Wie viele Quellen bei empirischer Arbeit?
Meine Freundin muss eine 30-seitige Bachelorarbeit schreiben. Sie macht dazu eine eigene, kleine Forschung in Form von Interviews. Das Thema ist nahezu unerforscht, weshalb sie sich jetzt die Frage stellt, ob es in Ordnung ist, nur wenige bereits existierende Quellen zu verwenden und sich verstärkt auf die eigene Forschung zu konzentrieren.
Derzeit kommt sie auf 15 verschiedene Quellen im Theorieteil (der ungefähr 10 Seiten umfasst, die restlichen 20 Seiten bestehen aus ihrer eigenen Forschung).
Passt das so? In theoretischen Bachelorarbeiten ohne eigene Forschung kommen ja immer viel mehr Quellen zusammen, aber in empirischen Arbeiten liegt der Fokus mehr auf eigenen Ergebnissen oder?
2 Antworten
Hi,
diese Frage sollte sie definitiv mit ihren Betreuer:innen klären.
Mir drängt sich hier etwas der Verdacht auf, dass die Literaturrecherche nicht umfassend erfolgt ist. Es gibt, selbst bei sehr unerforschten Themen (und die wenigsten Bachelorarbeiten bearbeiten solche Themen) i.d.R. deutlich mehr Literatur auf der man aufbaut.
Egal ob es sich um eine empirische Arbeit handelt oder eine Literaturarbeit, der Forschungsstand zum jeweiligen Thema muss umfassend dargestellt werden. Man kann daher keine allgemeingültige Antwort auf die Frage geben wie viele Quellen ausreichend sind. Auch wenn das eine der Lieblingsfragen meiner Studierenden ist. Kurz gefolgt von "wie viele Quellenangaben brauche ich pro Seite". ;) Beides lässt sich nicht pauschal beantworten. Jedenfalls nicht ohne Thema, Fragestellung und Aufbau der Arbeit zu kennen. Für ihre Note wäre es allerdings fatal, wenn sie die Literaturrecherche zugunsten der Erhebung vernachlässigt hat. Und das ist bei empirischen Abschlussarbeiten leider sehr oft der Fall. Daher: Aufbau und Literaturlage mit Prüfer:innen abklären. Dann gibts kein böses Erwachen.
Lg Susan
Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Sie hatte bereits ein Gespräch mit dem Betreuer, in dem er sagte, dass sie den Fokus wirklich auf die Interviews legen soll. Die Einführung durch einen theoretischen Teil sei zwar wichtig, aber die Auswertung der Daten aus den Interviews sollte die Hauptaufgabe sein. Das hat sie ein wenig verunsichert, weshalb in zwei Wochen ein weiteres Gespräch stattfindet.
Ich würde schon sagen, dass sie in den letzten zwei Monaten umfassend recherchiert hat, das Thema ist nur ziemlich neu, weil es einen Pandemie-Bezug hat. Deshalb gibt's da quasi noch nicht so viel dazu.
Liebe Grüße zurück!
Sie hat keinen Professor, der sie betreut oder eine Studienberatung? Manchmal frage ich mich schon, wie manche Menschen früher, ohne das Internet, überlebt hätten...
Aus meiner Sicht ist es gut, sich hauptsächlich auf die eigene "Forschung" zu konzentrieren. Ob Interviews dazu ausreichen, weiß ich nicht. Das hängt vermutlich davon ab, wie systematisch sie an die Sache rangeht und wie sie das auswertet.
Ihr Betreuer hat noch zwei Wochen Urlaub und dann haben die beiden ein Gespräch. Es schadet ja nichts, sich mehrere Meinungen einzuholen. :-)