Zum buddhismus konvertieren? Ja oder nein?meinungen?

19 Antworten

Ich habe irgendwie eine ähnliche Entwicklung hinter mir:

Vom Atheisten zum Agnostiker zum Christen - und heutzutage stehe ich dem Buddhismus nahe (allerdings ohne das Christentum ganz aufgegeben zu haben) und habe auch schon überlegt, zu konvertieren.

Letztlich habe ich mir gedacht, dass ich den Buddhismus noch nicht gut genug kenne und beschlossen, mich noch tiefer in die Lehre einzulesen und zu meditieren.

Ich finde, so eine Konversion sollte eine ernste und verbindliche Entscheidung sein, und von daher tue ich mich damit schwer.

Manchmal denke ich allerdings auch, das Ganze ist nur ein Spiel mit Worten und Begriffen - einfach nur die Frage, in welche Schublade ich gerne einsortiert werden möchte. Denn letztlich kann ich mich eigentlich keiner Lehre zu 100% anschließen. Es gibt immer irgendetwas, das ich kritisch sehe und infrage stelle.

Na, mal sehen. Ich bleibe weiter am Ball und wünsche Dir ebenfalls eine gute Hand bei Deiner Entscheidung, 90erGuy!

Zum Buddhismus konvertiert man nicht! Man kann die Lehren Buddhas verinnerlichen und sich ggfs. einem buddhistischen Verein anschließen, so wie man sich einem Literaturkreis, einem Philosophie-, Kunst- oder Musikverein anschließt. Deshalb muss man doch nicht aus dem Skatclub austreten! Buddhisten kennen keinen Alleinvertretungsanspruch.

Konvertieren würde ja bedeuten, dass Du Dich von einer Gemeinschaft trennst, um Dich einer anderen zu öffnen, so wie z.B. der Wechsel von der katholischen zur evangelischen christlichen Kirche. Ich habe noch keinen gesehen, der gleichzeitig für zwei Kirchen Kirchensteuern bezahlt.

hi 90erGuy - wir zuhause sind Altbuddhisten, wir praktizieren die Buddha-Lehre im Alltag, aber nicht religiös, wir glauben nach Möglichkeit nicht an Glaubenssätze, und betrachten dann die Welt durch ein Glaubenssystem wie ne Brille oder einen Filter, sondern bemühen uns um Achtsamkeit ausschließlich auf die Dinge, wie sie sind.

Ich glaub auch nicht, daß man konvertieren kann oder soll. Man kann seine ganze innere Einstellung, seine Sichtweise ändern mithilfe der Buddhalehre, und sich also um eine buddhistische Lebenspraxis bemühen. Man kann und sollte sich einer aktiven buddhistischen Gemeinschaft anschließen, denn die Übungen und Ratschläge Buddhas lernst du am besten, ohne Umwege und entmutigende Fehlschäge, immer in einer Gruppe. Aber welcher Gemeinschaft du dich auch anschließen solltest: es geht nie um Zugehörigkeit oder Vereinsmeierei oder religiöse Rechthaberei, sondern immer und ausschließlich um spirituelle Praxis und deren Anwendung im täglichen Leben und den täglichen Problemen und Entscheidungen.

Schau mal hier rein, das ist sozusagen die Anlaufstelle. Und besuch die einzelnen Gemeinschaften auf ihrer Webseite, und die, die dich besonders anspricht und anlächelt, mit der nimmst du mal Kontakt auf.

http://www.buddhismus-deutschland.de/

Sarva mangalam. Glück auf deinen Wegen  :)

Hallo 90erGuy,

was du über deine bisherigen Orientierungen schreibst, lässt mich vermuten, dass du dich gegen religiösen Dogmatismus abgrenzen willst, aber dich auch mit einem Weltbild nicht zufrieden gibst, das nur das Messbare, statistisch Erfassbare gelten lässt.

Ich glaube,dass keine Religion – auch der praktizierte Buddhismus – davor gefeit ist, ins Dogmatische abzugleiten – also einen Glauben vorzugeben, dessen Inhalte, dessen Rituale von Religionsstiftern, Heiligen, Gurus, … vorgegeben wurden und von den Gläubigen als verbindliche Regeln, Glaubensinhalten übernommen werden - ja nicht selten übernommen werden müssen.

Die Verfolgung der Häretiker, Ketzer, Hexen – um beim Christentum zu bleiben – zeigt, zu welchen Exzessen religiöser Dogmatismus führte.

Dass extremer, menschenrechtswidiger Dogmatismus auch heute existiert, belegen u.a. die wahabitischen Praktiken in Saudi Arabien und im „Islamischen Staat“.

Ich schreibe dies deshalb, weil ich dir sagen möchte, dass in deiner Frage

Zum Buddhismus konvertieren?

auch ein kleines Stück Dogmatismus steckt.

Wir „konvertieren“ indem wir vom Regelwerk einer Glaubensgemeinschaft zu einem anderen wechseln.

Gerade ist mir ein Text des arabischen Mystikers und Dichteres Hafis untergekommen:

Die großen Religionen

sind die Schiffe,

Dichter

die Rettungsboote.

Jeder geistig gesunde Mensch,

den ich kenne,

ist über Bord gesprungen.

Das ist gut fürs Geschäft,

Nicht wahr, Hafis?

http://www.wege-der-mystik.de/jetzt2007.htm

Das schrieb der Sufi Hafis - der den Koran schon als Kind auswendig gelernt hatte -  im 14. Jahrhundert!

Im 21. Jahrhundert haben wir, die Möglichkeit die „Denker“ kennen zu lernen, die jedem Menschen das Vermögen zusprechen, in seinem eigenen Inneren das „Ganze“ zu entdecken.

Deine ermutigenden Erfahrungen mit dem Buddhismus kann ich gut nachempfinden. Der beeindruckende Meditationslehrer  Siddhartha Gautama fand seinem Weg zur „Erleuchtung“ unter der Pappelfeige. Er hatte auch erkannt, dass alle Wesen die Buddhanatur in sich tragen.

Aber auch im Buddhismus entstanden Orthodoxien.

Vor dem Hintergrund meiner ZEN-Praxis war ich schockiert, als ich erfuhr, dass auch Vertreter des japanischen ZEN-Buddhismus während des japanischen Faschismus für schwere Menschenrechtsverletzungen  verantwortlich waren.

https://hpd.de/node/7985

Ich möchte Dir raten, die Suche nach DEINEM Weg fortzusetzen. Dabei halte ich – aufgrund meiner eigenen Erfahrungen – die Teilnahme   an einer Meditationsgruppe für sinnvoll.

Aber wichtig finde ich auch, dass du dir deine Skepsis gegenüber „Glaubenssystemen“ bewahrst.

  Gasshō!

Weisheit mögen die Buddhisten schon haben, auch solche Weisheit die glücklich macht. Aber das allein wäre mir zu wenig. Was Du brauchst ist das Leben in seiner ganzen Fülle. Dieses wirst Du in keiner Religion der Welt finden, auch nicht in der christlichen Religion. Aber in der Person Jesu Christi findest Du echten Frieden, also nicht nur Glück, sondern das echte Leben. Dabei brauchst Du Dich noch nicht einmal irgend einer Kirche zu verpflichten. Bete Ihn einfach an und frag' Ihn ganz offen nach dem Leben, was Du suchst. Du wirst merken, dass Er antwortet.

Du sagst, dass Du schon einmal Christ warst? Wie kann es dann sein, dass Du es jetzt nicht mehr bist? Was hat Dich denn davon abgebracht? Waren es andere Christen, die Dich enttäuscht haben?