Wieso reagieren Menschen negativ auf meine Sterilisation?

18 Antworten

Bist du eine Frau, unter 40/45 und hast keine Kinder? Wenn ja, wie genau hast du es geschafft, einen Arzt zu finden, der diesen Eingriff durchführt?

Ich bin selbst eine Frau, 38 Jahre alt, glücklich verheiratet - und mir mit meinem Mann einig, dass wir keine eigenen Kinder bekommen wollen. Das Bullshit-Bingo von "Ihr seid egoisitisch!" bis "Wer soll denn im Alter für euch sorgen?" ist mir also absolut bekannt, alles schon da gewesen, alles schon gehört. Nervt tierisch.

Allerdings stelle ich durchaus zunehmend fest, dass ein gewisser gesellschaftlicher Wandel immer mehr stattfindet. Gerade bei den jüngeren Generationen wird angesichts von Klimawandel und Co. keineswegs mehr das Kinderkriegen als etwas so super selbstverständliches, "was halt dazugehört", betrachtet, sondern erheblich kritischer gesehen. Und in allen möglichen Bereichen wächst ja auch zunehmend die Toleranz und Akzeptanz ganz unterschiedlicher Lebensweisen.

Dennoch, wie du einen Arzt für diesen Eingriff gefunden hast, würde mich echt mal interessieren. Denn normalerweise hat man als Frau ohne Kinder und nicht kurz vor den Wechseljahren da keinerlei Chance. Teenies wird zugestanden, die Entscheidung für ein Kind komplett selbstständig treffen zu können (was ich keineswegs ändern wollen würde - your body, your choice, das gilt natürlich auch in diese Richtung!). Aber gestandene, erwachsene Frauen, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen, berufstätig und gefestigte Persönlichkeiten sind, die werden bei dem Wunsch nach einer Sterilisation in aller Regel komplett infantilisiert, nicht für voll genommen und behandelt, als wären sie nicht in der Lage, die Konsequenzen dieser Entscheidung abschätzen zu können...

October2011  25.02.2023, 14:23

Solltest du/ ihr den Eingriff wollen, dann drücke ich euch die Daumen, dass ihr dafür einen Arzt findet.

Mit 38 stehst du definitiv fest im Leben und kannst fundierte Entscheidungen treffen.

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HappyMe1984  25.02.2023, 15:47
@October2011

Würde man meinen, ja ;). Aber auch mit 38 scheinen eben viele - inklusive der Ärzte - eben dann doch noch der Ansicht zu sein, dass ich ja in den nächsten 5-10 Jahren meine Meinung noch mal komplett ändern könnte, weil ich ja aus irgendwelchen Gründen nicht in der Lage bin, zu erkennen, dass so ein Eingriff eine endgültige Entscheidung wäre ;).

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mjutu  26.02.2023, 10:48

Bei Männern wird eine Durchtrennung der Samenleiter eher durchgeführt. Das OP-Risiko ist kleiner und es ist kein großer Aufwand das rückgängig zu machen. Wäre das eine Alternative für euch?

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HappyMe1984  26.02.2023, 11:35
@mjutu

Ist mir absolut und bekannt ;). Aber mir geht's eben nicht nur um eine Lösung für meinen Mann und mich privat, sondern eben auch und gerade um das "große Ganze", um genau diese Ungleichbehandlung und letztendlich ja eine gewisse Entmündigung von Frauen dabei. Was es nur umso übler macht, dass Vasektomien für Männer so easy durchgewunken werden...

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Wie alt bist du?

Man findet in Deutschland kaum einen Arzt, der eine junge Frau sterilisiert. Vielleicht wird das als erschreckend empfunden. Zudem könnte man befürchten, dass du deine Meinung in Zukunft änderst. Darum nutzen die meisten Frauen Verhütungsmittel statt einer Sterilisation.

Ich liebe mein Leben viel zu sehr, um es für ein kind aufzugeben (keine Freiheit mehr, Verantwortung)!

Hier werden dir viele Menschen widersprechen, die eine ganz andere Ansicht haben. Man gibt nicht sein Leben auf, wenn man es zusammen mit den Kindern lebt. Man kann gerade auch mit Kindern zusätzliche Freiheiten erleben. Viele Erwachsene vergessen ja, wie schön es ist barfuß durch den Regen zu hüpfen oder Lego zu bauen. Kinder bringen da erfrischende neue Ideen ins Leben.

Unterschiedliche Meinungen zu haben ist aber keine negative Kritik an dir.

Loka95  25.02.2023, 12:37

Es ist eine Sache für sich selbst Kinder als was Schönes zu empfinden. Aber man bekommt wirklich sehr viel negative Kritik, wenn man es nicht auch so sieht. Der Vorwurf egoistisch, unreif, asozial zu sein oä kommt sehr häufig.

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mjutu  26.02.2023, 11:12
@Loka95

Ich finde es erschreckend, einen Vorwurf daraus zu machen, wenn jemand keine Kinder haben möchte. Gerade "egoistisch, unreif und asozial" sind da absurd. Ja, manche Menschen sind egoistisch. Ist es dann aber keine sehr sehr gute Idee, keine Kinder zu bekommen - vor allem für die Kinder? Reife fällt auch nicht vom Himmel und wieso sollte ein Mensch nicht das Vorrecht haben, einen Teil seiner Unreife bis ins hohe Alter zu behalten, wenn es nun mal seinen Lebensumständen entspricht? Wäre es nicht viel asozialer, bei einem Verhalten, das andere also "asozial" betrachten, zusätzlich auch noch Kinder in die Welt zu setzen?

Wenn ein Erwachsener oder ein Paar entscheidet, keine Kindern zeugen zu wollen, haben sie für diese Entscheidung meinen Respekt. Ich beglückwünsche auch jeden, der erfolgreich verhütet. Auch ich habe viel öfter verhütet als Kinder gezeugt und halte das für eine herausragend gute Idee, obwohl ich persönlich Kinder für eine wundervolle Bereicherung des Lebens halte. Aber eben nur, wenn es passt.

Eine Freundin von mir leidet unter dem Borderline-Syndrom und hat in einer Depression mit 30 Jahren nach einem Arzt gesucht, der sie sterilisiert. Sie war so verzweifelt und jenseits ihrer Kräfte, dass sie glaubhaft versichern konnte, dass eine Schwangerschaft und die Verantwortung ein Kind zu gebären sie umbringen würde. Trotzdem hat sich jeder Arzt geweigert, die OP durchzuführen.

Das Borderline-Syndrom kann mit einem eingeschränkten emotionalen Gedächtnis einhergehen. Mit einem neuen Partner betrachtete sie ein paar Jahre später Kinder als ihren Lebenswunsch und wurde geplant schwanger.

Ich verstehe, dass Ärzte sich aus solchen Lebenswegen raushalten. Wie könnte man im Vor- oder Nachhinein entscheiden, was richtig und falsch sein wird bzw. gewesen ist?!

Wer sich kennt und im Sinne der Kinder entscheidet, ob er welche bekommen will oder nicht, ist in meinen Augen weise und liebevoll. Es erfordert Reife zu erkennen, dass man sich für zu unreif hält. Egoismus ist sympathischer als auf Kosten der Kinder ein Klischee durchzuziehen.

Ist das nicht naheliegend? Nein, Menschen sind Tiere und der Fortpflanzungstrieb ist viel tiefer verwurzelt als Logik und Mitgefühl. Der soziale Druck lässt uns andere unter Druck setzen: "Es ist egal ob du leidest oder Mist baust, denn bald bist du sowieso tot und nur die nachfolgenden Generation sind der Sinn der Existenz." Das ist auch nicht reifer oder sozialer, sondern unser Instinkt.

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Mein Arzt macht das erst ab 40 oder wenn man schon 2 Kinder hat. Das sind die Bedingungen bei fast jeden Arzt.

Von Experten Rockige und DianaValesko bestätigt

Ist es so wichtig, was andere sagen?

Ich finde, jeder sollte selbst entscheiden, ob und wie viele Kinder er bekommt.

Und Deine Mutter versteh halt nicht, daß es Menschen gibt, die eben keine Kinder wollen.

Leute mit Kindern geben einen auch gerne daß Gefühl, man würde das größte Glück der Welt verpassen und/oder mit Füßen treten und das auf eine Art, als wäre man etwas zurückgeblieben - Respekt oder wenigstens aktzeptanz Fehlanzeige.

Und bei Frauen ist das ja noch schlimmer: wie, keine Kinder? Was stimmt mit der nicht?