Beispiel für sechshebigen Jambus?

1 Antwort

Ich ságe mál dass hiér der réinste Friéde hérrscht.

u – u – u – u – u – u –

Der Unterschied zwischen sechsfüßigem und fünffüßigen Jambus lässt sich (außer natürlich durch die Zahl der Silben) folgendermaßen beschreiben:

Ein fünffüßiger Jambus lässt sich fast wie normale Sprache aussprechen (man lese mal den Hamlet Monolog (Sein oder Nichtsein....) als wenn man ihn in ganz normaler Betonung einem Freund erzählen will. Deshalb wirken auch Shakespeares Dramen sprachlich durchaus modern, weil sie durchgehend im fünffüßigen Jambus geschrieben sind. Auch die meisten Sonette sind in diesem Versmaß verfasst (nicht nur die von Shakespeare).

Der sechsfüßige Jambus (oft bei Racine) muss eher "theatralisch" skandiert werden und wirkt deshalb "gestelzter" und etwas "geleiert". Da er sich aber in zwei dreifüßige Hälften teilen lässt, wurde er häufig in Barockgedichten verwendet, weil sich in einem solchen Vers perfekt die beiden Grundempfindungen gegenüberstellen ließen, die im Barock vorherrschten (Lebensfreude – Todesfurcht). Ich habe selbst mal ein paar Zeilen als Beispiel hingeschrieben, weil ich zu faul bin, auf die Leiter zu steigen und die Barockgedichte aus dem Regal zu holen.:

Heut noch der Rosen Rot, schon bald der Würmer Fraß
Ich denk noch heut an sie, die gestern bei mir saß.
Noch tanzen wir vergnügt, doch morgen sind wir Staub,
Was heute wir geliebt, fällt bald wie Herbstes Laub.

In diesem Zusammenhang muss man auch an den Satz "memento mori" denken, der als Warnung ("Gedenke des Todes") damals die Köpfe beherrschte...

...und damit die Menschen noch abhängiger von der Religion machte und per Ablasshandel noch mehr Geld in die Kassen des Papstes spülte, was letztlich zur Entstehung des Protestantismus führte. Der gebärdete sich damals übrigens bald noch autoritärer als der Katholizismus. Luther selbst war der Inbegriff der Intoleranz und ließ nur seine eigene Meinung gelten.