Konnte man früher im Mittelalter ,als Bauer plötzlich adeligen werden?

7 Antworten

Es gab auch damals schon die Möglichkeit, dass Adelstitel an Bürgerliche verliehen wurden, um irgendwelche besonderen Leistungen zu würdigen. Das wurde aber selten gemacht.

Nein, und schon gar nicht plötzlich.

Nichtmal reiche Kaufleute konnten adeligen werden. Bei ganz seltenen Ausnahmen haben sie sich einen Titel gekauft - war aber eigentlich illegal.

Im Mittelalter nicht, aber in der Antike ging das noch. Es gibt eine Überlieferung in der in einem antiken Königreich die ganze Königsfamilie gestorben war und das Reich ohne Herrscher war. Also bat man die Priester um ein Orakel und sie prophezeiten, dass er erste Mann der mit einem Ochsenkarren in die Stadt fahren würde, der neue König werden sollte. Das war nur ein armer Bauer, aber da man diese Orakel als Botschaften der Götter/Göttinnen betrachtete, krönte man ihn zum König und er und seine Nachkommen regierten dort über mehrere Generationen hinweg.

Nein, das war vollkommen unmöglich, zumindest im Früh- und Hochmittelalter. Gegen Ende des Mittelalters kam es vor, dass Adelstitel "verkauft" wurden. Ein Bauer war in aller Regel aber nicht in der finanziellen Lage dazu.

Was aber auch im frühen Mittelalter möglich war, war der gesellschaftliche Aufstieg einer Familie über mehrere Generationen hinweg. Der Schlüssel dazu lag in einer klugen Heiratspolitik. Als armer Kleinbauer hätte man hierfür zum Beispiel zunächst die Tochter eines vermögenden Landbesitzers heiraten müssen, wodurch deren Besitz dann an die eigenen Kinder weitervererbt würde. Diese gesellschaftliche "Karriereleiter" konnte sich durchaus über viele Generationen hinziehen.

Wer eine Chance auf eigene Macht haben wollte, ging ins Kloster. Dort waren die Ständeunterschiede sehr viel durchlässiger. Es gab zum Beispiel ein großes Kloster, das einmal von einem ehemaligen Bäckersohn geleitet wurde.

Dass aber ein x-beliebiger Bauer plötzlich zum König oder sonst irgendetwas Vegleichbarem würde, war völlig undenkbar.

Als Bauer? Und plötzlich? Dafür dürfte es kaum Beispiele geben. Theoretisch war es aber möglich. Natürlich konnte ein König jeden in den Adelsstand erheben.

Gerade im Frühmittelalter leisteten die freien Bauern überdies noch Heeresgefolgschaft. Da waren die Grenzen zwischen ihnen und den "Reitern" im Heer, den später so genannten "Rittern", noch unscharf.

Im Hoch- und Spätmittelalter gibt es die so genannten "Ministerialen". Das sind Verwalter und Dienstleute bei Lehnsherren, die sich häufig aus der Bauernschicht rekrutieren. Im 13. Jahrhundert entwickelt sich daraus ein neuer "niederer Adel".

Siehe hier: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ministeriale

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte