Ich mache mir sorgen um meine Freundin, wie gehe ich damit um?
Moin Gutefrage Community,
folgende Situation: Ich (m18) habe eine Freundin (w20), sie ist meine erste Freundin und wir sind seit etwa einem halben Jahr zusammen. Bin da zwar sehr grün hinter den Ohren aber die Beziehung fühlt sich sehr ungezwungen und untoxisch an, und ich habe sie sowohl als Partnerin als auch als "Kumpel" sehr gern. Wir sind beide auch auf etwas langfristiges hinaus, glücklich miteinander und können eigentlich alles mögliche zusammen besprechen.
Nur geht mir eines nicht aus dem Kopf. Und zwar hat sie schon öfters angedeutet, im alter von 11-18 Jahren (die Zahl hat sie mal genannt) ziemlich depressiv drauf gewesen zu sein. Vor allem als wir eine Person mit ritz-Narben am Bahnhof gesehen haben und ich so meinte "krass, diese Narben (oder sowas halt)" hat sie so angedeutet, dass sie sich selbst geritzt hat.
Sie hat auch des öfteren erzählt, dass sie in dieser besagten Zeit einen extreeem schlechten Schlafrhytmus hatte (regelmäßig um halb 6 schlafen gegangen in der Schulwoche). Und halt Essstörungen und ähnliches. Ich bin ja kein Experte aber für mich klang das irgendwie nach einer Art von Realitätsflucht? oder so? Oder einfach nach ziemlich großen Problemen die sie hatte. Ich habe dann letztens ein wenig detaillierter nachgefragt, weil ich dachte, ihr vielleicht damit helfen zu können.
Sie brach aber extrem schnell in Tränen aus und war wirklich so extrem ängstlich irgendwie. Das war nachdem ich sie gefragt habe, ob sie denn mit ihren Problemen damals alleine war, also meiner Meinung nach eine nicht allzu tiefgehende Frage oder so (korrigiert mich da aber wenn dem nicht so ist!). Mir ist aber klar dass das für sie wohl irgendeinen Trigger Punkt erwischt hat, wobei ich mir aber bei der Frage nichts dachte, weil sie von sich aus immer behauptete, mit der Sache abgeschlossen zu haben.
Jedenfalls will sie über diese Zeit damals nicht wirklich reden, womit ich auch völlig fine bin. Ich meinte auch zu ihr, dass sie das nächste mal auf mich zu kommen soll, wenn sie das erzählen WILL. Ob das morgen oder erst in 20 Jahren ist, ist mir dabei egal, meinte ich zu ihr. Jedenfalls brach es mir das Herz einen so lebensfrohen Menschen so traurig und ängstlich zu erleben, und ich fühle mich schlecht sie so zum weinen gebracht zu haben.
Meine eigentliche Frage bei dem ganzen ist jetzt aber, ob jemand von euch vielleicht schon einmal ähnliches erlebt hat, und wie man mit so einer Situation umgeht. Ich habe Angst, dass sie vielleicht doch nicht über diese Zeit hinweg ist, und sie eventuell wieder zurückrutscht und sich im schlimmsten Fall sogar selbst verletzt.
Und ich will ihr einfach generell so gut es geht zur Seite stehen, das zu verarbeiten (weil ihre Reaktion meiner Meinung nach auf fehlende Verarbeitung hinweist (korrigiert mich aber wirklich wenn ich da falsch denke!!)). Sie scheinte die ganze Zeit mit ihren Problemen auch allein da zu stehen. Und ich will ihr einfach das Gefühl geben, jemanden an der Seite zu haben der sie durch hoch und tief begleitet. Gleichzeitig will ich sie natürlich auch keinesfalls unter Druck setzen oder bedrängen was das Thema angeht.
Ich würde mich über ein paar Ratschläge von euch freuen!
Grüße
1 Antwort
Was du sehr gut gemacht hast ist sie da zu nichts zu drängen.
Wichtig zu verstehen ist, das ein solcher Mensch, der solch eine schlimme Zeit durchgemacht hat, möglicherweise ein Trauma davon erlitten hat.
Die Zeit zu verdrängen oder nicht damit auseinander zu setzen ist eine Art Schutzreaktion.
Damit so ein Trauma aufgearbeitet hat, benötigt es vorher eine Reihe von Stabilisierungen, also psychische Stabilisierungen. Solche kannst du ihr aber nicht geben, da muss ein Profi ran. Wenn Sie das möchte soll sie sich in eine Psychotherapie begeben, am besten eine Traumatherapie.
Die Traumatherapie hat auch viele Fortschritte in den letzten Jahren gemacht und es gibt sehr viele Erfolgreiche Verfahren.
Was du jetzt für sie tun kannst: Gib ihr die Zeit die sie braucht bis sie stark genug ist eine Therapie zu beginnen und versuch nichts bei ihr zu triggern indem du nicht zu viel nachfragst. Du weißt ja jetzt das sie eine schwere Zeit hatte und es ist gut das sie weiß das du für sie da bist. Damit hast du für den Augenblick schon sehr viel getan.
Du kannst versuchen ihr mut zu machen das ganze mit einer Therapie anzugehen, aber mach das sehr behutsam und vorsichtig und frage sie dann, wenn du das Gefühl hast, die letzten Monate waren sehr gut und sie ist sehr stabil und gut drauf.
Falls es aber so kommt das sie sich irgendwann so verhält wie nie zuvor im Leben und du dich wunderst was mit ihr los ist, kann das ein Zeichen dafür sein dass das Trauma wieder ausgebrochen ist. Dann unbedingt eine Therapie beginnen, evtl. auch eine Stationäre.