Wird man im nächsten Leben als Buddhist geboren?

5 Antworten

Da sprichst du ein (unseres Erachtens) außerordentlich wichtiges Thema an. Auf das, als was wir in der folgenden Existenz erscheinen, haben wir normaler Weise gar keinen, bzw. in besonderen Fällen nur einen sehr geringen Einfluss.

Das ist/wäre natürlich fatal, wären damit doch alle erreichten Fortschritte auf dem Pfad sozusagen verloren und wir könnten erst in Äonen - wenn wieder mal ein Buddha erscheint - erneut eine winzige Chance haben, dem Samsaro zu entrinnen.

Deshalb ist es das Ziel heutiger Buddhisten, jenen "point of no return" zu erreichen, ab dem kein Rückfall in untere Daseinsebenen mehr möglich ist und der zugleich garantiert, daß das Heilsziel innerhalb einer begrenzten Zeit erreicht wird.

Dies ist das erste Stadium der Heiligkeit, bezeichnet als Sotāpannaschaft/Stromeintritt.

"Richtig" beantworten kann man Deine Fragen nicht, lieber Jäger.

  • Auch Buddhismus ist nur ein Glaube, kein Wissen
  • Also: "Erfahren" wirst Du das - wenn überhaupt - im nächsten Leben.
  • Kannst Du mir sagen, was Du im Nirvana vorhast und warum Du da hinwillst?
  • Nicht alle Buddhisten wollen ins Nirvana - und man muss auch gem. buddhistischer Auffassung nicht unbedingt ein Ziel verfolgen, um da hin zu kommen.
  • Ganz wichtig: Im Buddhismus MUSS man überhaupt nichts, außer das tun, was man selbst verantworten kann - Wenn Du den Buddhismus mit MÜSSEN angehst, musst Du entweder noch sehr, sehr viel lernen oder aber doch lieber Moslem werden (Also wenn es Dir um's Müssen zu tun ist: Im Islam muss man die ganze Zeit alles Mögliche und Unmögliche!)
  • Lediglich Deine letzte Frage hier kann aus der Sicht der meisten Buddhisten uneingeschränkt mit "ja" beantwortet werden;)

Natürlich ist die Frage nicht doof. Wahrscheinlich wirst du darauf aber so viele unterschiedliche Antworten erhalten wie es Buddhisten und Nicht-Buddhisten gibt.

Persönlich würde ich sagen, dass deine Frage auf einer im buddhistischen Sinne nicht gänzlich zutreffenden Annahme bez. des Prozesses der Wiedergeburt basiert.

Ein wesentlicher Bestandteil der Lehre Buddhas ist das Nicht-Selbst, also die Annahme, dass es kein unabhängiges, aus sich selbst heraus existierendes und unveränderliches Selbst gibt (Anatta). Wiedergeburt wäre dementsprechend keine Seelenwanderung oder etwas Vergleichbares. Denn da wäre ja gar kein eigenständiges Selbst, zu dem du in einem späteren Leben "zurückkehren" könntest, um dort weiterzumachen, wo du aufgehört hast.

Deshalb hat auch die Frage, ob du in einem späteren Leben Buddhist sein wirst oder nicht, m.E. keine große Relevanz. Der Buddhismus ist keine Heilslehre, die behauptet, man könne nur durch sie allein Erlösung finden. Entscheidend ist es, die Wirklichkeit so wie sie ist zu erkennen und damit den Kreislauf des Leidens zu beenden. Ob du das in diesem Leben als Buddhist oder in einem späteren Leben als Hindu tust, spielt keine Rolle.

Ich bin Soto-Zen-Buddhist und möchte mich dazu äußern.

Zunächst einmal schreibst du nicht, welcher Traditionslinie du folgen willst, daher erläutere ich einfach mal meinen Standpunkt.

Meine Überzeugung zum Thema Wiedergeburt entspricht den Erklärungen des japanischen Priesters Shohaku Okumura, der in den USA lebt.

Nach seiner Erläuterung ist die Wiedergeburt in den "sechs Daseinsformen" gar keine Lehre über die Existenz nach dem Tod, oder eine Jenseitshypothese.

Stattdessen versteht er diese traditionelle Erzählung als ein psychologisches Modell, mit dem bestimmte Denk- und Verhaltensmuster des Menschen erklärt werden.

Hier habe ich das mal näher ausgeführt:

https://www.gutefrage.net/frage/wenn-es-die-wiedergeburt-wirklich-geben-sollte-wie-kann-es-dann-sein-dass-aus-vielleicht-10000-menschen-milliarden-geworden-sind-rest-steht-unten?foundIn=list-answers-by-user#answer-189570040

Somit stellt sich für mich die Frage nach der Weiterführung der buddhistischen Praxis über dieses irdische Leben hinaus nicht.

Der Buddha hat zu 14 "unbeantwortbaren Fragen" geschwiegen. Man braucht also nicht zu erwarten, dass der Buddhismus auf alles eine Antwort bietet.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Grüß Dich :)

Ich folge jetzt schon ne Zeit lang dem Dhamma. Und ich hab etwa 25 Jahre gebraucht, um mich als Buddhist zu bezeichnen. Das "Konvertieren" war mehr ein Kompass. Das Verständnis oder Vertrauen wachsen manchmal sehr langsam. Das ist nicht so einfach wie 10 Gebote und fertig..

Es wird ein geistiger Grund angenommen, der uns alle erzeugt und beeinflusst. Und der existiert, weil wir Karma angesammelt haben und weiter ansammeln. Daraus bauen wir auch unser Ich. Und das will immer mehr. Kurz gesagt.

mendrup  25.09.2023, 22:02

Ich wollte noch anmerken, dass es keine "Bonuspunkte" gibt, wenn man Buddhist ist. Das ist kein spiritueller Adelsschlag, der Dich aus dem gröbsten Mist raushält. Das wäre nur die Grundlage neuer Anhaftung und zu verwerfen. Es sollte also sehr vorsichtig mit Begriffen wie Stolz oder Fortschritt umgegangen werden. Stolz nährt das Ego direkt, der Glaube an persönlichen Fortschritt ist subtiler schädlich. Erwachen kannst Du feststellen, wenn Du solche Kategorien immer mehr ablegst.

Warum? Weil WIR alle zusammen ein untrennbares Dingens sind, von dem wir immer nur das Ende sehen, das uns gerade zugewandt ist. Und das ist die ganze Realität. Der Buddha lehrt uns, wie wir das ruhen lassen können.

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