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