Ein Liebeslied, Lasker Schüler
Ich weiß, dass ich meine Hausaufgaben selber machen soll. Aber ich komm einfach nicht weiter.
Hallo zusammen!
Meine Fragen beziehen sich auf das Gedicht: "Ein Liebeslied" von Else Lasker-Schüler:
Komm zu mir in der Nacht - wir schlafen engverschlungen. Müde bin ich sehr, vom Wachen einsam. Ein fremder Vogel hat in dunkler Frühe schon gesungen, Als noch mein Traum mit sich und mir gerungen.
Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen Und färben sich mit deiner Augen Immortellen .....
Komm zu mir in der Nacht auf Siebensternenschuhen Und Liebe eingehüllt spät in mein Zelt. Es steigen Monde aus verstaubten Himmelstruhen.
Wir wollen wie zwei seltene Tiere liebesruhen Im hohen Rohre hinter dieser Welt.
Die Dichterin verwendet in der ersten Strophe viele Begriffe, die mit "Nacht" in Verbindung gebracht werden können. Kann man sagen, dass dies bedeutet, dass sie sich einsam fühlt, weil ihr Geliebter nicht kommt?
In der zweiten Strophe geht es plötzlich um Blumen. Immortellen sind allerdings nicht sehr hübsch, man braucht eher ihr Öl zum Massieren. Ich frage nun, was diese Blumen zu bedeuten haben?
In der dritten Strophe gibt es viele Begriffe aus dem Bereich "Weltraum". Mit den sieben Sternen sind sicher die Plejaden gemeint,
4 Antworten
Der Plejadenansatz ist nicht falsch, ebensowenig wie die "Sieben-Meilen-Stiefel", auf die in dieser Diskussion im verlinkten Forum verwiesen wird. "Sieben-Sterne-Schuhe" sind eine Verdichtung, der beiden Motive. Deshalb heißt Dichtung eben Dichtung, weil sie mehrere Dinge zugleich sagen kann. Der Geliebte soll schnell kommen (mit Sieben-Meilen-Stiefeln, auf Schuhen, die das Himmelszelt erleuchten und Seelenverwandtschaft symoblisieren.
Immortellen sind Blumen, die geschnitten und getrocknet werden. Der Name bedeutet "Unsterbliche", weil man sich "ewig" an ihnen erfreuen kann. Der Blick des Geliebten färbt den Augenblick unsterblich. Ein sehr erotischer Augenblick übrigens, schließlich geht es nicht nur um platonische Liebe in dem Gedicht, sondern um sehr körperliche. Es sind ja nicht nur die Blumen der Poesie, die sich an allen Quellen öffnen.
Aber: Da stellt sich die Frage, wer der Geliebte wirklich ist. Diese etwas platte, biografische Deutung, es sei dieser jüngere Wissenschaftler, ist wirklich nur biografisch plausibel, sagt aber nichts über den Text aus.
Hier steigt der Geliebte selbst aus der Nacht und dem Traum empor, lässt mit seinen ewigen Augen Blumen erblühen und lässt den Mond aus einer verstaubten Truhe aufsteigen. Das ist die Poesie oder die Inspiration selbst, die hier als Geliebter besungen wird. Das, was Liebe ist an der Liebe, ist die Dichtung, die Seelensprache, die Inspiration, die Nähe zwischen Wort und Seele, die unsterbliche Worte (Schrift) schafft. Die Dichterin und die Dichtung sind die seltenen Tiere, die sich versteckt von der Welt, sehr körperlich erotisch paaren. Lasker-Schüler hat ihre Geliebten immer auch als Anlass der Dichtung genommen. Die Liebe schafft Poesie. Darum geht es.
- Strophe: Ausdruck des sehr langen Wartens im einsamen Wachen. Der fremde Vogel Metapher der Unvertrautheit, inneren Unbehaustheit. Die dunkle Frühe ist Zeitangabe für die durchwachte, liebesunerfüllte Nacht.
- Strophe: die sich öffnenden Blumen sind Eros-Metapher. Wenn die Augen Metapher für den Zugang zur Seele sind, dann färben sich die Blumen durch sie = Bereitschaft zur engsten Kommunikation. Immortellen stehen für Unvergänglichkeit. Die 2. Strophe ist einzeilig, bricht ab.... Was soll in dieser totalen Hingabe auch noch gesagt werden?
- Strophe: Siebensternenschuhe hat nichts mit 7-Meilenstiefel zu tun, sondern ist spezielle Wortschöpfung von ELS: sieben ist heilige Zahl. Sterne malt ELS sich in die Schläfe als Zeichen höchster, erdlosgelöster Inspiration. Diese Schuhe sind orientalisch zu denken. Verstaubte Himmelstruhen ist Metapher für heilige, himmlische Gedanken, Gefühle, die das lyrische Ich als Kostbarkeiten "im Himmel verwahrt" (Truhe/Schrein)empfindet, aber auch seit langer Zeit in der Liebe nicht entfaltet, daher "verstaubt". Letzte Zeile: seltene Tiere sind kostbar! und sprechen nicht die Sprache der Menschen: Metapher der wunderbaren Natur, aber auch der animalischen Liebe, die im Liebesruhen ihren Abschluß findet. Hinter dieser Welt ist Bild von "nicht von dieser Welt", Entrücktheit vor Glück aber auch Weltflucht.
Auch hier gilt wieder ... google ist dein Freund .... Deine bisherigen Interpätationsansätze (Plejaden/Immortellen) sind falsch! Weitere Hinweise zum Beispiel hier: http://www.deutschboard.de/topic,3191,-ein-liebeslied-von-else-lasker-schueler.html
Nachtrag: Das Gedicht entstammt dem letzten Gedichtzyklus "Mein blaues Klavier", den die alternde Dichterin in ihrem Exil in Jerusalem 1943 veröffentlichte, 1,5 Jahre vor ihrem Tod. In dieser Zeit überwog in ihr breits das Gefühl von großer Einsamkeit und Entwurzelung. Sie hatte da nur noch sehr wenige Freunde.