Hinduismus und Buddhismus?


14.11.2020, 15:16

Ich meinte natürlich Unterschiede 😅

2 Antworten

Ein guter Ansatz ist es zu bedenken, dass Buddha in einer hinduistischen Kultur aufwuchs & Zeit seines Lebens viele Aspekte dieser Religion kritisierte. Oft wurde er von den Brahmanen (hinduistischen Priester) sogar beschimpft. Ich glaube sich die Kritikpunkte des Buddha anzuschauen ist ein guter Ansatz die Unterschiede festzustellen. So kritisierte er:

- das Kastenwesen der Hindus (zu lesen im Assalayana Suttra). Buddha hat es zwar nicht abgelehnt, dass das Verhalten eines Menschen zu einer guten Geburt führt, jedoch äußert sich bei ihm "gute Geburt" anders. Eine gute Geburt ist nicht, wenn man in Reichtum geboren wird, sondern wenn man viele Gelegenheiten bekommt, das moralische & gute im Leben zu erkennen. Das schließt natürlich Wohlstand nicht unbedingt aus.

- die Relevanz der Vorstellung eines personalen Gottes. Ob es nun einen Gott gibt, oder nicht, dazu schwieg Buddha. Jedoch wies er daraufhin, dass die Vorstellung eines personalen Gottes nicht heilselevant ist. Der Glaube an Gott war für Buddha dann etwas gutes, wenn er den Menschen im diesseits Nutzen brachte.

- der Glaube an eine Seele. Die Hinduisten glauben an eine unsterbliche, in sich konsistente Seele (Athman). Buddha lehnte diese Vorstellung ab. Was nun aber nach buddhistischer Lehrer wiedergeboren wird, wenn es die Seele nicht gibt, dass ist von buddhistischer Schule zu Schule unterschiedlich.

- Rituale, deren Nutzen im Diesseits nicht rational prüfbar ist. Im Hinduismus wurden & werden Rituale praktiziert, deren Nutzen entweder gar nicht bekannt ist (man tut es, weil man es tut) oder keinen Mehrwert für das Diesseits haben. Desweiteren war Buddha der Meinung, dass Rituale an sich nur dafür da sein sollen, um als Orientierungshilfe zu dienen (z.B. wie ein Kleinkind ein Dreirad benutzt). Rituale sollen deshalb nur unter dem Aspekt stattfinden, dass sie irgendwann einmal überflüssig werden. Das ist bis heute noch im Hinduismus anders. Eine Erleuchteter im Buddhismus ist nicht mehr auf Rituale & Routinen angewiesen.

Die restlichen großen Unterschiede sind eher formal:

- unterschiedliche Textquellen benutzen die beiden Religionen. Darauf näher einzugehen würde den Rahmen sprengen, weil das von Konfession zu Konfession unterschiedlich ist. Was aber zu erwähnen ist, ist die Tatsache, dass der Buddhismus die unter göttlicher Inspiration entstandene Schrift nicht kennt. Die Buddhisten sehen ihre Schriften als historische Quellwerke. Die Hinduisten sehen manche ihrer Schriften zwar genauso (genannt Smritis), aber haben gleichzeitig Schriften welchesie für das Ergebnis göttlicher & unfehlbarer Offenbarung halten (genannt Shrutis).

- in beiden Gruppen gibt es andere Feste, die gefeiert werden. Welche Feste das sind, das ist auch von Konfession zu Konfession unterschiedlich. Jedoch gibt es kein Fest welches beide Religionen gemeinsam haben.

Woher ich das weiß:Hobby – aktiv praktizierender Buddhist & belesen

Mit Hinduismus kenne ich mich nur marginal aus, ansonsten hier meine Ansicht:

Beide kennen:

  • die Wiedergeburt/Reinkarnation

Während im Hinduismus darunter die "Weiterwanderung" einer stets gleichbleibenden Seele (Atman) verstanden wird, negiert der Buddhismus so einen unveränderlichen Wesensteil. Vorstellen könnte man es sich als karmischen Strom.

  • Kama

Bedeutet grob gesagt "Ursache und Wirkung". Eine allgemeine Unterscheidung ist m. E. nicht gut möglich, da in beiden Lehren gemeinsame und unterschiedliche Ansichten vorkommen.

  • Mokhsa/Nirvana

Ist in beiden Lehren sozusagen das Endziel. Hinduisten verstehen darunter die Vereinigung mit der Allseele, Buddhisten das Erreichen des Nirvana, das jedoch mit Worten nicht beschrieben werden kann.

Des weiteren fallen mir folgende Unterschiede seitens des Buddhismus ein:

  • Ablehnung von blindem Glauben
  • Ablehnung der Anschauung eines ewig sich gleich bleibenden "Selbst" (Anatman/Anatta anstelle Atman/Atta).
  • Ablehnung des durch den Götterglauben bedingten Opferkultes.
  • Ablehnung des Glaubens an die Wirksamkeit von Ritualen
  • Ablehnung radikaler Ansichten (durch Schmerzen zur Erlösung) mit Eröffnung des mittleren Weges.
  • Ablehnung eines in unserem westlichen Sinn bestehenden "Schöpfergottes".