Forschungsfragen zu Rapmusik?
Hallo, ich schreibe im kommenden Semester meine Staatsexamensarbeit für Lehramt an Gymnasien. Ich möchte mich dabei mit Rapmusik auseinandersetzen. Ich würde gerne darauf eingehen, dass Rapmusik sehr sehr viel von Jugendlichen gehört wird, zu ihrer Identitätsbildung beiträgt und welche Chancen und Gefahren Rapmusik liefert. Dabei ist natürlich das Genre Gangsta-Rap zu nennen. Dennoch denke ich, dass viele positive Aspekte bei der Beschäftigung mit den Texten von Rapmusik im Musikunterricht herausgearbeitet werden können. Sei es Aufmerksammachen auf bestehende Missstände in der Politik, fehlgeschlagene Migrationspolitik, eigene Lebensgeschichten, die vertont wurden von Rappern. Außerdem finde ich es wichtig, Rapmusik (egal ob sie nun gut ist oder nicht) mit den Schülern zu behandeln und evtl. herauszuarbeiten, von welchen Texten/Künstlern/Inhalten man sich distanziert oder welcher Künstler seinen Text wie gemeint haben soll, anstatt das Genre zu ignorieren und im Musikunterricht weiterhin nur klassische Musik zu behandeln und die Jugendlichen im privatgebruach alleine mit dieser Musik zu lassen. Also zusammenfassend will ich die Jugendlichen sensibilisieren für den richtigen Umgang mit Rapmusiktexten.
Mein Dozent findet die Idee Ansicht gut, mir fehlt aber nun der wissenschaftliche Hintergrund, wo ich das ganze einordnen möchte, was mir aber auch sehr schwer fällt. Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen.
Soll das eine Arbeit im Fach Musik sein oder in den Bildungswissenschaften?
Ich schreibe in der Musikpädagogik, aber eine Studentin die vor einmal Jahr bei dem Dozenten geschrieben hat, hat sich auch auf musik- und sozialwissenschaftliche Aspekte bezogen
5 Antworten
Ich habe auch überlegt, die positiven Aspekte von Conscious-/Polit-/Alternative- und einigen Künstlern vom Battle-/Gansta-Rap zu analysieren, aber auch da fehlt mir der wissenschaftliche Bezug. Eignet sich da die Kulturwissenschaft, die Sozialwissenschaft etc. besser?
Rap ist einer der 4 Grundpfeiler des Hip Hop dazu gehören noch DJen, Graffitti und Breakdance. Die anderen Kulturen scheinen sich die letzten Jahre aber immer mehr abzukapseln von den anderen.
Gangster oder Battlerap sind natürlich wichtige Bestandteile des Rap. Die sind für mich wie die dunkle Seite dieses Genres, es gibt aber auch das Storytelling und Texte die positiv sind und den Hörer oft direkt ansprechen dabei.
Abstrakkt, cr7z oder Amewu sind etwa Künstler die viele Positive Texte haben. Diese Art von Rap hat bis anfang der 2000er auch dominiert, siehe die ganzen alten bekannten Künstler oder auch unbekannte wie etwa Lyroholika oder Too Strong.
Deutschland hat auch eine ganz andere Geschichte zu Amerika wo die Hip Hop Kultur noch ganz anders gelebt wird als hier wo sie noch viel präsenter ist.
Danke für diese Antwort, die Künstler werde ich mir auf jeden Fall anschauen. Aber hast du eine Idee, in welchen wissenschaftlichen Kontext ich das Thema Rapmusik beleuchten könnte?
Und das war absolute Okay für den Dozenten. Ich möchte mich halt auch eher auf die Texte und den Inhalt und weniger auf die musikalischen Aspekte beziehen
Für Deine Arbeit kann ich Dir zum Thema Rap und Hip Hop Kultur folgendes erklären:
Die Rap- Musik und demnach die Hip Hop Kultur hat seinen absoluten Ursprung in den Blockpartys um ca. 1973 in der New Yorker Bronx. DJs wie beispielsweise DJ Kool Herc legten überwiegend Funk, Soul und kubanische Musik auf, bei denen folgendes auffiel: In den sogenannten Breaks, also den Rhythmus- und Percussionsolos der Stücke, begannen die Menschen besonders aufzuhorchen und zu tanzen, auch zu jubeln. Die DJs begannen daraufhin durch den Einsatz von 2 Plattenspielern und einem Mischpult diese Breaks mithilfe von 2 Exemplaren der Platte zu verlängern und einen Loop zu erzeugen. Der sogenannte Breakbeat war geboren, und somit auch der Breakdance. Ab diesem Moment entstand die Rap- Musik als solche, denn der Beat wurde schnell von einem MC, dem Master of Ceremony begleitet. Er feuerte das Publikum an, sorgte für Unterhaltung und begann erstmals seine Aufrufe zu reimen. Die bekannteste Zeile aus dieser Zeit ist, wie oft zitiert: "Throw your Handy in the air, and wave 'em like you just don't care!"
In den 70er Jahren entstanden dann die ersten Tracks und Songs die sehr stark vom Disco-Sound geprägt waren, besonders durch die Sugarhill Gang.
Der absolute Meilenstein in der Geschichte des Raps, und damit kommen wir zu Deinem Thema, war das Stück "The Message" von Grandmaster Flash & the Furious Five aus dem Jahr 1982. Die Gruppe um die DJ Legende Flash nutzte erstmals den Rap als Sprachrohr einer benachteiligten und unterprivilegierten Gruppe der Gesellschaft, aus den Ghettos New Yorks. The Message hatte Druck, war ernst und ging nach vorne. Der Song berichtete über den Alltag, die Probleme und die Missstände in den Ghettos. The Message war demnach eine Nachricht die sie nicht in den täglichen News an die Bevölkerung ging.
Rap-Musik galt ab diesem Zeitpunkt über Jahrzehnte hinweg, bis heute zum größten Teil als Transport einer Message, dem Redefluss, einer gereimten, ungeschminkten und direkten Botschaft. Immer in absoluter Einheit mit dem Beat und dem Groove. Rap ist extrem vielseitig und musikalisch vielfältig. Aber den Zweck zum Transport des "ich will dir etwas erzählen, mich ausdrücken und zeigen wer ich bin" ist der gemeinsame Nenner.
Der Startschuss für ernstzunehmenden Rap in Deutschland ähnelt "The Message" sehr stark in seiner Funktion: "Fremd im eigenen Land" von Advanced Chemistry aus dem Jahr 1992 berichtete von den Problemen von in Deutschland geborenen mit ausländischen Wurzeln. Der Track war zum ersten Mal hart und direkt und setzte ein klares Zeichen zum Thema Rassismus und Vorurteilen. Er gilt bis heute als wichtigste Platte des deutschen Hip Hop.
Zum Thema Texte empfehle ich aus dem deutschen Hip Hop das Album Untertage von RAG aus dem Jahr 1998. Es ist lyrisch das wohl anspruchsvollste überhaupt und wird sogar in Universitäten behandelt.
https://www.youtube.com/watch?v=PobrSpMwKk4
Ich denke, du kannst mit der historischen Entwicklung der Rapmusik beginnen? Die Hiphop-Bewegung beispielsweise erlebte ihre Blütezeit aus ganz eigenen historischen Gründen, und zwar vor allem deshalb, weil schwarze Jugendliche zu jener Zeit einen Übergang erlebten, nämlich den Übergang von der rassistischen Segregation der Vergangenheit zur Realität der Segregation zwischen Arm und Reich.