Wurde man im 19 Jahrhundert wirklich gekündigt wenn man Krank wurde, gab es wirklich keine Pausen oder Urlaub vom Arbeitgeber?

7 Antworten

Deshalb sind Arbeitnehmer- und Mieterrechte, sowie unsere Sozial-, Kranken- und Rentenversicherung ja so wichtig das gab es in der industriellen Revolution alles noch nicht.

Im Manchester-Kapitalismus wurde Lohn und Miete wöchentlich bezahlt.

Wer krank wurde wurde zwar nicht unbedingt gekündigt, aber es gab keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.

Da es auch keinen Mieterschutz und Kündigungsfristen gab, wurde die Familie eines kranken Arbeiters vom Vermieter schnell auf die Straße gesetzt, sobald sie die Miete nicht mehr bezahlen konnte.

Deshalb gab es damals auch lange Schlangen vor den Suppenküchen für Bedürftige.

Es gab tatsächlich Hunger. Das war noch Anfang der 20er Jahre in Berlin so. Bekannt aus dieser Zeit ist die Zeichnung von Käthe Kollwitz mit dem Titel "Hungernde Kinder in Berlin".

Die Errungenschaften unseres Sozialstaates mussten hart und mühselig von der Arbeiterbewegung erkämpft werden.

Und damit ist tatsächlich ein Kampf mit Toten gemeint. Bei Streiks ließen die Fabrikbesitzer nicht selten die Polizei rufen, die scharf auf die Streikenden schoss.

Die feuchten Träume der neoliberalen Ultra-Kapitalisten wollen diese Zeiten am liebsten zurück.

Und mittlerweile sind viele Menschen so ungebildet zu denken der kapitalistische Ausbeuter wäre auf ihrer Seite.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter
Quakser  11.01.2024, 17:55
Und mittlerweile sind viele Menschen so ungebildet zu denken der kapitalistische Ausbeuter wäre auf ihrer Seite.

Wer heutzutage auf „Kapitalisten“ Schimpf, der ist selbst nicht Kapitalist genug. Jeder kann seine Arbeitskraft auf dem heutigen Markt so gut verkaufen wie er eben verhandeln kann. Und Sozialgesetze gibt’s ja nun Gottseidank auch. Was sich nie geändert hat und nie ändern wird ist, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist. Die Fleißigen besitzen eben was und die Faulen weniger.
Den Fleißigen zu enteignen und es den Faulen zu geben ist der feuchte Traum der Faulen.

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Unholdi  18.03.2024, 17:54
@Quakser

Dieser Dünnpfiff ist auch schon 300 Jahre alt und wird dadurch nicht wichtiger.

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Im 19. Jahrhundert, also den Jahren 1800-1899, gab es noch keine oder kaum Angestellte im heutigen Sinne. In den Fabriken wurde nur bezahlt, wenn auch gearbeitet wurde. Die Arbeitsbedingungen waren so schlecht, dass deshalb die Arbeiterbewegung und die Ideen von Kommunismus und Sozialismus, aber auch die preußischen Sozialgesetze und später die Sozialdemokratie entstand.

Im 20. Jahrhundert, also den Jahren von 1900-1999, die im Deutschen verwirrenderweise eben nicht als 19. Jahrhundert bezeichnet werden, gab es schon Festanstellungen mit Krankheits- und Urlaubstagen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Einen gesetzlichen Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder auch nur auf Weiterbeschäftigung gab es damals noch nicht. Und vor dem Entstehen der großen Fabriken hat man sowas auch nicht wirklich gebraucht.

Es hing wohl absolut vom Wohlwollen des Arbeitgebers ab und wie austauschbar/wertvoll du warst als Arbeitskraft.

Ja. Aber Gottseidank hatten wir damals noch den besten Kanzler aller Zeiten, Otto von Bismarck. Der hat die Sozialgesetzgebung für das deutsche Reich als erstes Land der Welt eingeführt.
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/innenpolitik/sozialgesetzgebung.html

vanOoijen  11.01.2024, 17:42

Wie der Kaiser war auch Reichskanzler Otto von Bismarck davon überzeugt, dass eine gut organisierte Unfallversicherung die einzige Lösung für das soziale Problem der Arbeiter sei. Allerdings trieb ihn auch die Sorge vor einer neuen Revolution, die durch unzufriedene Arbeiter entfacht werden konnte.

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Quakser  11.01.2024, 17:46
@vanOoijen

Na ist doch toll, dass er sich da hat treiben lassen.

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