Bergretter Aufnahmevorrausetzungen?

3 Antworten

In der Regel geht man bereits klettern, bevor man bei der Bergwacht anfängt.

Da es aber sowieso eine "Anwärter- bzw. Ausbildungszeit" von etwa 2 Jahren gibt, könnte man die auch verlängern (lassen), und privat, zeitgleich mit jemandem dieser Bereitschaft (regionale Gruppe) klettern gehen und lernen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass das so akzeptiert wird, hängt von deiner überzeugenden Begeisterung, dem Personalbedarf der Bergwachtbereitschaft, und davon ab, ob jemand mit dir (als Anfänger!) klettern gehen mag. Die Leute bei der Bergwacht sind nicht zwingend die besten Kletterer, viel Zeit geht ja für das Ehrenamt drauf, in der man nicht klettern gehen/üben kann. Das hat aber den Vorteil, dass sie wahrscheinlicher auf einem Niveau klettern, bei dem du auch relativ gut nachsteigen kannst.

Außerdem wärst du trotz mangelnder Klettererfahrung gefragt(er) wenn du bereits Erste Hilfe/Freiwillige Feuerwehr oder gar Rettungsdiensterfahrung hast.

Dieses Aussagen gelten für Mittelgebirgsbereitschaften! Im Hochgebirge sieht das wahrscheinlich etwas ungünstiger aus.

Bei einer anderen Frage in deinem Verlauf erkundigst du dich speziell nach Baden-Württemberg. Dort gibt es zwei verschiedene Bergwachten: Die Bergwacht Schwarzwald als eigenständige Rettungsorganisation und die Bergwacht Württemberg, die ein Teil des Deutschen Roten Kreuzes ist. Über die Bergwacht Schwarzwald kann ich dir nicht viel erzählen. Allerdings bin ich Mitglied und Einsatzkraft einer Ortsgruppe der Bergwacht Württemberg.

Zunächst brauchst du keine Klettererfahrung. Du fängst bei der Bergwacht als Anwärter an und wirst von Kameraden geschult. Wenn die Bergwachtleitung deinen Ausbildungsstand für okay hält, kannst du dich zur Grundlagenprüfung anmelden. Dort wird alpines und naturschutzrechtliches Wissen in einer theoretischen Prüfung abgefragt und ein körperlicher Fitnesstest (bestimmte Strecke und Höhenmeter im Freien in einer vorgegebenen Zeit zurücklegen) gemacht. Wenn du die Prüfung bestehst, darfst du dich offiziell "Bergwachtler" nennen.

Anschließend gibt es verschiedene Fachprüfungen, von denen du innerhalb von zwei oder drei Jahren (mit Corona hat sich das irgendwie verschoben) eine machen musst, um deine Grundlagenprüfung nicht verfallen zu lassen. Da du ans Klettern denkst, erwähne ich zunächst einmal die Sommerdienstprüfung. Um zu dieser Prüfung zugelassen zu werden, musst du dich erstens im Steilgelände sicher bewegen (Stichwort "Trittsicherheit und Schwindelfreiheit") und eine Kletterroute im fünften UIAA-Schwierigkeitsgrad vorsteigen können, was du im Zulassungslehrgang für diese Prüfung beweisen musst (es reicht also nicht, ein Tourenbuch vorzulegen, in dem steht, dass du mal einen Fünfer geklettert bist). Bedenke, dass die Prüfung immer draußen stattfindet und speziell in Baden-Württemberg auch auf der Alb, wo die Fünfer am Fels nicht mit denen in einer Kletterhalle zu vergleichen sind. In der Kletterhalle ist ein Fünfer noch Pipifax, auf der Alb ist das schon ernsthaftes Klettern. Zudem musst du mit mobilen Sicherungsmitteln wie Klemmkeilen, Schlingen und Friends umgehen können.

Wenn du dich im Winterdienst spezialisieren willst, musst du überhaupt nicht klettern können. Dann musst du halt gut genug Ski oder Snowboard fahren können, um einen Rettungsschlitten sicher eine schwarze Piste runterzubringen.

Generell habe ich in den letzten Jahren immer wieder beobachtet, dass vermehrt Leute zur Bergwacht kommen, die zwar einigermaßen fit sind, aber mit Klettern und Alpinismus überhaupt nichts am Hut haben. Das ist durchaus okay, weil man speziell in Baden-Württemberg kein ausgewiesener Alpinist sein muss, um an die Verletzten zu kommen. Die Bergwacht kann Teamplayer mit halbwegs guter körperlicher Fitness immer gut brauchen. Ich mag die Bergwacht aber auch, weil ich da seit meiner Jugend mit Leuten unterwegs sein konnte, die echt viel Erfahrung haben und diese auch gerne teilen. Wenn man sich darauf einlässt, klappt's auch mit dem Klettern.

Nein.
Die Bergretter werden ja nicht gerufen, wenn sich jemand auf dem Wanderweg den Berg hoch, das Bein gebrochen hat.