Wieso macht meine Therapeutin oft so unangenehme Redepausen?

7 Antworten

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Frage sie bitte und rede darüber, wie es dir damit ergeht.

Diese REdepausen mache ich auch. Ich will damit dem Klienten die Möglichkeit geben, seine ureigenen Themen zu finden. Ohne ihm etwas vorzugeben. Du selbst sollst den Raum ausfüllen mit dem, was dir wichtig ist. Und wenn du dabei Druck verspürst, dann ist eben das dir wichtig.

In einer Lehrtherapie - man lernt Therapie indem man selbst therapiert wird - sagte mein Lehrtherapeut nur "Guten Tag" und dann schaute er mich ruhig an und sagte nichts. Sehr unangenehm zuerst, später gewöhnte ich nich daran. Aber bei dem Schweigen blühen die Projektionen. Und wie.
"Warum sagt der nichts? Was soll das. Warum macht er das? Mag er mich überhaupt? Vielleicht will er mich ja loswerden. Ja, ich glaube, er mag mich in Wirklichkeit nicht. Er hasst mich. Der gemeine Kerl...."

Allerdings ist das Lehrtherapie. Da mutet man den Analysanden mehr zu als einem Patienten.

Aber all die Fragen, Vermutungen et.c.. in deinem Kopf, die durch das Schweigen entstehen, erzählen eine Menge über dich selbst. Rede also darüber! DAs Schweigen des Therapeuten ist unangenehm , oft bedrohlich, aber sehr, sehr wertvoll. Ein guter WEg, um den Patienten vom Labern über etwas - Mindfuckig genannt - abzuhalten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Vielleicht möchte die Therapeutin einfach nur schauen, wie Du auf ihre Aussagen reagierst und Dir die Gelegenheit geben, Dich dazu zu äußern und eigene Gedanken einzubringen. Eine Therapie ist ja schließlich kein Monolog, den Du Dir anhören mußt, sondern Du sollst auch Deine Gedenken und Gefühle zum Ausdruck bringen. Würde die Therapeutin ununterbrochen reden, würde sich womöglich jemand (anderes) beschweren, daß sie einem keine Gelegenheit gibt, sich dazu zu äußern.

Es ist natürlich auch möglich, daß die Therapeutin selbst mal eine kleine Pause braucht, um nachzudenken oder ihre Gedanken in Worte zu fassen. Von einem „Trick“ im eigentlichen Sinne würde ich erst mal nicht ausgehen, es kann natürlich sein, daß sie auch „absichtlich“ mal schauen will, ob Du irgendwie angespannt auf solche Pausen reagierst oder sie Dich daran „gewöhnen“ will ‑ je nachdem, weshalb Du in therapeutischer Behandlung bist.

Vielleicht möchte sie dir Zeit geben, um über etwas nachzudenken, oder sie möchte dich mit der unangenehmen Pause ein bisschen aus der Reserve locken, dass du vielleicht etwas mehr erzählst.

Womöglich denkt sie aber auch selbst im Moment über das gesagte nach und lässt es auf sich wirken, um eine sinnvolle weitere Gesprächsführung zu erzielen.

T3Fahrer

Die Therapie ist ein Raum, in welchem Du von Deinem Erleben erzählen kannst. Dafür braucht es aber den Raum auch - der ist anders als im Alltag länger und intensiver. Es geht dort weiter, wo Du sonst bei Freunden aufhörst zu erzählen. Dort, wo zu ende gedacht ist, soll weitergedacht werden. Dort, wo Du eine Haltung hast oder nur Schreckliches zu sehen ist, soll es weitergehen, Dinge mal anders betrachten, Motive der eigenen Handlung erzählen... Auch Peinlichkeiten brauchen länger, bis man sich traut sie zu erzählen. Deshalb ist die Dynamik in solchen Gesprächen auch etwas schräg: es dauert länger, man hat mehr Zeit, es ruht auf einem so ein verweilender Blick...

Sie versucht dich Ernst zu nehmen. Daher analysiert Sie manchmal dein gesagtes, ob es dir wirklich wichtig ist oder ob du nur was dahersagst.

Aber es ist eher ein Gutes Zeichen als ein Schlechtes.

Ich denke Sie will auch nicht unangebracht lachen wenn etwas witzig klingt obwohl du es Ernst meinst.