Welche Kampfkunst ist effektiver, Karate oder Wing Tsun?

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Ich praktiziere seit fast 9 Jahren wing tsun. Ich hatte leider schon öfter das Pech es anwenden zu müssen weil ich zum Beispiel festgehalten und bedroht wurde oder jemand versucht hat mich zusammen zu schlagen. Ich konnte mich mit wing tsun immer gut verteidigen. Welche der beiden kampfstyle du beforzugst kommt auf deine persönlichen Interessen an. Mit Karate kann man sich bestimmt gut verteidigen allerdings geht es da um Techniken und sowohl die Abwehr als auch der Angriff erfolgt mit harten Techniken und schweren schritten. Bei wing tsun hingegen lernt man zwar auch Techniken, jedoch wird hier mehr wert auf Fähigkeiten gelegt. Natürlich braucht man auch techniken und schritte, jedoch kann man diese wenn man gewisse grundfähigkeiten beherrscht auf jeden Angriff anpassen. Bei wing tsun sind die meisten Techniken eher weich und die Schritte leicht und schnell. Für eine gute Selbstverteidigung ist wing tsun wirklich zu enpfehlen. Es werden direkt am Anfang der "ausbildung" die Verteidigung gegen die Angriffe die heut zu tage am häufigsten auf der Straße vorkommen gelerht.

"Effektive Selbstverteidigung" ist ein großes Feld und kann nur dann "korrekt" trainiert werden, wenn man die hiesigen Bedingungen dabei berücksichtigt, also die gesetzlichen Vorgaben, die Selbstverteidigung regelt. Denn: SV ist nicht "einfach eine Kopperei", sondern jene NOTWENDIGEN Maßnahmen, einen gegenwärtigen Angriff auf (verschiedene Dinge*) abzuwehren. *Zu diesen gehören. Körperliche Unversehrtheit aber auch weitere schützenswerte "Güter", wie die Unverletzlichkeit der Wohnung, Eigentum etc... Dazu gehört auch der Bereich der Nothilfe, die eine besondere Stellung einnimmt.

In Anbetracht des Umfangs, den SV einschließt, ist unschwer zu erkennen, dass "nur gutes Reinhauen" nicht der richtige Ansatz ist.

Kampfsportarten - ganz allgemein - befassen sich nicht mit SV. Sie unterrichten Kampfstile, die dem Wesen nach im Wettbewerb ausgetragen werden, also bestimmten Regulativen unterliegen, auf die hin sich spezialisiert wird. So lernt ein Boxer "nicht" sich gegen Fußtritte zu verteidigen oder gegenüber Messerangriffe, ein Judoka "nicht", sich gegen einen Stock zu wehren... etc.

Natürlich können Kampfsportler auch "zulangen" und sich in bestimmten Situationen gut verteidigen, jedoch ist ihre Ausbildung nicht auf SV hin ausgerichtet. Es KANN somit vorkommen (und erfahrungsgemäß kommt es immer wieder vor), dass Kampfsportler hinterher noch juristische Probleme bekommen, weil sie in einer SV-Situation nicht so gehandelt haben, wie es der Gesetzgeber einräumt.

Wing Tsun ist auch kein reines SV-System, sondern ein Kampfsystem, dass ohne den Aspekt des Wettbewerbs den Angreifer in allen denkbaren Verhaltensweisen "beantwortet". Es gibt jedoch Linien im Wing Tsun, z.B. die Linie der EWTO, die das Wing Tsun sehr gezielt unter dem Aspekt der SV vermittelt, hierfür sogar eine eigens dafür entwickelte Sparte installiert haben (Blitz Defence), die sich ausschließlich mit SV befasst.

Ich halte diese Lösung für jene Leute, die "in (relativ) kurzer Zeit" verteidigungsfähig werden wollen, für eine sehr geeignete Lösung.

Grundsätzlich muss aber gesagt werden, dass - egal in welchem Stil trainiert wird - das einem nichts geschenkt wird. Sich anmelden und "ein bisschen mitmachen" reicht nicht aus. Angreifer auf der Straße werden keine Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten nehmen und sehen in dem Anderen "das Opfer". Man muss hart trainieren, auch im Sparring sich nicht schonen und eigene mentale Kompetenzen entwickeln, um draußen nicht in die "Opfer-Rolle" zu verfallen. Die Straße ist eben kein Dojo, man ist selten gerade aufgewärmt oder hat Sportbekleidung an. Man muss mit seinen Ängsten ebenso zurecht kommen, wie mit der Tatsache, den Angreifer ohne Schutzbekleidung oder Handschuhe "angemessen" zu schädigen.

Gruß, GuteKKFeh

Was ganz anderes: schon mal an Krav Maga gedacht?