Kann mir jemand bitte die kriegerische Ausgangslage der Mittelmächte ganz kurz erklären?

2 Antworten

Die Mittelmächte Österreich und Deutschland hatten sich durch beispiellose, unglaubliche Dummheit in einen Zweifrontenkrieg hineinmanövriert.

Der Begriff "Mittelmächte" könnte genauso gut stehen für "zwischen den Stühlen". Hierbei war das Zerbrechen der umfangreichen Bündnisse innerhalb Europas von Ex-Reichskanzler Bismarck von entscheidender Bedeutung, Österreich verblieb als einziger Bündnispartner Deutschlands:

Blankovollmacht – Wikipedia

"In den Jahren seit 1890 war das Bündnissystem Bismarcks zerbrochen: Deutschland war durch eine Reihe von Zwangsläufigkeiten und eigenen Fehlern in Europa weitgehend isoliert. Die meisten anderen europäischen Großmächte waren miteinander verbündet. Ihr Bündnis richtete sich zwar nicht explizit gegen Deutschland, die Gefahr war aber vorhanden, dass ein Konflikt zwischen einem deutschen Alliierten und einem Mitglied der Triple Entente zur Verwicklung Deutschlands in den Krieg führen konnte. Letzter verbliebener Partner des Deutschen Reiches war Österreich-Ungarn. Um diesen nicht auch noch zu verlieren, gab die deutsche Reichsregierung Wien den Blankoscheck und nahm damit den Krieg in Kauf. Zur Vorgeschichte:

Attentat von Sarajevo – Wikipedia

 28. Juni 1914 wurden der Thronfolger Österreich-Ungarns Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie Chotek, Herzogin von Hohenberg, bei ihrem Besuch in Sarajevo von Gavrilo Princip, einem Mitglied der serbisch-nationalistischen Bewegung Mlada Bosna (Junges Bosnien), ermordet.

Das daraufhin von Österreich an Serbien gegebene Ultimatum, insbesondere betreffend das Vorgehen gegen die Hintermänner des Attentates auf serbischem Territorium, war für einem souveränen Staat wie Serbien inakzeptabel und offensichtlich bewusst so angelegt dass es von Serbien nicht angenommen würde.

Österreich-Ungarns Ultimatum an Serbien 1914 (staatsarchiv.at)

"Das für den Anschlag auf Erzherzog Franz Ferdinand verantwortlich gemachte Königreich Serbien wurde mittels einer diplomatischen Note ultimativ dazu aufgefordert, binnen 48 Stunden nach Überreichung durch den k. u. k. Gesandten in Belgrad die ihm darin gestellten Bedingungen, insbesondere betreffend das Vorgehen gegen die Hintermänner des Attentates auf serbischem Territorium, uneingeschränkt anzunehmen; jeglicher Vorbehalt würde als Kriegsgrund betrachtet."

"Die serbische Antwort erfolgte in letzter Minute und enthielt Einschränkungen, was die geforderte Mitwirkung österreichischer Amtsorgane an den Untersuchungen in Serbien betraf. Somit hatte Giesl weisungsgemäß die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten abzubrechen und aus Belgrad abzureisen. Die österreichisch-ungarische Kriegserklärung an Serbien erfolgte am 28. Juli 1914.

Da sich das zaristische Russland als Schutzmacht für Serbien betrachtete, war der Krieg mit Rußland daher vorprogrammiert.

Ohne Mitwirkung Deutschlands wären das österreichische Ultimatum an Serbien und die drauf folgende Kriegserklärung niemals zustande gekommen. Deutschland hatte nicht nur in einer Art "Blanko-Vollmacht" den Österreichern zugesichert, ihnen unter allen Umständen militärische Hilfe zu gewähren, sondern Letztere regelrecht dazu angestachelt voll auf Konfliktkurs zu gehen:

Blankovollmacht – Wikipedia

Unter der historischen Blankovollmacht oder dem Blankoscheck von 1914 versteht man das Bekunden des deutschen Kaisers Wilhelm II., „im Einklang mit seinen Bündnisverpflichtungen und seiner alten Freundschaft treu an der Seite Österreich-Ungarns [zu] stehen“ (aus: Telegramm des deutschen Reichskanzlers an die deutsche Botschaft in Wien, 5. Juli 1914).

Diese Vollmacht gab Österreich-Ungarn in der Julikrise die notwendige Rückendeckung für ein Ultimatum an Serbien. Die Blankovollmacht gilt als die letzte Voraussetzung für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Mit dieser Vollmacht

  • gab die deutsche Reichsregierung Wien grünes Licht für das Vorgehen gegen Serbien
  • und drängte auf eine schnelle Aktion, „um den jetzigen für uns so günstigen Moment nicht unbenutzt zu lassen“, wie Kaiser Wilhelm meinte. Er glaubte nämlich, dass
  • Russland noch nicht kriegsbereit sei, und man somit einen  
  • Zweifrontenkrieg verhindern könnte.
  • Möglicherweise glaubte der Kaiser laut Berghahn zu diesem Zeitpunkt tatsächlich, dass er so den Krieg lokal begrenzen könnte – dass er eben auf dem Balkan ausgetragen würde – und dass so der große Krieg mit Russland, Frankreich und England vermieden werden könnte

Die drei letztgenannten Punkte zeigen, wie weit Kaiser Wilhelm in seiner Vorstellungswelt von der Realität entfernt war. Das zeigt auch, wie anfällig Alleinregenten dafür sind, aus Wunschdenken die Situation richtig ein zu schätzen.

Die nächste Fehleinschätzung Wilhelms II. war die, mittels des Schlieffen-Plans einen schnellen Sieg über Frankreich erzielen zu können ("Weihnachten sind unsere Jungs wieder zu Hause").

Man nahm an, Russland werde lange für die Mobilmachung brauchen und man könne daher in der Zwischenzeit mit einer schnellen Offensive durch das neutrale Belgien hindurch mal eben schnell Frankreich besiegen.

Schlieffen-Plan – Wikipedia

"Daher sahen sich die Entscheidungsträger in Deutschland unter Zeitdruck, als Zar Nikolaus II. am 30. Juli 1914 die russische Mobilmachung anordnete. Zwar sollte das mobilisierte russische Heer nicht sofort Kampfhandlungen vollziehen, doch das Deutsche Reich sah sich nun gezwungen zu handeln. Wollte man den Schlieffen-Plan erfolgreich durchführen, musste man dem Heer unmittelbar den Marschbefehl erteilen, um nicht von einem bereits mobilisierten Russland angegriffen zu werden, während noch gegen Frankreich gekämpft wurde. Dies verhinderte endgültig eine diplomatische Lösung.

In der Praxis schlug der Plan fehl. Nach einer Reihe erfolgreicher Schlachten auf dem Vormarsch scheiterte die deutsche Westoffensive und damit der Schlieffen-Plan insgesamt in der Schlacht an der Marne. Unvorhergesehen war zuvor die  russische Armee schneller als angenommen in Ostpreußen einmarschiert. Dadurch sah sich das Deutsche Reich zu Beginn des Krieges in großer Bedrängnis, so dass Moltke zwei Armeekorps nach Osten beorderte, die in der Schlacht an der Marne dann nicht mehr zur Verfügung standen."

https://de.wikipedia.org/wiki/Mittelm%C3%A4chte

Wenn du diese Abläufe damals meinst, dann mach bitte etwas daraus?

Woher ich das weiß:Recherche