Bildschirme gtg vs MRT und pannel?

1 Antwort

Die Reaktionszeit sagt aus, wie schnell ein Pixel umschaltet.

Lange Zeit hat man hier sowohl die An/Aus bzw. Aus/An Reaktionszeit und die GtG (Grey to Grey) gemessen. Grey to Grey deshalb, weil die Pixel ja selbst ohne Farbfilter schwarz-weiß wären bzw. weil wenn man alle Pixel/Subpixel gleichzeitig ansteuert, halt Grau entsteht. GtG ist in der Regel langsamer, weil hier kleinere Spannungsdifferenzen vorliegen und sich die Flüssigkristalle langsamer ausrichten. Je nachdem, wie schnell ein Panel von Natur aus ist (TN oder IPS ist z.B. schon von Natur aus sehr schnell, VA relativ langsam), kann man hier noch mit einem Overboost weiterhelfen, also die Spannungsdifferenz kurzzeitig größer zu machen (du willst z.B. von 60 auf 40% und änderst aber kurz die Spannung, als wolltest du von 60 auf 20 und dann erst auf 40, sodass die Kristalle schneller kippen, dito mit 40->60 mit einem kurzen 80er Peak). Das kann aber leichte Artefakte verursachen.

Je schneller der GtG-Wert, desto weniger Bewegungsunschärfe nimmst du wahr. Etwas wird immer da sein (selbst bei OLED), weil hier das Auge irgendwann limitiert. Das Auge kann man nur mit dem Stroboskopeffekt austricksen, weshalb pulsende Displays wie Röhre, Plasma oder LCDs mit Backlight Scanning bessere Bewegungsschärfe bieten, aber halt eben flimmern und so die Augen belasten und evtl. Kopfschmerzen verursachen können. Gerade LCDs mit scannendem LED-Backlight sind kritisch, da LEDs sehr schnell schalten, während Phosphor in alten Röhren und Plasmas nachleuchtet (aber trotzdem Strobo-Effekt erzeugt).

MPRT ist die Moving Picture Response Time, wann ein Pixel nach Aktivierung sichtbar wird. Das hängt eher am Input Lag und an der Bildwiederholrate (z.B. Computer will jetzt ein Bild anzeigen, der Monitor hat noch etwas Verarbeitungs-Verzögerung, also Input Lag, und dann muss er noch auf den Aufbau vom nächsten Bild warten). Ob der Pixel dabei direkt in voller Pracht zu sehen ist oder sich erst noch aufgrund langsamer GtG-Zeiten aufbaut, spielt bei MPRT keine Rolle.

In soweit sind beide Werte wichtig, aber GtG ist halt wichtiger für die Bewegungsunschärfe.

Was die Panel-Typen angeht, würde ich auf jeden Fall auf IPS setzen, das ist der beste Kompromiss, lässt sich allerdings nicht "Curved" bauen (die Frage ist auch, ob man das will - wenn eine flache 2D-Ebene auf eine gekrümmte Fläche projiziert wird, stimmt da irgendwas nicht).

Letztlich ist das abhängig von den Disziplinen:

Farbdarstellung:

  • TN: Inakkurat, Neigung zu Kaugummi-Farben
  • IPS: Sehr gut, bei Billig-Modellen Gefahr, dass dunkle Grautöne im Schwarz "absaufen" - habe ich aber bislang weder bei meinen PC-Monitoren (Dell U2711 und Gigabyte M27Q) wie auch meinen Fernsehern von Sony und LG beobachten können, die sind sehr akkurat, was das angeht
  • VA: Gut, aber etwas ausgewachen, lässt Brillianz in leuchtenden Farben vermissen
  • OLED: Sehr brilliant

Blickwinkelstabilität:

  • TN: Sehr schlecht, je nach Blickwinkel invertieren die Farben sogar
  • IPS: Sehr stabil
  • VA: Neigt bei großen Blickwinkeln zu Kontrastverlust aber für das normale Umfeld stabil genug
  • OLED: Absolut stabil

Kontrast:

  • TN: Sehr gering, viel durchscheinende Hintergrundbeleuchtung
  • IPS: Gut
  • VA: Noch etwas besser, als IPS, wobei IPS mittlerweile fast aufgeholt hat
  • OLED: Perfekt, da Selbstleuchter (schwarz ist schwarz und weiß kann brutal hell werden)

Reaktionszeit:

  • TN: Sehr schnell
  • IPS: Mittlerweile auf TN-Niveau, manchmal minimal langsamer
  • VA: Nur mit Tricks wie Overboost (kann zu Artefakten führen) schnell zu bekommen
  • OLED: superschnell, eher Mikro- als Millisekunden, also um 1000er-Faktoren schneller als die schnellsten LCDs

Einbrennverhalten:

  • TN: Nicht vorhanden
  • IPS: Nicht vorhanden
  • VA: Wird über Tage oder Wochen am Stück das gleiche Bild angezeigt, kann es sich tatsächlich reversibel (lange Zeit Bewegtbild drüber), irgendwann auch irreversibel einbrennen. Im Gamer-Alltag nicht vorhanden
  • OLED: Pixel nutzen sich mit Nutzung ab, heißt auf Dauer werden sich immer Schlagschatten von statischen Bildinhalten bilden (z.B. auch helle/dunkle Bereiche wo Pixel weniger oft benutzt wurden, z.B. wenn man viele Filme in 4:3 oder Cinema-Widescreen auf 16:9 mit schwarzen Balken an den Rändern guckt), da nutzt auch ausschalten nichts, wie es bei VA noch helfen würde

Bauform-Möglichkeiten:

  • TN: Flach oder Curved
  • IPS: Nur flach
  • VA: Flach oder Curved
  • OLED: Flach und/oder Curved (da OLED flexible Panels ermöglicht, gibt es sogar verstellbare Monitore, z.B. von LG oder Corsair, aber die sind extrem teuer)

Preis:

  • TN: Billig (also wirklich billig - wenig Preis für wenig Qualität)
  • IPS: Günstig (etwas teurer, aber jeden Cent wert)
  • VA: Mittlerweile vergleichbar mit IPS, manchmal etwas auf der teureren Seite
  • OLED: Teuer, eher was für Enthusiasten

Das von Samsung, ja lange Zeit ein Verfechter der VA-Paneltechnik, bei einigen QLED-Fernsehern propagierte PLS, ist übrigens technisch nahezu 1:1 mit IPS vergleichbar. Da aber einer der größten Panelhersteller und Verfechter von IPS der große Konkurrent aus gleichem Lande, LG (auch Korea), ist, wollte man sich wohl nicht die Blöße geben :-)