Unterschied Weg ins Nirvana im Buddhismus und Hinduismus?

6 Antworten

Da könnte man jetzt einen Roman zu schreiben, im Grunde handelt es sich im Kern um differierende philosophische Standpunkte die den Unterschied begründen.

Das hat auch historische Ursachen, die ich aber jetzt mal weglassen möchte ..

Schau Dir mal folgendes Video an, dort wird das Thema gut erklärt, auch die Unterschiede zwischen Hindu- und Buddhismus.

https://youtu.be/tJfM0tyOwjc

im ursprünglichen Buddhismus ist Nirvana kein Ort, sondern ein existentieller Geisteszustand, in den der Erwachte eingeht. Nirvana ist das (endgültige) Verlöschen des Ichwahns, also der Vorstellung, es existiere ein Ich, ein Atman (Seele), eine Persönlichkeitskonstante.

Der Hinduismus ist keine in sich geschlossene Lehre, es gibt dort ganz verschiedene Philosophien und Theologien, allerdings ist Nirvana hier kein zentraler Begriff, es geht vielmehr um das Beenden des Geburtenkreislaufs (Samsara) und um Seelenwanderung im wörtlichen Sinn, also die Wiedergeburt einer Seelenkonstante, die in der Buddhalehre verneint wird.

Im Patanjali Yogasutra ist statt Nirvana die Rede vom Citta Vrttih Nirodhah, das Ausroden des umherschweifenden Geistes, das aber etwas ähnliches bedeutet wie Nirvana.

Hindus glauben an eine Befreiung aus dem Kreislauf von Geburt und Tod. Ein Teil der Hindus sagt, dass ein Mensch, der es so weit bringe, den Zustand erreicht habe, der als „Nirwana“ bezeichnet wird.

Im Buddhismus ist die Lehre vom „Nirwana“ allerdings noch verbreiteter. Für sie ist „Nirwana“ ein wunschloser Zustand höchster Vollendung.

Im Hinduismus wird den Menschen nur ein Entkommen aus dem Dasein verheißen.

Logisch erklären kann man das „Nirwana“ nicht. Es ähnelt sich in beiden Religionen und soll eine Art „Einswerdung“ mit Gott sein, was bei den Hindus u. Buddhisten auch durch Yoga / Meditation („Zen“) / Mantra erreicht werden soll.

Hier eine Erklärung aus W71, 15.7., S. 4:

>Für die Hindus ist das Nirwana ein buchstäbliches „Ausblasen“ oder Erlöschen der Lebensflamme durch die Vereinigung mit dem Brahman, der unpersönlichen Weltseele.
Für die Buddhisten ist das Nirwana „der Zustand vollkommener Glückseligkeit, der durch das Erlöschen der individuellen Existenz und die Vereinigung der Seele mit dem höchsten Geist erreicht wird“.<

Mahakaruna  26.04.2020, 15:34

">Für die Hindus ist das Nirwana ein buchstäbliches „Ausblasen“ oder Erlöschen der Lebensflamme durch die Vereinigung mit dem Brahman, der unpersönlichen Weltseele. "

Das ist aber im Grunde sehr negativ formuliert, es geht denke ich wie ich es verstanden habe um was anderes, nämlich die Erkenntnis des wahren Selbst welches identisch ist mit Brahman.

Schau Dir bitte mal das Video an das ich verlinkt habe in meinem Kommentar, dort wird es besser erklärt als ich es in Kürze vermag.

Gruß

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OhNobody  26.04.2020, 16:17
@Mahakaruna

Dieses Thema lässt sich schlecht erklären, weil es eine reine Glaubenssache ist.

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Die Sichtweise beider Religionen unterscheidet sich durchaus. Vor allem darin, dass der Hinduismus verschiedene Wege kennt. Auch die Begriffe sind verschieden: ein Hindu wird eher von Moksha sprechen, als vom Nirwana.

Die Bedeutung ist aber ähnlich: in beiden Religionen geht es darum, den Kreislauf aus Tod und Wiedergeburt, Samsara, zu durchbrechen. Im Hinduismus klappt das zum Beispiel auf folgende Arten:

  • Jnana Yoga: der Weg der Erkenntnis. Hierbei geht es darum, das Atman-Prinzip zu studieren und so gut wie möglich zu verstehen. Wenn man in seinem Herzen realisiert, dass man selbst einen Funken Gottes in sich trägt, verlässt man damit den Kreislauf Samsara.
  • Bhakti Yoga: der Weg der Hingabe. Hier vertraut man sich einer Gottheit an und hofft darauf, mit ihrer Hilfe aus Samsara befreit zu werden. Der Hinduismus kennt sehr, sehr viele Götter, die aber allesamt Aspekte der Weltseele "Brahman" sind. Es gibt quasi für jeden Menschen einen (oder mehrere) passenden Gott/Götter, so dass jeder das spirituelle Idol finden kann, das ihn voranbringt.
  • Karma Yoga: der Weg der selbstlosen Tat. Dieser Weg erfordert die Überwindung des Egos durch vollständige Aufgabe aller Früchte der eigenen Werke. Tätigkeiten werden als Opfergabe an Gott, die Natur, und/oder die Mitmenschen verstanden. Auf diese Weise wird nach hinduistischem Verständnis kein Karma mehr generiert, wodurch die Reinkarnation gestoppt und Samsara verlassen wird.
  • Raja Yoga / Integrales Yoga: Oft als "Königs-Yoga" bezeichnet. Dieser Pfad vereint unterschiedliche Modelle und besitzt sowohl körperliche als auch geistig-ethische Aspekte. Seine Ethik erinnert stark an die Zehn Gebote im Alten Testament. Auch die bekannten Asanas (die "Figuren", die man aus dem westlichen Yoga kennt) spielen eine Rolle, ebenso wie Pranayama, besondere Atemübungen. All das soll dem Suchenden zur körperlichen und spirituellen Reifung dienen und damit ebenfalls den Kreislauf Samsara durchbrechen.

Im Buddhismus sieht das alles schon wieder anders aus, denn hier gibt es weder eine Weltseele, noch einen mächtigen Gott, der dem Buddhisten helfen kann. Ziel im Buddhismus ist es, zu "erwachen", ein Begriff, der im Westen meist missverständlich mit "Erleuchtung" wiedergegeben wird. Buddhas Lehre ist unter anderem im Dhammapada dargelegt. Wesentlicher Faktor ist hier eine ethische Lebensweise - Unterwerfung unter einen Gott oder extreme Selbstzüchtigung spielen keine Rolle.

Hilfestellung bieten dem Gläubigen Konzepte wie der "Edle Achtfache Pfad".

Zu beachten ist, dass der Buddhismus sehr viele Schulen kennt, die sich zum Teil radikal voneinander unterscheiden. Manche Buddhisten glauben an magische Amulette, andere verwenden spirituelle Rätsel, um den Erwachungsprozess in Gang zu bringen. Es gibt auch Buddhisten, die an Himmelswesen und Heilige glauben.

Hallo123256 
Fragesteller
 26.04.2020, 20:01

Wow vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Jetzt habe ich das Thema um einiges besser verstanden :)

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In allen Religionen geht es darum seine Triebe, Gier, Neid, usw. unter Kontrolle zu bekommen und ein guter Mensch zu werden. Das ist dann Sein, gott-, brahman-, tao-, urgrund- und Krischna-, Buddha-, Jesusmässig.

Hinduismus hat den Weg des Bakthiyogas, der Enthaltsamkeit, Buddha das Nirvana, losgelöst vom Ego. Das Christentum hat leider nur Sündenfreikaufen und Buße tun. Das bringt der Kirche zwar Geld, aber keinen ordentlichen Charakter für all eins sein.

Indecisive  26.04.2020, 17:59

Wobei man hinzufügen sollte, dass Jesus den Gläubigen laut Bibel doch etwas mehr abverlangt hat, als nur um Vergebung zu bitten und Geld an irgendeine Organisation zu spenden. Was die spätere Kirche draus gemacht hat, steht wieder auf einem anderen Blatt Papier.

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Kanimose  26.04.2020, 18:45

Ja. Jesus ist Vorbild und Weg, den jeder gehen muss, damit er alleins wird. Aber schon damals wollten die Pharisäer den 12 jährigen Jesus aus dem Tempel werfen, weil er ihnen zu ehrlich war. Gott ist die Wahrheit. Ohne Wahrheit geht kein alleins. __ Das dünne Buch: Der 12 J. Jesus im Tempel ist schön zu lesen. Jesus war mutig.

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