Zensur in Kinder- und Jugendliteratur?

Das Ergebnis basiert auf 18 Abstimmungen

Man sollte Literatur nicht zensieren, weil... 83%
Ich sehe es anders: 11%
Man sollte Literatur zensieren, weil... 6%

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Man sollte Literatur nicht zensieren, weil...

Ich bin gegen Zensur (Anm.: Solange sie nicht aktiv Menschen(-gruppen) in aktive sofortige Gefahr bringt, wie öffentliche Morddrohungen auf Social Media mit Bitte zur Mithilfe der Standortmittteilung, sowas sollte meiner Meinung nach tatsächlich zensiert werden, um Leute zu schützen).

Nicht so verhält es sich mit Literatur: Diese wurde zu einer bestimmten Zeit mit einem bestimmten Zeitgeist und einer damals akzeptierten Weltsicht geschrieben und es ist wichtig, dass dieses Weltbild rückblickend reflektiert werden kann. Um im Vergleich feststellen zu können, dass sich seitdem einiges getan hat, kann und sollte man die Vergangenheit nicht beschönigen, nicht in der Literatur. Es ist doch auch durchaus eine positive Entwicklung, wenn man ein Buch liest und merkt, Hey, seitdem sind die Menschenrechte besser geworden und es hat sich viel zum positiven entwickelt.

Das geht aber nicht, wenn man Wörter oder Sätze ändert und das dann nicht kenntlich macht. Kenntlich machen könnte man das im Vorwort, dann fände ich das Abändern in Ordnung, vor allem in Kinderbüchern, weil nicht bei jeder Familie oder Schule Buchinhalte kritisch hinterfragt oder historisiert werden.

Rassistische Schimpfwörter generell zu zensieren wäre in einigen Fällen gar nicht möglich, ohne dass das Buch gar nicht mehr in seiner Wirkung existiert, in einem Buch über Sklaverei während eines Monologs des Sklavenhalters zum Beispiel würde die menschenunwürdige Behandlung sich auch in der Sprache des Sklaventreibers äußern. Das zu Ändern ist auch ein Eingreifen in das Werk.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium hatte damit zu tun
Ich sehe es anders:

Meiner Meinung nach ist das keine Zensur, im Gegenteil: Es sorgt dafür, das die Werke immer noch verstanden werden können.

Das Problem ist folgendes: Ein Kind von heute kann Pippi Langstrumpf mit dem N-Wort nicht lesen, ohne daran zu denken, dass man das nicht sagt. Insbesondere ein Kind aus einer dunkelhäutigen Familie, dass sich dieses Wort schon in echt anhören musste als Beleidigung wird dadurch dann sogar die Meinung haben, das Pippis Vater kein guter Mensch ist, weil er mit einem ganz bösen Wort beschrieben wird.

Um dafür zu sorgen, dass die Kinder von heute Pippi Langstrumpf usw trotzdem lesen können und dieselbe Meinung von den Charakteren haben, wie die Kinder, die es bei Veröffentlichung gelesen haben; MUSS man die Sprache an heutige Gepflogenheiten anpassen.

Woher ich das weiß:Hobby – Viel gelesen und viel selbst geschrieben

Man muss Werke sogar so lassen, wie sie geschrieben wurden. Sie enthalten sonst andere Aussagen als der Autor sie beabsichtigt hatte und womöglich falsche. Oder werden gar unverständlich.

Mark Twains Tom Sawyer z.B. ist ja ein Buch mit einer ganz klaren Absicht der Aufklärung im Dienste des Kampfes gegen Rassismus. Naturgemäss muss man den dazu auch benennen.

Der Irrsinn dieser Zensur geht ja soweit, dass die Dinge, die kritisiert wurden, nicht mehr erkennbar sind. Am Ende wird der Horror der Sklaverei oder des Holocausts gar nicht mehr geschildert werden dürfen! Und damit ist den Nachgeborenen dann nicht mal mehr verständlich, warum die Bücher geschrieben wurden. Sie würden am Ende gar nicht mehr wissen, dass es Sklaverei oder Holocaust gegeben hat und warum es sie nie wieder geben sollte.

Soll das das Ergebnis sein?

Im Übrigen ist die Zensur - wie die aller Ideologen - natürlich sehr selektiv. Rassismus gegen Hautfarben ist unzulässig und wird wegzensiert. Dieselben Leute hetzen aber ganz ungeniert und mit Überzeugung wiederum gegen andere Gruppen, was dann z.B. "Ungeimpfte" sein dürfen. Aber kein Wunder: wer sich die historischen üblen Vorbilder solchen Treibens wegzensiert hat, weiss von denen möglicherweise gar nicht mehr genug, um sich daran zu erinnern...

Zensur ist niemals berechtigt. Wer Zensur übt oder fordert, kann nicht überzeugen und versucht es stattdessen mit der Gewalt seiner Macht.

DieMelanie222  01.02.2023, 12:35

Das ist so viel Aluhut geschwurbel, da lohnt nicht mal mehr der Verweis nachzuschlagen was Zensur überhaupt ist.

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Man sollte Literatur nicht zensieren, weil...

Das so endet wie im dritten Reich. Bücherverbrennung und Zerstörung "entarteter Kunst". Wenn die Eltern es nicht ertragen, dass die Kinder etwas über N e ger lesen, dann sollen sie s einfach nicht lesen (lassen). Ein Buch zu ändern ist einfach mal eine Fälschung.

DieMelanie222  01.02.2023, 12:34

Nein und der Vergleich hinkt nicht nur ein bischen. Eltern die Ihren erziehungsauftrag ernst nehmen mit Nazis und deren Büchervernrennungen gleichzusetzen ist sowohl unverschämt als auch dumm.

Im dritten Reich und ebenso in den kommunistischen Diktaturen wurde tatsächlich Zensiert.

Einzelne Ausdrücke aus Kinderbüchern durch andere zu ersetzen und die Sprache zu modernisieren ist keine Zensur. Wer da denn Unterschied nicht offenbart bedauerliche Bildungslücken.

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SevenOfNein  02.02.2023, 18:25
@DieMelanie222

Die Art wie Du andere beleidigst zeigt Deinen wahren Charakter. Gut dass es jetzt alle sehen.

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Ich würde es nicht unbedingt Zensur nennen, obsolete Bezeichnungen dem Zeitgeist anzupassen.

Janaki  26.01.2023, 17:06

Mit dem Zeitgeist ist das kompliziert, weil der sich ständig ändert. Außerdem empfinde ich es zumindest als Respektlosigkeit gegenüber dem Autor und seinem/ihrem Werk, willkürlich dessen oder deren Text zu ändern, nur weil etwas so Unbeständiges wie der "Zeitgeist" das verlangt. Soll man ein Nachwort anhängen, um die "moderne" Sicht auf die Dinge zu erläutern, wenn man das will oder für notwendig hält - aber der Text ist heilig!

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Noone3141592  26.01.2023, 17:15
@Janaki

Hm, ich verstehe deinen Punkt.

Nun geht es aber nicht um willkürliche Veränderung, sondern um Korrektur von diskriminierenden Begriffen. Respektlos finde ich das nicht, der Inhalt wird dabei nicht verändert. Im Übrigen hat Lindgren nie von einem "Negerkönig" gesprochen, sondern von einem "Südseekönig". Ist unsere unnötig gehässige, deutsche Übersetzung da nicht viel respektloser, weil sie Lindgren in ein falsches Licht stellt?

Sei es drum.

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