Wie oft stellt man einer Frau einen Maibaum?

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Daneben gibt es auch den Brauch, dass die jungen, unverheirateten
Männer eines Dorfes vor den Häusern aller unverheirateten Frauen
kleinere Maibäume, sogenannte Maien (meistens Birken oder im oberschwäbischen Tannen), als „Gunstbeweis“ aufstellen.[1] In einigen Teilen Deutschlands, zum Beispiel im Rheinland, im Saarland, im Bergischen Land, in Franken und in Schwaben,
ist es üblich, dass männliche Jugendliche und junge Männer am Haus der
Freundin oder Angebeteten einen Baum anbringen. Üblich sind vor allem
mit buntem Krepp-Papier geschmückte Birken, wobei die Farbe der Bänder
ursprünglich eine Bedeutung hatte. Je nach örtlichem Brauchtum kann auch
am Baum ein sogenanntes Maiherz aus Holz oder festem Karton angebracht
werden, in das der Name der Angebeteten eingraviert und in der Regel
auch ein Spruch als Zuneigungsbekundung geschrieben wird.

Der Maibaum bleibt einen Monat lang stehen, bis zum ersten Juni. Dann
holt derjenige den Maibaum ab, der ihn gestellt hat. Üblicherweise wird
dies, wenn die Frau ihn mag, mit einer Einladung zum Essen und mit
einem Kasten Bier belohnt. Es gibt allerdings auch die Tradition, dass
der junge Mann, der den Baum wieder abholt, von der Mutter der Frau
einen Kuchen, vom Vater einen Kasten Bier und von ihr selbst einen Kuss
bekommt. Kuchen und Bier werden in der Regel an diejenigen Junggesellen
verteilt, die den Baum "auslösen". Dies sind oft die gleichen, welche
schon beim Setzen geholfen haben. Nachdem der Baum ausgelöst wurde, kann
die Frau eine dünne Scheibe vom Fuß des Stammes absägen und dieses als
Erinnerungsstück behalten. Üblicherweise geschieht das im Beisein der
Junggesellen, bevor der Baum abtransportiert wird.

In einem Schaltjahr kann es umgekehrt sein: Weibliche Jugendliche, junge Frauen und verheiratete Männer stellen teilweise auch ihrerseits Maibäume auf.

In den letzten Jahrzehnten wurde dieser Brauch in vielen Teilen
Deutschlands aufgeweicht, angesehene Mädchen und junge Frauen erhalten
oftmals sogar mehrere Maibäume ohne Beziehungsabsichten. Soweit ist das
immer noch ein Gunstbeweis, oftmals aber auch nicht mehr. In manchen
Orten am Niederrhein setzen die Mädchen und jungen Frauen der Landjugend
selber den Jungen und jungen Männern Maibäume.

Das Gegenstück zum Maibaum als Gunstbeweis ist der sogenannte Schandmaien, der eine bösgemeinte Heimzahlung darstellt.

Ursprünglich war das Maibaumstellen Teil des so genannten
"Mailehenbrauchs", einer Art dörflicher Partnervermittlung, die im 17.
Jahrhundert entstand. Dabei wurden die unverheirateten jungen Frauen
eines Dorfes den Junggesellen für eine bestimmte Zeit als "Lehen", als
Leihgabe übergeben. Das geschah nach einem bestimmten Verfahren,
erläutert der Bonner Volkskundler Alois Döring: "Die unverheirateten
jungen Männer eines Dorfes ersteigern die unverheirateten Mädchen und
bilden so Maipaare."

Wer das höchste Gebot für ein Mädchen
abgibt, ist Maikönig und sie entsprechend Maikönigin. Dabei gehört es
zum festen Brauch, dass jeder Maibräutigam seiner Maibraut einen mit
bunten Bändern geschmückten Baum aufstellt. Diese Tradition hat sich in
vielen rheinischen Dörfern bis heute gehalten, der damalige Zweck ist
jedoch fast vergessen: "Es sollten Ehen zustande kommen. Einer der
Grundgedanken der Maiversteigerungen war, dass auf diese Weise der
dörfliche Heiratsmarkt geregelt wurde. Man versuchte so, Ehen innerhalb
des Dorfes zu schließen."