Faust 1: Wie erfährt Valentin von Faust und Gretchen?

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Wenn Du den "Faust I." gelesen hättest, dann hättest Du auch erfahren, dass offenbar die Leute in Gretchens Stadt das "Maul" über sie "schief gezogen" und sich ungut über sie und ihre "Schande" unterhalten haben. Denn Valentin, Gretchens Bruder, sagt in seinem Monolog: "Mit Stichelreden, Naserümpfen, Soll jeder Schurke mich beschimpfen ...." Schließlich war in jener Zeit eine nichteheliche Schwangerschaft ein schlimmes Vergehen gegen die "guten Sitten", eine "Schande", die die Betreffende praktisch aus der Gesellschaft ausgeschlossen hat. Entweder hat Valentin von den "Schandmäulern" im Ort , oder weil er selbst die Schwangerschaft seiner Schwester erkannt hat, von ihrer "Schande" erfahren. Konkretes dazu wird in dem Drama nicht gesagt, auch nichts darüber, warum Valentin sich vor Marthes Haus und nicht in seiner Garnison oder auf einem Kriegszug sich aufgehalten hat. Das ist für die Dramenhandlung auch unerheblich und interessiert auch nciht weiter. Jedenfalls nachdem Valentin von Gretchens Zustand erfahren hat, will er sich an Faust als den "Verführer" und "Schänder" seiner Schwester rächen und damit die Familienehre wieder herstellen. Er will ihn mit seinem Schwert töten. Das ist bekanntlich durch Mephistos teuflisches Eingreifen verhindert, und der Rächer selbst dadurch getötet worden. Was Valentin zu Gretchen sagt, die ihn zusammen mit Frau Marthe sterbend vorfindet, ist ein so schlimmer Fluch, dass Gretchen daran zerbricht und sie ausrufen lässt "Mein Bruder, welche Höllenpein !" Es wäre zu empfehlen, wenigstens diese Szene selbst zu lesen; sie wird hoffentlich in ihrer Intensität Eindruck auf Dich machen.