Zwangsverheiratet im Mittelater?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Theoretisch war beides MÖGLICH. Das Mittelalter war zudem lang und je nach Land wird es Unterschiede gegeben haben.

In der Regel wurde darauf geachtet, dass die Ehe irgendeine Statusverbesserung herbeiführte. Das haben dann meist die Eltern beider Parteien in Angriff genommen oder es wurde zumindest mit den Eltern der Braut verhandelt.

Eine Witwe allerdings wird in der Regel die Möglichkeit gehabt haben sich selbständig wiederzuverheiraten, wenn es keinen Vormund etc. mehr gab, insofern ist die Möglichkeit des 'wir suchen uns unseren Partner selbst aus' nicht vollkommen ausgeschlossen, zumal auch jeder Vater die Wünsche seiner Tochter was den Ehemann anging berücksichtigen konnte.

Wenn das Ehepaar sich nicht wollte, dann war das 'deren Problem'. Sie werden trotzdem zusammengelebt und ihre Pflichten erfüllt haben, was z.B. die Zeugung von Nachwuchs anging. Ob die sich mögen oder nicht war eher von geringer Bedeutung und auch kein Eheerfordernis. Ist es heute aber auch nicht.

Eine Zwangsverheiratung gab es nur dann, wenn Besitz eine Rolle spielte. Dort wo es nichts zu holen gab, gab es auch keine Zwangsverheiratung.

Konnte ein Paar sich überhaupt nicht ausstehen, dann gab es ja immer noch für den Mann Messer und Beile und für die Frauen Fliegenpilze, Knollenblätterpilze und die Blätter des Fingerhut.

Damals hatte Ehe nichts mit Liebe zu tun, sondern mit gesellschaftlicher Stellung und mit Versorgung. Eine Frau hatte außerhalb einer Ehe nur wenig Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Aber auch für einen Mann war es wichtig, jemanden zu haben, mit dem er die Arbeit teilen konnte (die Frau hatte die Gewalt über Küche und Speisekammer). Es war also eher eine Zweckgemeinschaft.

Ich hab mal ein mittelalterliches Zitat gehört (finde es aber nicht mehr), in dem eine Frau in etwa sagte: "Warum soll ich ihn heiraten, ich liebe ihn doch!" Die ganze "Minne"-Sängerei, da ging es nie um Ehe, immer nur um Liebe (unerfüllt: hohe Minne, erfüllt: niedere Minne). Erfüllt hieß hier aber nicht Heirat, sondern Sex.

Es könnte sein, dass die Eheleute damals aber viel zufriedener waren als heute, da sie sich gar nicht mehr von einer Ehe versprachen als das. Es gab nicht so viele enttäuschte Erwartungen - weil die Erwartungen eben viel niedriger waren.

Es kam aber durchaus dazu, dass sich Eheleute liebten. Ein bekanntes Beispiel ist Luther und seine Frau Katharina ("Mein Herr Käthe" nannte er sie), die heirateten, weil Katharina als entflohene Nonne versorgt sein musste. Sie hat später das ganze Haus (nebst Wirtschaft und Besuchen) geschmissen und damit das Familieneinkommen gesichert. Der hochgelehrte Herr wäre ohne sie gar nicht klargekommen. Und aus seinen Briefen weiß man, dass er sie geliebt hat.

Es gibt auch heute noch arrangierte Ehen, selbst in Europa. Eine Freundin, deren Eltern "arrangiert geheiratet" haben (Irland), sagte mir mal: Meine Mutter bespricht Dinge, die ihr wichtig sind, mit ihren Freundinnen und Schwestern. Sie würde das nie mit meinem Vater besprechen. Dazu ist die Ehe für sie einfach nicht da.

So geht's auch.

Eine interessante Seite über "all things Mittelalter" und zum weiterlesen:

Liebe im Mittelalter – Leben im Mittelalter (leben-im-mittelalter.net)

In der Regel entschieden die Familien, wen wer heiratet. Liebesheiraten gab es eher selten.

Der Grund waren die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse.

Dem Selbstbestimmungsrecht der Frau wurde kaum Bedeutung geschenkt.

Die Eheleute hatten nichts zu sagen, wenn ihre Familien über "ihr Glück" entschieden. In der damaligen Zeit wurde das auch nicht gross hinterfragt.

ja, die Ehe wurde als Zweckgemeinschaft angesehen. Besitz kam zu Besitz. Liebesheirat war nicht vorgesehen, wurde auch nicht für wichtig erachtet.