Wing Tsun oder aikido?

4 Antworten

Schau dir den Film "Ip Man" an dann wird dir die Entscheidung leicht fallen. Ist ein sehr guter Film und du siehst den Kampfstil.

joriti1999  28.02.2017, 06:47

Moment... Nein... Man sieht eine Art Kampfstil. Die Filme sind gut und unterhaltend, haben aber mit echtem WingTsun/WingChun eher wenig zu tun.

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OnkelSchorsch  28.02.2017, 13:31

"Ip Man" ist ein Film. Mit der Realität hat das nichts zu tun. Das ist etwa so, als würdest du jemandem, der was über Raumfahrt wissen will, STAR WARS empfehlen.

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leon0212  09.03.2017, 14:45

Trotzdem ist es ein cooler Film

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Ich selbst bin Aikidoka und stehe dir bei Fragen zum Thema Aikido gerne zur Verfügung.

Aikido

Grundlegendes zum Aikido (Bewegungsmuster, Waffen usw.) habe ich hier schon einmal auf gutefrage.net zusammengefasst und mit ein paar Videos ergänzt und aufgelockert:

https://www.gutefrage.net/frage/welche-kampfsportart-gefaellt-euch-und-warum-welche-macht-ihr?foundIn=list-answers-by-user#answer-202694589

Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass du obigen Link gelesen hast, so dass ich mich bei diesen Dingen nicht wiederholen muss. Wenn noch irgendetwas unklar sein sollte, kannst du natürlich gerne fragen. :-)

Wing Chun

Das Problem der Seriosität hat OnkelSchorsch ja schon angesprochen und da ich lediglich als Außenstehender davon Kenntnis habe, fühle ich mich nicht qualifiziert, da wirklich ein Urteil abzugeben.

Probetraining

Letztlich ist das sinnvollste was du machen kannst aber, dass du für beide Disziplinen ein Probetraining vereinbarst und es ausprobierst.

Da es verschiedene Aikido-Stile gibt, kann es gut sein, dass dir zB ein Iwama-Stil mehr zusagt, als Nishio-Aikido, oder Tendoryu-Aikido eher als Yoshinkan-Aikido.

Manche sind eher meditativ angelegt, andere waffenzentrierter, oder legen den
Schwerpunkt mehr auf Selbstverteidigung - das ist aber auch lehrerabhängig.

Also versuche dich mal ruhig bei verschiedenen Vereinen in einem Probetraining und schau mal, wie man die Konzepte des Aikido dort angeht.

Egal ob du dich anschließend für Aikido, Wing Chun, oder irgendeinen anderen Stil entscheidest - ich wünsche dir viel Freude am Training. :-)

Woher ich das weiß:Hobby – Seit etwa 40 Jahren Training des Aikido
Riccy9822 
Fragesteller
 05.03.2017, 12:50

danke für die tolle Antwort!:-) jetzt meine Frage welche Aikido Stile gibt es und was genau wird bei den einzelnen als Thema vertieft? ich wollte am liebsten viel mit Selbstverteidigung aber auch etwas meditativ waffentraining eher weniger

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Enzylexikon  05.03.2017, 14:51
@Riccy9822

Das pauschal zu sagen ist nicht ganz einfach und ich hole dafür ein bisschen aus:

Morihei Ueshiba, der Begründer des Aikido, entwickelte seine Kampfkunst über einen langen Zeitraum hinweg - nicht nur technisch, sondern auch philosophisch.

Stile des "Vorkriegs-Aikido" sind tendentiell härter, der Einsatz von offensiven Techniken (Atemi) wird stärker betont.

Nach dem Krieg erklärte er, dies entspreche nicht mehr seinem Verständnis des Aikido.  Es sei eine Kunst des Friedens.

Das sieht man auch an den Bewegungen, sie wirken deutlich runder und harmonischer - sind deswegen aber nicht weniger effektiv.

Ausgehend von ihrem Hintergrund - manche Aikido-Lehrer hatten zuvor andere Kampfkünste trainiert  - und ihrer persönlichen Interpretation entstanden nach dem Tod von Ueshiba verschiedene Stile.

Aikikai Aikido

Aikido, das dem größten Weltverband, dem Aikikai mit Sitz in Tokyo folgt, ist meiner Meinung nach sehr lehrerabhängig.

Vereine die zB dem Aikikai-Lehrer Christian Tissier folgen, lehren ein sehr dynamisches Aikido, das sicher auf Menschen anspricht, die nach SV-Aspekten suchen.

Stefan Stenudd, ein schwedischer Aikikai-Lehrer zeigt auch die Anwendung gegen Aikido-untypische Angriffe und hat seinen persönlichen Lehrstil u.a. durch Nishio-Aikido erweitert

Man sollte also bei Aikikai-Vereinen schauen, ob sie zB schreiben, welche Personen den Stil der dortigen Lehrer besonders geprägt haben - dann kann man sich zB per Video einen Eindruck verschaffen.

Nishio Aikido

Der Begründer, Shoji Nishio, brachte seine Kenntnisse im Judo, Karate, Iaido und traditionellem Stock und Speerkampf ein. Alle wichtigen Bewegungen können waffenlos und bewaffnet geübt werden  Es betont die Anwendbarkeit und setzt auf frühzeitige Atemi.

Iwama Aikido

Die Iwama-Stile versuchen, das traditionelle Aikido des Gründers Morihei Ueshiba zu bewahren. Dadurch ist es körperbetont und das Training mit Stab und Schwert sind fest im Training verankert.

Konzepte des Aiki-Ken (Schwert) und Aiki-Jo (Stab) können natürlich im Ernstfall auch auf andere Gegenstände übertragen werden.

Manche scherzen, Iwama-Aikidoka seien so etwas wie die "harten Jungs" des Kriegs/Nachkriegs-Aikido.

Kumano Juku Aikido

Dieser Stil wurde von Michio Hikitsuchi begründet und betont die spirituellen Aspekte des Aikido sehr stark. In Europa wurde es durch Gerard Blaize bekannt

Die hier vermittelten Stabtechniken (Masakatsu Bojutsu) und der Schwertkampf (Sho Chiku Bai No Ken) nach Morihei Ueshiba sind sehr außergewöhnlich.

Yoshinkan Aikido

Gozo Shioda gründete Yoshinkan einen harten Stil mit seinem Hintergrund aus Judo und Kendo. Er wird auch bei der japanischen Bereitschaftspolizei gelehrt.

Hier spielt das "freie Training", bei dem Fortgeschrittene mit unterschiedlichen spontanen Angriffen und mehreren Angreifern konfrontiert werden, eine besondere Rolle.

Shodokan Aikido

Nach seinem Begründer Kenji Tomiki auch "Tomiki Aikido" genannt, ist einer der wenigen Aikido-Stile, in denen es sportliche Wettbewerbe gibt, was evtl, durch den Judo-Hintergrund von Tomiki zurückzuführen ist.

Da Wettkämpfe sonst unüblich sind, nennt man es manchmal auch "Sport-Aikido".

Ki-Aikido

Das "Aikido in Einheit von Geist und Körper" (Shin-Shin-Toitsu-Aikido) wie es eigentlich richtig heißt, wurde von Koichi Tohei begründet.

Tohei legte viel Wert auf die Entwicklung und Nutzung der Energie (Ki), anstatt Muskelkraft und so sind heute noch Ki-Übungen zum Training.

Neben Aikido lehrte Tohei auch, wie man die Lebensenergie Ki im täglichen Leben und bei körperlichen Problemen nutzen kann.

Das sind jetzt nur einige Stile die mir einfallen, denn es gibt natürlich noch mehr, zudem noch nationale Verbände der verschiedenen Länder usw.

BDAL Aikido

Vereine die dem Bundesverband Deutscher Aikido Lehrer (BDAL) angehören, vermitteln eine Mischung aus praktischen und meditativen Aspekten.

ich selbst trainiere bei einem Verein des BDAL und bin mit dem Konzept dort sehr zufrieden. Selbstverteidigung wird nicht besonders betont beim Training, aber durchaus vermittelt.

Es basiert vor allem auf Einflüssen von Seigo Yamaguchi, der eine Bewegungsökonomie anstrebte und aus seiner Sicht unnötig komplexe Durchführungen auf das Wesentliche reduzierte.

Soweit erst einmal von mir.

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Da können wir jetzt viel schreiben und dennoch nichts von Belang für dich sagen.

Deshalb:
Besuche bei den dich interessierenden Gruppen die Probetrainings. Da merkst du dann, wo es dir gefällt.

Ein Tipp allerdings: Es gibt gerade auch im Bereich des WingTsun leider hin und wieder Schulen, bei denen der finanzielle Aspekt sehr im Vordergrund steckt. Die sind dann ähnlich aufgebaut wie Scientology - man zahlt und zahlt und zahlt, und lernt nur wenig, wird dabei aber dahingehend indoktriniert, man sei bei der Superobermegagruppe. Also sei ein bisschen vorsichtig bei der Wahl des WT-Dachverbandes. Die meisten sind seriös aber es gibt da eine, bei der nicht nur ich so meine Bedenken habe.

Was die Techniken angeht, so gibt es etwa beim Aikido von Stil zu Stil und sogar von Club zu Club Unterschiede. Der eine Lehrer betreibt eine Art Meditation in Bewegung, der andere lehrt knackig harten Fight-Style.

Generell gilt es zu beachten, dass elaborierte Kampfsysteme wie Aikido und (gutes) WingTsun sehr viel bringen, körperlich wie mental, dass man in guten Clubs lernt, mit Stress umzugehen, auch mit Gefahrensituationen umzugehen. Kleines Detail am Rande: In dem Studio, in dem ich tätig bin, haben wir einen WingTsun-Lehrer, der auch Aikido-Dangraduierter ist. Das ist alles so weit nicht auseinander.


joriti1999  28.02.2017, 06:45

Ich halte Vergleiche mit Scientology für eher nicht angebracht. Ja, man zahlt rech viel. Man sollte aber auch nicht vergessen, dass man durchaus aus dem Verband austreten kann...

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Riccy9822 
Fragesteller
 05.03.2017, 12:55

sagt dir der EWTO Verband etwas?

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Ich meinte natürlich Wing tsun