Ich komme aus der Energiewirtschaft und mache auch unter anderem Wirtschaftlichkeitsberechnungen für Photovoltaikprojekte. Dabei spielt es immer eine Rolle, wann zeitgleich zum Bedarf Energie erzeugt werden kann und wann Überschuss in die Netze gespeist werden muss. Techniker sprechen dann häufig von "Stromentsorgung", weil das häufig zu Zeiten passiert, wo tendenziell wenig Bedarf anliegt.
"Viel hilft viel" stimmt zwar um einen hohen Autarkiegrad erreichen, aber leider verhält sich das nicht proportional und der Effekt nimmt rapide ab. Doppelte Leistung verdoppelt eben nicht den Autarkiegrad.
Beispiel: Wenn ein privater Haushalt im Jahr 4.000 kWh Strom verbraucht und eine PV-Anlage installiert ist, die auch 4.000 kWh im Jahr erzeugt (ca. 4-5 kWp Modulleistung), werden ca. 33% selbst verbraucht (in dem Fall ist der Autarkiegrad rechnerisch auch 33%). Das heißt 2/3 muss ein Haushalt von außen beziehen, und diese Menge auch in das Netz einspeisen. Ein Speicher mit halbwegs wirtschaftlicher Auslegung (ist auch bei aktuellen Strompreisen extrem selten wirklich wirtschaftlich) hat vllt. 5 kWh Speicherkapazität mit einer Leistung von auch ca. 5 kW. Damit bringe ich, Speicherverluste außen vor gelassen, die Eigenverbrauchsquote auf ca. 60%. Jetzt darf man aber nicht denken, dass man hier die drei- bis vierfache Speicherkapazität hinstellen muss für 100 %. Man spricht eher von Faktor 700-800. Viel zu viel also. Das liegt einfach daran, dass im Sommer die Speicherkapazität (für die Ladung anstatt Netzeinspeisung) schnell ausgeschöpft ist und der Vortag sogar Kapazitäten reserviert, weil über die kurze Nacht der Speicher nicht leer wird. Im Winter ist es entsprechend andersrum - der Speicher bleibt leer.
Klar kann ich jetzt andere Energiequellen kombinieren, die dominantesten sind Windenergie (auch zeitabhängig), Biogas und Wasserkraft (können flexibel sein, aber Zubau ist sehr begrenzt).
Neben Lithium-Ionen-Speichern gibt es ja noch andere Speichermöglichkeiten, es wird aber total unterschätzt wie hoch Umwandlungsverluste bei der Wasserstoffelektrolyse (teils bis 40 %) und Folgeprozessen sind.
Die Speichertechniken, wie wir sie haben, sind nicht der goldene Gral.
Auch wenn ich das angekreuzt habe, heißt es nicht, dass es auch nicht ohne Atomkraft geht, wir benötigen aber Grundlasten und vor allem flexible Lasten (wie bei Gas- und Dampfkraftwerken). Kernfusion ist noch zu weit weg und benötigt ebenfalls Wasserstoff (halte ich dennoch für eine Schlüsseltechnologie).
Für mich gibt es nur zwei Lösungen, wenn wir den Planeten nicht gegen die Wand fahren wollen. Entweder wir bekommen es hin saubere Energie dann günstig zu erzeugen, wenn Bedarf anliegt (durch neue Technologien) oder wir passen den Bedarf an die Erzeugung an. Zu letzterem wäre man sicher nicht bereit (damit meine ich jetzt nicht die Waschmaschine strompreisbörsenpreisorientiert laufen zu lassen, sondern auch Industrien usw. zur Anpassung zu zwingen und im Alltag auch ohne Energie leben zu könen).
Der Entwicklungsdruck war noch nie so groß wie jetzt. Allerdings sorgen die Themen für mehr Präsenz beim normalen Bürger als vor 20 oder 30 Jahren. Vielleicht steckt ja jemand in der jüngeren Generation, der Lösungsansätze hat. Denjenigen zieht man jetzt viel eher an Unis in Energiestudiengängen usw. als früher. Neigungen entwickeln sich eventuell früher. Das soll nicht verzweifelt klingen, aber ich hoffe einfach darauf, dass es echte (und vor allem einfache) technologische Lösungen gibt. Wenn man so weiter macht wie jetzt und meint, dass das reicht, dem kann man glaube ich deutlich sagen, dass es eben nicht reicht.