Wozu zählen Spanier?

8 Antworten

Latinos. Wie eben auch Italiener und Portugiesen, ja auch Franzosen.

Hast du dir schonmal überlegt, warum es Lateinamerika heißt oder warum es Lateinamerikaner gibt? Weil Latinos diesen Kontinent entdeckt und besiedelt hatten.

Allerdings gibt es da im Deutschen ein Problem. Latino steht einmal für sich selbst, ist aber auch die Abkürzung im Spanischen für Latinoamericano. Und das ist, was in Deutschland hängengeblieben ist.

Von daher ist das alles ein bischen verzwickt. Im Spanischen ist Latino jemand, der aus einem Land, in dem eine romanische Sprache gesprochen wird. Dazu sagen Spanier selbst, dass sie Latino-Blut haben. Auch der Vorgänger der Champions-Leage war die Copa Latina. Die wurde zwischen Spanien, Italien, Portugal und Frankreich ausgespielt.

Klar überwiegt in weiten Teilen Deutschlands heute Latino = Lateinamerikaner. Aber das ist nur ein Teil der Definition.

Das was man in Deutschland z. B. als "echten" Latino bezeichnet ist eher der Typ Afro-Latino. Im Spanischen unterscheidet man nämlich genauer. Latino = Spanisch-, Italienisch- und Portugiesischstämmiger, im weiteren Sinne auch Französischstämmige.

Afrolatino = Latino (ES/PT) + Nachfahre afrikanischer Sklaven. Indio = Lateinamerikanischer Ureinwohner (weil Kolumbus annahm, in Indien gelandet zu sein). Kriole = In Lateinamerika geborener (Euro-) Latino bzw. je nach Land auch die Mischung zwischen Latinos und Indios.

Interessant auch zum einen, dass in den spanischsprachigen Teilen Lateinamerikas die Nachnamen in der Verbreitung und Häufung praktisch mit denen aus Spanien auch nach wie vor übereinstimmen (González, Rodriguéz, Fernández, López, Martínez, Sánchez) oder dass z.B. in den USA Latinos eben als Spanischsprecher angesehen werden, d.h. Menschen aus den spanischsprachigen Ländern Lateinamerikas und aus Spanien, aber nicht Brasilianer.

Warum heißen Lateinamerikaner überhaupt Lateinamerikaner bzw. der Kontinent so? Als Kolumbus Amerika entdeckte und in den Folgejahrzehnten die Andalusier "Neuspanien" besiedelten, dachte man einen kürzeren Seeweg nach Indien entdeckt zu haben. Deshalb heißt die Karibik ja auch offiziell Westindische Inseln und in Spanien wurde die Neue Welt lange Zeit Las Indias getauft. Es gab eben 2 davon: über Ost und West. Die Indios (Indianer) wurden danach benannt, ebenso wie eben kolonisiert (von Colón; Kolumbus) wurde.

Dann verdichteten sich die Thesen, dass es sich um einen eigenen Kontinent handelte. Ein paar Leute um Amerigo Vespucci (Spanisch: Américo Vespucio) gingen dem nach und der neue Kontinent bekam seinen Namen: América.

Der Teil, der von den Spaniern und Portugiesen besiedelt wurde nannte sich Hispanoamérica oder auch Íberoamerica. Beide Nationen gingen aus Hispanien hervor, beide lagen auf der iberischen Halbinsel. Amerika war Teil deren Staaten.

Das ging über die Jahrhunderte so, bis eben Frankreich sich gegenüber den USA abgrenzen wollte und zu Spanien und Portugal auf Überseebasis dazugehören wollte. Die USA lagen ja mit allem im Krieg, luchsten Spanien und später Mexiko jede Menge Land ab. Zuvor waren gut 50% der Fläche der heutigen USA spanisch.

Frankreich war es dann, das vor 150 Jahren eben den Begriff Latinoamérica vorschlug. Frankreich hatte ja ein paar Karibikinseln und auch einen Kleinstaat in Südamerika.

Frankreich aber war weder hispanisch noch iberisch. So schlug es den Namen Latinoamérica vor, denn das war, was Frankreich, Portugal und Spanien vereinte: Es waren Latinos, katholischen Glaubens, mit der Familie als Lebenszentrum und noch weiteren Gemeinsamkeiten.

Lateinamerika ist also ein relativ neuer Begriff, der ja auch gar nicht die Ureinwohner (Indios) miteinbezieht oder zumindest nur aufgrund ihrer lokalen Situation, während Latino auf die Latin-Abstammung Spaniens und Portugals zielt.

Es diente damals nur als Abgrenzung der römisch-katholischen Welt zum protestantischen brutalen Norden (Holländer, Engländer, Iren, die dann eben die USA gründeten).

elverano  24.03.2020, 23:35

Rein auf Europa bezogen: Südeuropäer. Aber eben im Unterschied zu Südosteuropäern, die wieder anders sind.

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MasterYoda121 
Fragesteller
 24.03.2020, 23:39

Wow, das ist mehr Information als ich jemals erwartet hätte. Vielen Dank, ich bin jetzt um einiges schlauer :D

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Im Deutschen bezeichnet man mit Latinos Lateinamerikaner, also Spanisch oder Portugiesisch sprechende Personen mit Herkunft aus Süd- oder Mittelamerika (https://www.dwds.de/wb/Latino, https://www.dwds.de/wb/Lateinamerika). Auch Indios zählen dazu, sofern sie Spanisch oder Portugiesisch sprechen.

Die Spanier in der „Alten Welt“ sind keine Latinos. Sie sind Romanen und Südeuropäer.

Spanier, Portugiesen, Franzosen und Italiener zählen zur romanischsprachigen europäischen Bevölkerung. Ein Teil der Schweizer, Belgier, Luxemburger und die Rumänen übrigens auch.

Einen Teil davon kann man auch als Südeuropäer bezeichnen.

Das ist nicht rassistisch, sondern entweder eine sprachliche oder eine räumliche Zuordnung.

Latinos bezieht sich auf das spanisch- und portugiesischsprachige Amerika, gilt also NICHT für Spanien.

Innerhalb Europas könntest du sie den Süd- oder Westeuropäern zuordnen, sprachlich könntest du sie auch Romanen nennen, wobei man da die Basken streng genommen rausrechnen muss.

Klar, die Bezeichnung "Latinos" macht durchaus Sinn. Spanisch ist eine Sprache, welche vom Latein abstammt. Die Bezeichnung Latinos ist lediglich üblicher für die spanischsprachige Bevölkerung in Mittelamerika (und Südamerika).

Deutsch ist aber eine germanische Sprache (ebenso wie Niederländisch, Englisch und die nordgermanischen Sprachen Dänisch, Schwedisch, Norwegisch und Isländisch).

Französisch ist aber eher mit dem Spanischen verwandt, beides sind romanische Sprachen, also vom Latein abgeleitet.