Woher wissen wir, dass es vor dem Urknall keine Zeit gab?

8 Antworten

Dazu muss man verstehen was in der Physik mit der Zeit gemeint ist und zusätzlich idealerweise noch was entropie bedeutet.

Ich denke man kann es vereinfacht auch nur mit der Zeit verstehen.

Zeit im physikalischen Sinne ist ein maß für die veränderung eines Systemes. Ein System welches sich nicht verändert. Erfährt auch keine Zeit. Umgekehrt. Ein System welches sich verändert erfährt Zeit.

Die einfache erklärung ist nun: damals war alles was unser Universum ist in einem Punkt unendlicher Dichte vereint. Ein Punkt hat keine Ausdehnung. Keine grösse. Der Punkt ist auch nicht irgendwo weil es kein irgendwo gibt. Der Punkt ist ja alles.

Und in diesem Urzustand gibt es nichts mehr was davor sein könnte was anders wäre. Ein Punkt verändert sich quasi nicht.

Ergo gibt es da auch kein davor.

Das ist alles noch wirklich sehr vereinfacht dargestellt.

Falls unser Universum Teil eines multiversums ist. Kann es ein davor geben. Aber das ist dann nicht mehr die Zeit unseres universums. Das wäre dann so daß es bei einem Schachspiel eine Zeit davor gibt. (Wo man das Spiel etc. Aufbaut) aber keine Zeit vor dem ersten Zug existiert. (Es gibt keine gültige Schachposition vor der Startposition)

Auch gibt es ansätze für zyklische Universen. Da gibt es so gesehen eventuell auch ein davor. Denn unter gewissen umständen kann der Zustand am Ende des Universums gleich dem Zustand zum Anfang des Universums sein. Das warum dahinter ist aber echt schwer zu verstehen.

Und ja. Raum und Zeit sind verknüpft zur raumzeit. Ohje Raum (punktförmiges Universum) keine Zeit.

Woher ich das weiß:Hobby – Hobby Beschäftigung mit dem Thema.
L0bbyh00e 
Fragesteller
 24.07.2023, 20:27

Ich weiß das isr sehr irrelevant und du musst dies natürlich nicht beantworten.

Aber wie alt bist du?

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Hallo, die moderne Wissenschaft nimmt ja an, dass die Zeit erst mit den Urknal begonnen hat.

nein, eigentlich nicht.

was wir sehr gut wissen und was wir meinen wenn wir vom "urknall" sprechen, ist dass das universum vor ca 14 Mrd jahren in einem sehr sehr dichten und sehr sehr heißen zustand war und sich daraus sehr schnell ausdehnte.

noch weiter zurück als bis zu diesem sehr sehr heißen und sehr sehr dichten zustand können wir (noch) nicht rechnen weil wir die physik unter so extremen bedingungen (noch) nicht gut genug verstehen. was vorher war wissen wir schlicht und ergreifend (noch) nicht.

natürlich kann man jetzt - wenn man sonst nichts zu tun hat - unsere modelle, von denen wir wissen dass sie hier ihre gültigkeit verlieren, hernehmen und trotzdem einfach immer stur damit weiter zurück rechnen. dann erhält man wundersame ergebnisse wie eine "singularität", ein zeitpunkt an dem alle parameter der theorie divergieren und es somit laut diesen ergebnissen keinen früheren zeitpunkt gegeben haben kann.

aber man darf eben nicht vergessen dass diese wundersamen ergebnisse daraus rühren dass man eine theorie weit außerhalb ihres gültigkeitsbereichs angewendet hat, und diese ergebnisse somit komplett sinnlos sind. das weiß aber auch jeder physiker. aber diese super wunderlichen ergebnisse kann man super gut in populärwissenschaftliche bücher schreiben, weil sie dann nämlich super toll klingen und super interessant wirken.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Physiker (Teilchenphysik)
Silicium58  24.07.2023, 22:21

Findest du es denn schlecht, wenn die Naturphilosophie den Rahmen physikalischer Erkenntnisse für Gedanken nutzt, die keinem bekannten Naturgesetz widersprechen, deren Ergebnisse aber nicht messbar, beobachtbar oder stringent mathematisch erklärbar sind?

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Reggid  24.07.2023, 23:06
@Silicium58
die keinem bekannten Naturgesetz widersprechen,

naja, es ist schon ein unterschied ob wir sagen:

"wir wissen nicht sicher ob modell xyz in diesem bereich noch gültig ist oder nicht, also nehme ich mal die resultate die ich von modell xyz erhalte und interpretiere sie. könnte richtig sein oder auch nicht",

oder:

"wir wissen dass modell xyz in diesem bereich gar nicht mehr gültig ist, aber ich ignoriere das einfach komplett und nehme die resultate von modell xyz trotzdem her. "

wenn man mit der ART bis zur "singularität" zurück rechnet, macht man zweiteres.

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Wir können ja nur bis kurz nach dem Urknall zurück rechnen. Sprich man weiß nicht wie es zum Urknall kam, wie das Universum bei t=0 beschaffen war und nicht was davor war.

Zudem muss man beachten, dass das Urknallmodell nur ein mögliches Modell ist auch wenn es derzeit das plausibelste ist, hat es auch seine Probleme.

Die Aussage es gab keine Zeit folgt daraus, dass in diesen Theorien Raum und Zeit hart verknüpft sind. Ohne Raum also auch keine Zeit.

Mit dem Urknall sind Energie und Masse entstanden, die Raum und Zeit erst aufgespannt haben. "vor dem Urknall" ist aber eine Zeitangabe, die also nicht gelten kann. Vor dem Urknall gab es kein vorher.

Es gibt zwar Fans des Big Bounce, bei dem der Urknall Ergebnis der Kontraktion eines anderen Universums ist, aber Zeit als durchgehende Dimension kann das nicht überstehen, so wenig wie Information (volkstümlich ausgedrückt: es kann keine Uhr geben, die vor der Kontraktion losgelaufen ist und nun abgelesen wird. Es schwebt auch nicht ein an den Rändern angekohlter Zettel durchs Weltall, auf dem steht "es wird eng - viel Spaß im neuen Universum"), insofern könnte man nicht einmal behaupten, dass die Kontraktion VOR dem Urknall passiert ist, weil unser Begriff von Reihenfolge zeitabhängig ist.

Vielleicht gab es vorher auch schon eine Zeit.

Aber unser Verständnis von Zeit, über das sich eine Aussage treffen lässt, beginnt erst mit dem Urknall.

Das "davor" ist für uns weder zugänglich noch beschreibbar.