Von Bauer zu Adel im Mittelalter?

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Gabs aber äußerst selten. Im Grunde war die Standesgesellschaft im europäischem Mittelalter von Geburt an festgeschrieben.

In der arabischen Welt dieser Zeit konnte man sich vom Sklaven zum Adelsstand empor arbeiten.

Im feudalem Japan konnte man sich durch Verdienste auf dem Schlachtfeld ebenso hocharbeiten oder durch Schuldverhältnis auch gefördert werden durch den lokalen Daimyo. Letzteres betraf aber meist eher Söhne von unterworfenen Feinden oder Verbündeten, welche als Pfand genommen wurden.

Bei den Wikinger konnte man durch erfolgreiche Raubzüge und erfolgreichen Handel zum Adel aufsteigen oder auf dem Tin per demokratischem Beschluss zum Adelsstand erhoben werden

Vielleicht einmal in einer Million. Jeanne d*Arc ist eines dieser seltenen Exemplare. Ich kenne sonst auch niemanden.

Aufstieg war nur über mehrere Generationen möglich, wie etwa der der Fugger.

yamat501  20.04.2022, 20:07

Fugger , Medici usw fallen aber eher schon in die Renaissance

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DocPsychopath  20.04.2022, 20:08
@yamat501

Das ist Ansichtssache. Diese Epochen sind willkürliche nachträgliche Einteilungen.

Und der Anfang der Fugger-Familiengeschichte ist nach allen gängigen Einteilungen noch Mittelalter.

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yamat501  20.04.2022, 20:20
@DocPsychopath

hab gerade mal nach geschlagen, für die Fugger mit Augsburg als Standort stimmt das, da galt noch als Epoche Spätmittelalter.

In Italien galt schon um 1250 die zu Ordnung der Renaissance.

Hast also recht

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DocPsychopath  20.04.2022, 20:21
@yamat501

1250? Das wäre die früheste Definition, von der ich je gehört habe. Und da würden mir auch die Anhaltspunkte fehlen, nach der das sein soll. Dafür müsstest du mir was zu lesen geben.

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yamat501  20.04.2022, 20:24
@DocPsychopath

wird schwer, hab keine Möglichkeit dir ein ganzes Buch einzuscannen und hier hoch zu laden.

kannst schauen ob du vielleiht selbst das Werk besitzt oder es dir ausleihen / kaufen kannst. Ich beziehe mich auf Histoire de France Band 7 Renaissance 1855 von Jules Michelet.

Er bezieht sich bei dem Beginn der Renaissance auf den Zerfall des staufischen Kaisertums, den daraus resultierenden Konflikten in Italien und dem daraus resultierendem Frieden von Lodi

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DocPsychopath  20.04.2022, 20:31
@yamat501

Danke. Den kenne ich nicht. Nach dem, was ich gerade finden kann, hat er tatsächlich nur über Frankreich veröffentlicht und gar nicht über Italien.

Wie begründet er denn diesen enorm verfrühten Sonderstatus, den er Italien einräumt?

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yamat501  20.04.2022, 20:35
@DocPsychopath

er geht davon aus dass so zeitig die ersten Ansätze entstanden, Machtzuwachs der Städte, Förderung der Künste und Wissenschaften usw, die dann quasi um 1450 wo der Frieden von Lodi zu Stande kam ihren Höhepunkt erreichten.

Warum er das auf Frankreich bezieht, recht simpel, Teile Italiens waren von Frankreich erobert worden, andere Teile wirtschaftlich und politisch abhängig und dann war da noch was mit französischen Päpsten (avignonesisches Exil bis abendländisches Schisma) ;-)

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DocPsychopath  20.04.2022, 20:38
@yamat501

Die "italienischen Kriege" Frankreichs waren ja nun viel später. Erst zu der Zeit, als Italien nicht mehr im HRR und Frankreich daher schutzlos ausgeliefert war :)

Da wäre das Stichwort Franz I (oder "Francois").

Naja, und diese Päpste residierten wirklich in Avignon, was auch klar in Südfrankreich, nicht in Italien ist; ausserdem ist das Schisma auch kein Zeichen für Renaissance. Zu der gehörte ja eher die schwindende Bedeutung des Papsttums und nicht solche Kämpfe aufs Messer um den Papstthron. Zeitweise gab es übrigens sogar nicht nur zwei, sondern sogar drei (!) Päpste.

Bist du sicher, dass du da nicht was durcheinanderbringst?

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yamat501  20.04.2022, 20:50
@DocPsychopath

Bin mir sicher ;-) Das Königreich Neapel war von 1266 an päpstliches Lehen an das französische Königsgeschlecht der Anjou bis 1440 rum (genaue Jahreszahl hab ich gerade nicht im Kopf)

Es gab 1276 sogar ein Vier Päpste Jahr aber erstmal weniger wichtig. Wichtig ist der Machtverfall der katholischen Kirche der damit einher ging, welcher überhaupt erstmal technische und künstlerische Innovationen erlaubte. Nicht vergessen noch 1220 rum wurden die Dolzinanier Orden noch als Ketzer von der Inquisition hingerichtet, weil sie gegen die von der Kirche verordnete weltliche geistige Armut rebellierten - na okay sie haben dafür auch gerne kirchliche Würdenträger nen Kopf kürzer gemacht aber das war halt so Zeitgeist

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DocPsychopath  20.04.2022, 20:54
@yamat501

Dolzinanier?

Du meinst nicht zufällig die Dominikaner?

Den Machtverfall kann ich 1250 noch nirgends erkennen. Für mich erscheint das eher als Höhepunkt. Denn die gewaltigen Anstrengungen von drei oder gar vier Parteien, die Kirche in Besitz zu kommen, zeugen m.E. eher von ihrer grossen Bedeutung.

Die Definitionen, die ich kenne, verorten allesamt Termine zwischen Mitte 15. Jahrhundert und 1517 als Enddatum des sog. "Mittelalters".

Aber gut, eine Exoten-Sichtweise darf es auch geben. Wir sind ja keine Virologen :)

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yamat501  20.04.2022, 20:59
@DocPsychopath

Ich meine die Dolzinianer, sind aber eine Splittergruppe der Dominikaner und lustiger Weise der Franziskaner bzw rekrutierten sich aus beiden.

Aber gut, eine Exoten-Sichtweise darf es auch geben. Wir sind ja keine Virologen :)

Ich nehme an, dazu müsste ich jetzt aber das ganze Buch lesen, der Historiker ist etwas ungenau bzw im Rahmen seiner Zeit recht nationalistisch im Bezug auf Frankreich eingestellt. Wenn man zu Grunde legt, dass er den Beginn der Renaissance in etwa die gleiche Zeitspanne einordnet wie die Begründung der Erbmornachie in Frankreich, würde das hinkommen.

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DocPsychopath  20.04.2022, 21:04
@yamat501

Ach so. Er sieht ein erstarktes Königtum als Renaissance an? Dann wäre England und Portugal um 1100 in der Renaissance gewesen, Deutschland 1871. Hm ja, kann man so machen. Ist aber doch ein recht skurriles Aussenseiterkriterium, oder? Mit Italien passt es aber dann erst recht nicht. Denn das war ja zersplittert und zudem in republikanische oder teilweise republikanische Einheiten, die weiter weg von der Erbmonarchie waren als irgendwer sein könnte.

Die Dolzinianer sind mir in der Tat komplett neu...

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yamat501  20.04.2022, 21:07
@DocPsychopath

Na mit England wird das schwer, das war ja faktisch zu der Zeit normannische und damit französische "Kolonie" - ja ich weiß überspitzt formuliert.

Wie gesagt müsste jetzt noch mal das ganze Buch lesen um meine Vermutung zu bestätigen, würde aber halt passen, dass er da einen Zusammenhang sieht

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DocPsychopath  20.04.2022, 21:09
@yamat501

Alle Achtung. Ich bin nie auf die Idee gekommen, ein siebenbändiges Werk eines Historikers aus dem frühen 19. Jahrhundert komplett zu mir zu nehmen. Wenn du es gelesen hast, kannst du mir ja evtl. noch mal mitteilen, was er nun dazu meint.

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Mir ist kein solcher Fall bekannt.

Zwischen Adligen und Bauern lagen Welten, sozusagen.

Aus seiner "Kaste" konnte ein Bauer nicht herauskommen, abgesehen davon, daß es auch noch Leibeigenschaft gab.

yamat501  20.04.2022, 20:07

google mal Jungfrau von Orlean ist wohl das berühmteste Bsp.

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In Zeiten der Lehnsherschafft war das so gut wie nicht möglich. Jeder Mensch hatte einen bestimmten Stand in der Gesellschaft. Bauern waren der unterste Stand. Sie hatten keinen eigenen Besitz. Stadtbürger waren gesellschaftlich schon etwas höher angesiedelt, weil sie eigenen Besitz hatten.

Ich denke nicht, da du in den Adelsstand geboren werden musstest.
Ein Adeliger durfte natürlich auch keine Bäuerin heiraten..

Woher ich das weiß:Hobby – Interessierter Laie und keine Fachfrau oder Ärztin!
DocPsychopath  20.04.2022, 20:02

Durfte er nicht? Nach welchem Gesetz?

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LeadingLady  20.04.2022, 20:05
@DocPsychopath

Der Adel im Mittelalter (mittelalter-entdecken.de)

Heiratsbeziehungen waren im Mittelalter vor allem für den Hochadel enorm wichtig. Ehen wurden nicht aus Liebe eingegangen, sondern um  politische Bündnisse zu untermauern, um den Besitz zu vergrößern und um die Geburt von Nachkommen zu gewährleisten.

Das geht dann schlecht mit einem mittellosen Bauern...

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DocPsychopath  20.04.2022, 20:08
@LeadingLady

Da steht nichts von Dürfen. Es ist übrigens ein Zitat ohne Quelle.

Wenn einer unter seinem Stand heiratete, dann verlor er unter Umständen die Zugehörigkeit zu diesem Stand. Beim Adel heisst so eine Ehe "morganatisch". Verboten war und ist das nicht. Ist auch nicht möglich, weil die Kirche Ehen schloss und die stand auf dem Standpunkt der Gleichheit vor Gott.

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