Wieso redet man immer über Klimawandel und Trockenheit - in Istanbul sind viele Straßen unter wasser zurzeit wegen zu viel regen?
Letzte woche war in tirol der wasserstand viel zu hoch. Die donau stieg. Dann heute sind in vielen istanbul teilen straßen unter wasser. Es gibt genug wasser und kein klimawandel. Wo ist die trockenheit?
14 Antworten
- Höhere Temperatur = höhere Evapotranspiration, d. h. die Gesamtverdunstung von Wasser aus Böden, Pflanzen und Gewässern. Das kann zu mehr Dürren in dieser Region führen und zu mehr Wasserdampf in der Atmosphäre.
- Eine wärmere Atmosphäre wiederum kann mehr Wasserdampf speichern, was die Intensität und Länge z.B. von Regenfälle erhöhen kann. Laut dem AR6 des IPCC zeigen kombinierte Satelliten- und "Reanalyse-Schätzungen" sowie CMIP6-Simulationen - auf die Atmosphäre (1988-2014) einen Anstieg des Wasserdampfs im globalen Mittel von 6,7 ± 0,3 % °C-1, was nahe an der Clausius-Clapeyron-Rate liegt (Allan et al. 2020).
- Änderungen der Meeresoberflächentemperaturen (SST) wirken sich auch auf die atmosphärische Zirkulation und die Niederschläge aus. Dieser Wert ist aktuell auf Rekord Niveau (Global sea surface temperature | Copernicus).
Wie das ganze dann statistisch aussieht, siehe hier:
Scientists have published more than 400 peer-reviewed studies looking at weather extremes around the world, from wildfires in the US and heatwaves in India and Pakistan to typhoons in Asia and record-breaking rainfall in the UK . The result is mounting evidence that human activity is raising the risk of some types of extreme weather, especially those linked to heat.
Mapped: How climate change affects extreme weather around the world
In der Karte (siehe Link) waren 71% der 504 extremen Wetterereignisse, die untersucht wurden, durch den anthropogenen Klimawandel wahrscheinlicher oder schwerwiegender geworden. Für 9% der Ereignisse wurde der Einfluss des Klimawandels verringert, was bedeutet, dass insgesamt 80% der Ereignisse eine menschliche Auswirkung hatten. Lediglich die verbleibenden 20% der Ereignisse zeigten keine erkennbare Einflussnahme des Menschen.
Diese Grafik veranschaulicht das ganze nochmals etwas genauer. Insgesamt lässt sich also sagen, dass der anthropogene Treibhauseffekt einen großen Einfluss auf Extremwetterereignisse hat - auch auf stärkere Regenfälle. Eine ausführlichere Liste der Wetterereignisse kann man hier einsehen:
DATA Carbon Brief Attribution Database 2022 update - Google Drive
Wärmeres Klima bedeutet nicht nur mehr Trockenheit, sondern auch häufigere Unwetter, denn warme Luft enthält mehr Energie und kann über dem Meer auch mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Alle Wetterextreme nehmen zu.
Genau deshalb! Klimawandel heisst: mehr Energie in der Atmosphäre, heisst mehr und häufigere Extreme.
Man kann also auch über Regenfluten oder Schneestürme oder Hagelunwetter oder Erdrutsche oder Felsstürze oder Waldbrände oder Trinkwassermangel oder Algenvergiftung an Badestränden oder veränderte Meeresströmungen oder schwindende Nahrungsgrundlagen oder weniger Insekten oder mehr Schädlinge oder gigantischen Migrationsdruck usw. reden.
höhere Temperaturen => wärmere Meere => mehr verdunstetes Wasser in der Atmosphäre => heftigeres kondensiertes Wasser auf dem Boden, nur eben nicht gleichmäßig und nicht überall.
Klimawandel betrifft nicht nur Trockenheit. Durch ihn kann es vermehrt Stürme, Trockenphasen, Veränderungen der jahreszeitlichen Temperaturschwankungen, stärkere Regenfälle in kurzer Zeit - das, was du zitierst - mit den Folgen Hochwasser und/oder mehr Regen hier, weniger dort geben. Die sekundären Folgen können sein: Ernteausfälle, Überschwemmungen. Probleme der Menschen mit Hitze, Ungeziefer, z. B. Fliegen, die bislang nur in tropisch warmen Gebieten Krankheiten übertragen konnten.
Nur wer sich mit halbem Interesse für dieses Szenario informiert, kommt auf ein fehlerhaftes Wissen. ;-)